327 - Mit eisernem Willen
Armmuskeln zittern. Wenn da drüben wirklich mehrere Panthaas angriffen, begab sie sich in tödliche Gefahr. In der Dunkelheit würde es schwer sein, schnell genug zu reagieren. Lavalles Wunden sprachen für sich.
Nicht zweifeln , ermahnte sie sich. Handeln!
Etwas stach von hinten in ihren Oberarm. Sie fuhr herum, aber da war nichts. Im nächsten Moment begannen die Zeltumrisse vor ihr zu schwanken. Alles drehte sich. Benommen strauchelte sie, stürzte auf die Knie, ihr wurde übel.
Stöhnend hob Xij einen Arm, griff zu der schmerzenden Stelle. Da steckte etwas in ihrem Fleisch. Ein Pfeil. Gift! Ich bin getroffen ... Sie zog ihn heraus und wollte aufstehen, stürzte aber erneut zu Boden.
Merle kam zu ihr gerannt. »Xij! Was ist mit dir?«
Das Sprechen bereitete Xij Mühe. »Geh... in Deckung!«, lallte sie und hielt Merle den gefiederten Pfeil hin. »Da... schießt jemand aus dem... Hinterhalt!«
Merle packte sie und umschlang sie unter der Brust. »Ich bring dich in Sicherheit«, zischte sie. Hastig zerrte sie Xij am Zelt vorbei.
Xij kämpfte gegen eine Ohnmacht an. Die Rufe der Männer wurden immer leiser. Verzweifelt versuchte sie, bei Bewusstsein zu bleiben. Merle zerrte sie vom Lager fort, hinein in den Dschungel. »Wo bringst du mich hin?«
»Im Wald sind wir sicherer. Vertrau mir.«
Xij war versucht, ihr zu glauben. Merle kannte sich im Dschungel aus; sicher wusste sie, was sie tat.
Doch dann sah sie das Blasrohr, das an Merles Hüfte baumelte und bei jedem Schritt auf und ab hüpfte. Die Erkenntnis ließ sie erstarren.
»Du...?« Zweige peitschten in ihr Gesicht und ließen sie verstummen. Xij versuchte sich mit letzter Kraft zu wehren, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Die Nacht verschlang sie.
»Wo sind sie, verdammt?« Chevalier war außer sich.
»Wir haben alles abgesucht, mon Capitaine«, vermeldete der Legionär hastig, »aber nichts gefunden.«
»Merrde!«, fluchte Chevalier. »Sucht weiter, los!« Er stapfte zu den Überresten seines Zeltes. Erst jetzt, im Licht der Morgendämmerung, sah man die Schäden, die diese rasende Bestie angerichtet hatte. Dazu fehlte von den Wachen jede Spur. Und was Chevalier am meisten Sorgen machte: Die beiden Frauen waren verschwunden.
Einer der Suchtrupps kehrte zurück. Wiltord, ein junger, zielstrebiger Leschoneer, stand vor Chevalier stramm. »Die Wachen sind nicht aufzufinden, mon Capitaine. Aber wir haben Lavalle entdeckt. Er ist fürchterlich zugerichtet, aber er lebt.«
»Sonst noch was?«
»Ja, eine Schleifspur. Unweit des Frauenzeltes.«
»Von den Frauen?«
»Könnte sein. Oder von Almeida, der auch nicht aufzufinden ist.«
Chevalier nickte. Bei Almeida handelte es sich um die Wache, die er unweit des Frauenzeltes postiert hatte. »Danke, Caporal. Kümmert euch um Lavalle.«
Wiltord grüßte und ging.
»Und sucht weiter!«, rief Chevalier ihm nach. »Ich will, dass jeder Winkel durchkämmt wird!«
»Oui, mon Capitaine.« Wiltord eilte zu seinen Kameraden zurück.
Chevalier sah ihm grübelnd hinterher. Es war nicht auszuschließen, dass der Panthaa ein oder zwei Menschen in die Büsche geschleppt hatte, als Nahrungsvorrat. Aber vier Personen auf einmal? Obwohl es dunkel gewesen war, wusste er sicher, dass sie nicht von einem Rudel, sondern einem einzelnen Tier angegriffen worden waren.
Chevalier spielte mit dem Gedanken, die BASTILLE anzufunken – aber nicht gleich. Vielleicht hatten sie Glück und die Frauen waren nur vor dem Raubtier geflüchtet und kehrten bald zurück.
***
Matt fühlte sich alles andere als gut. Am Morgen waren die Schwindelanfälle zurückgekehrt, in heftigen Wellen.
Er befand sich mit Miki Takeo und Van Zant in einem der Hangars, wo der antike Militärhubschrauber stand. Der Android hatte ganze Arbeit geleistet und den NH90 in Rekordzeit instand gesetzt. Fragte sich nur noch, ob sie auch fliegen würde.
Matt stützte sich an einer Tischkante ab und versuchte Miki Takeos Ausführungen zu folgen, mit denen er Van Zant die technischen Details zu erklären versuchte. Die Skizzen weckten Erinnerungen an seine Zeit als Pilot. Er war auch an Helikoptern ausgebildet worden; zwar nicht an diesem Modell, trotzdem traue er sich zu, es zu fliegen.
Mike Takeo riss ihn aus seinen Gedanken. »Matthew?«
»Hm?«
»Bist du okay?«
Er nickte knapp. Der Android fixierte ihn kurz und wandte sich wieder Van Zant zu, um mit seinen Erklärungen fortzufahren.
Er hatte kaum drei Worte gesagt, da hallten plötzlich
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