329 - Die Fährte der Roboter
Erfahrung, dass man die Zivilbevölkerung in den meisten Fällen anders einschätzen musste. Es sei denn, hier herrschte eine diktatorische Staatsform – aber danach sah es im Moment nicht aus.
Im Gehen fasste er Xij an der Schulter. »War das nicht ein wenig vorschnell, ihm unsere Hilfe anzubieten?«, fragte er leise. Dank der implantierten Translatoren, die sich auf die Sprache der Indios eingestellt hatten, konnte Gilbeeto sie jetzt verstehen – und sie ihn. »Wir wissen nicht, was in der Stadt vor sich geht. Und wenn diese Metallos durchbrechen, können wir mit Laserpistole und Kampfstab allein wenig ausrichten.«
Xij verlangsamte ihren Schritt, bis Gilbeeto sich ein paar Meter entfernt hatte. Der Junge wandte sich um, winkte ihnen und wollte sie zur Eile antreiben. Die Schlange um seinen Hals wippte auf und ab.
»Ich glaube, das war die beste Chance, die wir kriegen konnten«, meinte sie leise. »Nichts schafft mehr Vertrauen, als die Kinder eines Volkes vor einer Gefahr zu beschützen.«
»Falls deine Theorie stimmt«, gab Matt zurück, »und sich das rücksichtslose Vorgehen bei der BASTILLE wirklich nur auf die Gruppe Krieger beschränkte. Falls hier alle so drauf sind... na, danke.«
»Überleg doch mal«, konterte Xij. »Sie brauchen Waffen, um sich gegen diese Roboter zu verteidigen, haben selbst aber nur Speere und Messer. Natürlich schicken sie dann ein Elitekommando los und besorgen sich irgendwo etwas Wirksameres.«
»Die Frage ist nur: Woher haben sie das Wissen, Schnellfeuergewehre überhaupt zu bedienen?«, sprach Matt einen weiteren ungeklärten Punkt an. »Das sind Indios ! Die sollten mit modernem Kriegsgerät gar nicht umgehen können.«
Xij zuckte mit den Schultern. »Wenn wir uns lieb Kind machen, finden wir auch das noch heraus. Auch, warum sie Schlangen um den Hals tragen. Ist das nur ein Halsschmuck, irgendein Kult, oder hat es eine tiefere Bedeutung?«
Matt schauderte, und er rieb sich unwillkürlich die Schulter, in die eine Schlange in Kourou ihre Giftzähne geschlagen hatte. Drei Wochen hatte es gedauert, die Verletzung halbwegs auszukurieren! »Solange sie uns nicht dazu zwingen, diese Mode mitzumachen...«, brummte er.
Sie bogen in eine kleinere Seitengasse ein. Die Architektur der Stadt mutete seltsam an. Auf Betonsockeln, die noch aus der Zeit vor dem Kometen stammen mochten, waren traditionelle Hüttenbauten aus Holz, Schilf und Lehm errichtet worden. Einige Grundmauern standen noch und waren in die Konstruktionen integriert worden. Ein Flickenteppich aus allen vorhandenen Materialien und verwinkelten Anbauten.
Matt dachte an südamerikanische Favelas und südafrikanische Slums. In den Armensiedlungen am Rande von Großstädten hatte es Anfang des 21. Jahrhunderts auch so ausgesehen. Nur fehlte hier der Müll in den Gassen, weil davon in der Postapokalypse nichts mehr produziert wurde. Einer der wenigen Vorteile dieser Zukunft , ging es ihm durch den Kopf.
»Also schön«, meinte er schließlich. »Dann versuchen wir uns also mit den Indios anzufreunden. Trotzdem sollten wir auf der Hut sein.«
»Klar.« Xij legte einen Zahn zu, damit sie Gilbeeto nicht aus den Augen verloren. Der stand schon an der nächsten Ecke und wartete darauf, dass sie endlich zu ihm aufschlossen.
Während Matt versuchte, Schritt zu halten, nestelte er das Funkgerät aus seiner Brusttasche, um Miki Takeo an Bord des Shuttles Bescheid zu geben, wie sie weiter vorgehen würden. Er spielte wieder mal die Kavallerie, die sie herauszuhauen musste, falls sie doch in Bedrängnis geraten sollten.
***
Am mittleren westlichen Tor
Die Garbe war schlecht gezielt und hackte mit voller Wucht mehrere Meter über und hinter Diandro in das Holz der Palisade. Splitter platzen ab und regneten in Spänen auf ihn und seinen Begleiter herab.
»Die wollen uns doch gar nicht treffen!«, knurrte der Krieger, der neben ihm im Schützengraben vor den Toren Cancuuns lag. »Zu hohes Risiko.« Sein Gesicht drückte Zweifel aus – Zweifel, die Diandro teilte, denn die Metallos zielten normalerweise gut und tödlich.
Vor ihnen, hinter dem gerodeten Grüngürtel im Urwald, knackte, summte und raschelte es verdächtig. Für einen Moment war es ruhig, dann hörten die gespannt wartenden Krieger ein dreifaches schnelles Klacken, gefolgt von einem hohen Pfeifen.
Diandro nickte seinem Kameraden zu und gemeinsam lugten sie über den Wall. Während der Krieger ihm Feuerschutz gab, sah er sich um.
Da kamen drei flache
Weitere Kostenlose Bücher