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329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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verloren hatte, starrte ihn geistesabwesend an. Er saß auf dem Boden, wiegte sich vor und zurück. Speichelfäden rannen aus seinem Mund. Der Knochen seines linken Schlüsselbeins lag frei, bleich schimmerte es zwischen den klaffenden Wundrändern.
    Diandro schluckte, merkte aber, wie etwas beruhigend auf ihn einwirkte. Das war nicht er, der dort saß. Er war auch keiner von denen, die unter einem Überdach aus geflochtenen Lianen lagen und dort verarztet wurden.
    Irgendwo in seinem Verstand blitzte ein leises » Noch nicht, aber bald!« auf, das aber gleich darauf wieder in den Untiefen seines Bewusstseins verschwand.
    Ein Schlag auf den Rücken riss ihn aus seiner Lethargie. »Los jetzt! Wir müssen weiter!«
    Sein Gefährte war inzwischen von einem der Helfer verarztet worden. Ein breiter Verband schlang sich um seine Hüfte, fixiert von dünnen, verknoteten Leinenbändern.
    Diandro nickte und raffte sich auf. Ein weiterer Mann winkte sie in eine der höhlenartigen Vertiefungen, die sich an das Halbrund der Grube anschlossen. Gemeinsam betraten sie die unterirdische Kammer, in der allerlei Kriegsgerät aufbewahrt wurde.
    Der Indio, der ihnen gewunken hatte, ging in die Hocke, zog einen flachen, etwa handtellergroßen Gegenstand unter einer Plane hervor und überreichte ihn Diandro. Der nahm ihn entgegen und betrachtete ihn eingehend. Das also war seine zugewiesene Aufgabe. »Graacias!«, bedankte er sich und umklammerte das Ding mit der Rechten. Er würde es nicht mehr hergeben, bis es an seinem Platz war.
    Während draußen weiter Feuerstöße, Schreie und Explosionen ertönten, kamen einige unversehrte Krieger in der Mitte des Sammelplatzes zusammen. Neben Diandro war es noch eine Handvoll Männer, mit weiteren Maschinengewehren und Metallspießen bewaffnet.
    Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie klopften sich nur aufmunternd auf die Oberarme, berührten die Schlangen, die um ihren Hals hingen, und warteten, bis sie komplett waren. Auf ein stummes Signal hin setzten sie sich in Bewegung.
    Diandro hielt unbewusst den Atem an, als er als Erster den schützenden Erdwall überwand. Ganz ruhig wurde er, vollkommen entspannt, obwohl das Adrenalin durch seinen Körper pumpte. Langsam und geduckt krabbelte er den Wall hinab. Neben und hinter ihm folgten seine Kameraden.
    Das Stück gerodete Urwaldfläche vor ihnen war ein einziges Schlachtfeld. Überall war die Grasnarbe aufgerissen, kleine Krater von Granatexplosionen und Projektileinschlägen erschwerten das Vorankommen. Etwa fünfzig Schritte vor ihnen erhob sich wie eine grüne Wand der Urwald von Meeko, in dem das Verderben lauerte.
    Ein Pfiff gab das Signal. Ihr siebenköpfiger Trupp rannte los, eine bestimmte Stelle des Dschungels im Blick. Sie waren noch keine zwei Sekunden unterwegs, als bereits die ersten Schüsse auf sie abgegeben wurden.
    Das Mündungsfeuer verriet die Position der Angreifer. Diandro zog den Stecher seiner Waffe durch und rannte auf den Linken der beiden Metallos zu, die sich im Unterholz verbargen und noch nicht zu sehen waren.
    Wie in Zeitlupe registrierte er, wie die Projektile des Feindes rechts und links an ihm vorbeigingen. Einer seiner Kameraden wurde im vollen Lauf getroffen. Die Wucht des Treffers fegte den Krieger von den Beinen. Vom eigenen Schwung getragen, überschlug er sich mehrmals und krachte dann als blutiges Bündel direkt in Diandros Laufweg.
    Der katapultierte sich mit einem Satz über den Kameraden hinweg, unter dessen totem Körper sich die gefiederte Schlange hervorarbeitete.
    Rechts krachte es. Ein Ungetüm aus Metall, mindestens zwei Köpfe größer als Diandro, brach durch die Äste. Mit einem gespenstischen Sirren drehte es den Kopf in seine Richtung, hob den skelettartigen Arm und schoss.
    Diandro konnte sich gerade noch zu Boden zu werfen, als die Kugeln auch schon über ihn hinweg fegten. Er rührte sich nicht und wartete die nächste Feuerpause ab.
    Nach etwa fünf Atemzügen war es so weit. Vorsichtig hob er den Kopf. Neben ihm schlängelte sich das Too’tem des toten Kameraden an ihm vorbei. Die Federn am Körper der Schlange raschelten leise.
    Diandro wusste, was das bedeutete. Das Tier machte sich bereit zum Abheben, würde sich gleich hochkatapultieren und seine Flügel spreizen, um in den Urwald zu entkommen.
    Es war ein erhabener Anblick, wenn das geschah. Diandro selbst hatte es bisher nur dreimal beobachten können. Zweimal, als seine Eltern eines natürlichen Todes gestorben waren, und ein weiteres

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