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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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dringenden Funkspruch für Sie. Capitaine Chevalier möchte Sie sprechen.«
    Chevalier? Was wollte der denn? Matt durchfuhr ein Schrecken. War vielleicht etwas mit Xij passiert? »Können Sie ihn durchstellen?«, fragte er gepresst.
    »Natürlich.«
    Das Funkgerät rauschte, dann erklang die Stimme des Capitaine. »Chevalier an Drax«, knisterte es undeutlich aus der Box. »Hören Sie mich?«
    Matts ungutes Gefühl verstärkte sich. Er schraubte am Frequenzregler, bis der Kontakt klarer wurde. »Hier Matthew Drax«, meldete er sich. »Ich höre Sie.«
    ***
      Scootland
    Der Schein der Fackel und die Schritte kamen näher. Aruula hielt den Dolch fest in der Hand und wartete. Ob es ihr gelingen würde, aus ihrem Versteck hervorzuspringen und das Überraschungsmoment zu nutzen, wusste sie nicht. Noch immer strahlte der Schmerz von der Wirbelsäule aus in den Körper.
    Vor ihr begann eine Stimme mit unverständlichen Worten zu singen. Aruula kannte die Sprache nicht, aber die Worte klangen freundlich. Da sang ein alter Mann.
    Genau vor ihrem Versteck endete der harmonische Singsang. »Wen haben wir denn da?«, fragte eine Stimme mit ungewöhnlichem Dialekt. »Komm schon raus da, ich kann dich gegen den Wind riechen.«
    Obwohl die Worte rüde klangen, tat es die Stimme nicht. Der Mann redete, als würde er zu einem verängstigten Tier sprechen. Langsam schob sich Aruula vor, kampfbereit, doch der zwei Schritte entfernt stehende Alte schien keine Bedrohung darzustellen. Er trug ein langes graues Gewand; in der einen Hand hielt er eine Sichel, in der anderen die Fackel. Ein kleiner Korb, aus dem Kräuter ragten, baumelte in Schieflage an einem ledernen Gürtel. Sein langes Haar war so grau wie der Stoff der Kutte und sein Gesicht von Falten zerfurcht. Er musste mindestens siebzig Winter zählen, wenn nicht mehr. Ein struppiger Bart fiel ihm auf die Brust.
    »Ah!«, machte er vergnügt und zeigte ein erstaunlich vollständiges Gebiss. »Was so schlecht riecht, kann so gut aussehen.« Er ging weiter zurück und lächelte ihr freundlich zu. »Aber warum liegst du unter Samis-pu?«
    Schwerfällig zog sich Aruula an den Wurzeln hoch. »Samis-pu?«
    Der Alte wies auf Aruulas Versteck. »Samis-pu. Sie ist eine Elfe. Sie mag Waldbeeren und Klee. Und sie lästert gern über die Kobolde wegen deren borkiger Haut.«
    »Äh, ja.« Aruula streckte sich. Und verzog das Gesicht vor Schmerzen.
    Der Alte musterte sie und schüttelte den Kopf. »Wo habe ich nur meine Manieren«, sagte er wie zu sich selbst. Er zeigte mit der Handsichel auf sich. »Ich bin Kolchuu. Und du brauchst etwas Warmes zu Essen, was? Komm mit, die Nessel-Suppe müsste noch heiß sein.« Er stapfte ohne weitere Erklärungen voran und winkte ungeduldig, als Aruula zögerte.
    Schließlich kam er zurück, hängte die Sichel an den Gürtel und stützte sie ungefragt. »Was ist los, Mädchen? Hast du dich mit einem Troll geprügelt?«
    »Nicht ganz. Ich habe ein Steinhaus aufgefangen«, entgegnete Aruula, obwohl ihr gar nicht nach Scherzen zumute war. Der Mond schien als fahle Sichel zwischen den Bäumen hindurch und der Alte erschien ihr unwirklich. So froh sie war, dass die Räuber sie nicht gefunden hatten, sie traute Kolchuu nicht. Welcher normale Mensch schlich nachts im Wald herum, um Kräuter zu schneiden? Oder war er ein Druud?
    »Die Wirbelsäule, was?«, fragte Kolchuu und nahm beim Gehen ihre Hand. Er begann, auf dem Daumen zu massieren. »Das wird schon, das wird schon. Zuerst die Suppe und ein Tee. Kolchuu kümmert sich um dich.« Wieder sprach er, als müsste er ein nervöses Horsay besänftigen.
    Aruula ließ sich von ihm durch den Wald führen, blieb aber aufmerksam. Den Dolch hatte sie in ihren Gürtel gesteckt.
    Kolchuu führte sie zu einer Hütte aus Steinen und Holz, die nur unweit von Aruulas Versteck lag. So wie es aussah, schien er tatsächlich allein zu leben. Die Hütte war winzig, es gab nur einen Stuhl, einen schmalen Tisch und eine Bettstatt, bestehend aus einem Bärenfell.
    »Zieh den Mantel aus und setz dich, Mädchen, setz dich.«
    Die Anspannung wich von Aruula, sie spürte die Erschöpfung. Am liebsten wäre sie in sich zusammengesunken, um zu schlafen. Sie legte den Pelzmantel ab und setzte sich vorsichtig auf den Stuhl.
    Wenige Minuten später reichte ihr Kolchuu eine dampfende Brennnesselsuppe. Junge Nadelspitzen waren beigemischt und verliehen ihn ein leicht bitteres, aber würziges Aroma.
    Aruula sah sich in der Hütte des Einsiedlers

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