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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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gewesen – aber wenig ratsam vor den Augen seiner Kumpane.
    »Du hast recht«, sagte er daher und verzog Bentleys Mund zu etwas, das man als Grinsen interpretieren konnte. »Aber jetzt entschuldige mich. Ich muss meine Runden zu Ende laufen.« Damit ließ er den Betrunkenen stehen und strebte dem Ausgang zu.
    Der Alarmruf, den er halbwegs erwartet hatte, blieb aus. Vermutlich hatte der Alkohol den Verstand des Dicken so vernebelt, dass er aus dem merkwürdigen Verhalten seines Kameraden keine Schlüsse und vor allem keine Konsequenzen zog.
    Unbehelligt erreichte Grao die Mannschaftsquartiere. Dort stopfte er warme Decken in den nachgebildeten Tornister und zog sich einen Fellmantel und Stiefel über. Natürlich hätte er die Sachen auch selbst ausformen können – aber sie hätten ihn nicht gewärmt.
    So ausgerüstet, verließ er in Gestalt Ben Bentleys das Capitol. Seelenruhig stieg er in eines der Kettenfahrzeuge und fuhr von dannen. Sein Ziel war der Freihandels-Hafen, wo er ein Schiff besteigen wollte, das ihn weit, weit weg von dieser unwirtlichen Eiswüste und seinen verrückten Bewohnern bringen sollte.
    ***
    Über der Karibischen See, April 2528
    Als Matthew Drax erwachte, lag er in Decken gehüllt im sicheren Shuttle. Zu seinen Füßen hatte sich Miki Takeo niedergelassen. »Wurde auch Zeit, dass du wieder zu dir kommst«, brummte er. »Wir müssen weiter.«
    »Unsensible Blechbüchse!« Xij beugte sich über Matt. Wasser tropfte aus ihrem Blondschopf. Sie küsste ihn und drohte ihm mit drastischen Maßnahmen, würde er nochmals solch einen Alleingang durchziehen.
    »Das sagt die Richtige«, entgegnete Matt und deutete auf die reglose Salma, die neben ihm lag. »Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Ja. Sie schläft. Wir konnten sie wiederbeleben. Das war wirklich Rettung im letzten Augenblick.«
    Nach einem heißen Tee aus der Bordküche und Takeos positiven Bericht über den Stand der Dinge fühlte sich Matt so weit gestärkt, wieder den Platz im Pilotensitz einzunehmen. Alle Chaymacaner hatten den Ritt über die Welle überlebt, und auch die Flöße selbst hatten der Belastung standgehalten. Als Xij die Rückfahrt ankündigte, jubelten die Menschen auf den schwimmenden Inseln.
    Als sie jedoch drei Stunden später die Küste erreicht hatten, schwiegen alle entsetzt.
    Nichts war mehr übrig von der einstigen Hafenstadt Harbour View. Steintrümmer und Baumleichen ragten aus den nur langsam zurückweichenden Fluten. Wasser, so weit das Auge reichte. Meer und Fluss schienen verschmolzen. Kein Leben regte sich. In Kingston würde es ähnlich aussehen.
    Es würde Wochen dauern, bis sich die Fluten ganz zurückgezogen hatten, und Jahre, bis die Infrastruktur wieder aufgebaut war. Langsam drang die Raumfähre ins Landesinnere vor, bis endlich die Ausläufer der Berge in Sicht kamen. Hier konnten die Leute an Land gehen.
    Bald darauf hieß es Abschied nehmen. Viele der geretteten Chaymacaner umarmten Xij und Matt und nickten dem Maschinenmenschen Miki Takeo ehrfurchtsvoll zu. Der alte Juan bedankte sich überschwänglich und tätschelte anerkennend die Außenhaut des Shuttles. »Besser hätten es meine kleinen Nixen auch nicht machen können«, lachte er.
    Salma steckte Matt eine ihre Federn ins Haar, als Dank für ihre Rettung. Pedró versprach, seinen Erstgeborenen nach ihm zu benennen, und der rothaarige Carlos überreichte Matthew sein Ganjapfeifchen. Selbst der dürre Pablo fand angesichts der verlorenen Heimat noch warme Worte für sie: »In den Liedern der Rastaffs werden eure Heldentaten erklingen.«
    Später schloss sich die Cockpitluke über den Köpfen der drei Gefährten. Das Shuttle hob ab und Miki holte die Koordinaten für die Weiterreise nach Mexiko auf den Computerbildschirm. Während die Insel unter ihnen zu einem kleinen Punkt schrumpfte, bemerkte Matthew das wohlige Gefühl von Frieden in sich. Lächelnd begegnete er Xij Hamlets fragendem Blick. Wie schön wäre es jetzt, mit ihr alleine zu sein. Hier oder in der Karibik. Ganz egal.
    ENDE

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