Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
Plysteroxpanzerung schlugen und davonsirrten wie wütende Insekten, brachte er Kiké Tengoca zurück in den Hangar. Kaum hatten sie die sicheren Mauern erreicht, zerriss eine Explosion die Luft. Fahrzeugteile flogen herum und eine Rauchwolke erhob sich.
    Stille vom anderen Ende des Platzes. Dann empörte Stimmen. Wütend über den Verlust ihres Fluchtfahrzeugs, beschimpften die Regierungsbeamten die Carabineros. Die wiederum befanden sich im Schockzustand, weil einer von ihnen behauptete, ihren Hauptmann im Van gesehen zu haben. Gebannt blickten sie zum brennenden Wrack. Hatten sie wirklich ihren Anführer getötet?
    Keiner von ihnen achtete mehr auf Matthew Drax, der Xij inzwischen von den Fesseln befreit hatte und nun seine Laserwaffe vom Boden aufhob. Mit einem Satz war er beim Gouverneur, der damit beschäftigt war, das Blut seiner Wunde zu stillen. Vergebliche Liebesmüh; der Blasterschuss hatte ihm die halbe Hand weggerissen.
    Matt konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Er packte Dorgecà am Kragen und drückte ihm den Abstrahlpol der Laserpistole an den Hals. »Es ist vorbei, Exzellenz. Und ich rate dir dringend, das auch deinen Leuten klarzumachen.«
    Doch Juliano Dorgecà kam erst gar nicht dazu, Matts Rat zu befolgen. Vom Hangar her näherten sich die donnernden Schritte des heranstürmenden Androiden. Beim Anblick des über zwei Meter großen Maschinenmenschen flohen die Regierungsbeamten in alle Himmelsrichtungen, und die Carabineros ließen sofort ihre Waffen sinken, als sie die zornige Stimme ihres Hauptmanns hörten.
    »Waffen runter, ihr hirnlosen Ferkelratten!«, brüllte Kiké Tengoca vom Hangar herüber. »Wer es wagt zu schießen, dem ziehe ich persönlich die Haut ab!«
    ***
    Sanktuarium, Februar 2528
    » Wir gehen zu Mama!« In die Hände klatschend, hüpfte die Kleine hinter ihm her. »Hurra, wir gehen zu Mama!« Sie sang, hüpfte die Treppe hinauf, schien hochgradig vergnügt.
    Und die Andere, die Große, lief zielstrebig vor ihm her und nahm mit jedem Schritt drei Stufen auf einmal. Und je lauter die eine klatschte und hüpfte, und je schneller die andere die Wendeltreppe hinauf sprang, desto verdrossener fühlte sich Grao’sil’aana.
    Die beiden jungen Primärrassenvertreterinnen wurden ihm zunehmend suspekt. Schuld daran waren nicht zuletzt die Begegnung mit dem Sterbenden und das, was er ihm zugeflüstert hatte. Zusammenhangloses Zeug freilich, doch irgendwie... beunruhigend. Und dieses Gefühl mochte Grao ganz und gar nicht.
    Er folgte dem größeren Mädchen durch die Halle. Vor einem Metallregal blieb es stehen, deutete auf ein knappes Dutzend großer Rollen mit Nylonschnur.
    Grao nickte und nahm die Rollen an sich. Dabei echote es wieder in seinem Kopf: Die Mädchen und die Mutter – sie müssen sterben! Was sollte er damit anfangen? Von der Mutter war weit und breit keine Spur – und sollte er zwei Kinder umbringen, nur weil ein Sterbender halluziniert hatte?
    »Komm mit, lieber Grao!«
    Er folgte den Schwestern aus der Halle hinaus und dann an zerbrochenen Fassaden entlang bis zu einem Platz, auf dem gefällte Holzstämme sich stapelten. Und da war es wieder, das hartnäckige Gefühl, jemand würde ihn belauern.
    Grao’sil’aana blickte nach allen Seiten. Niemand war zu sehen, und dennoch – seine Sorge und sein Misstrauen wuchsen. Die Erinnerung an den bösen Traum kehrte zurück... War es denn ein Traum gewesen? Hier bin ich, hatte eine Stimme geraunt. Lass mich hinein, gib dich mir hin...
    »Wir gehen zu Mama! Hurra, Hurra!« Die aufgekratzte Kleine riss ihn aus seinen Gedanken.
    Nein, von den Kindern ging keine Gefahr aus. Aber sie fielen ihm zunehmend auf die Nerven. Er hätte sie besser im Dschungel sich selbst überlassen sollen. So wie er den Sterbenden sich selbst überlassen hatte.
    Er legte den Kopf in den Nacken, spähte in den wabernden Kuppelhimmel. Irgendwo da oben hing das zerfaserte Drahtseil, unerreichbar für jeden, der nicht fliegen konnte oder dem kein Fluggerät zur Verfügung stand.
    Und jetzt?
    Die Kleine hörte auf, in die Hände zu klatschen und zu rufen. Plötzlich war es ganz still.
    Still... bis auf ein röchelndes Schnaufen!
    Grao’sil’aana fuhr herum.
    Zwischen den gestapelten Baumstämmen und der nächsten Halle stand eines dieser gefräßigen Vogelmonster!
    »Weg mit euch!« Grao’sil’aana duckte sich wie zum Sprung. »In Deckung!« Seine Arme und Hände verwandelten sich in Stich- und Schlagwaffen.
    »Es tut dir nichts, dummer Grao!«

Weitere Kostenlose Bücher