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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich ihn beim Tee, aber bereits in voller Toilette.
    „Good morning. Charley“, sagte er. „Macht Euch fertig, abzureisen. Ich habe dem Mudellier bereits sagen lassen, daß es fortgeht, und auch meinem Steuermann das Zeichen gegeben, welches ihn herbeiruft.“
    Er deutete dabei auf einen Schal, welcher als Flagge aus dem Fenster hing und von der Dampfjacht aus gesehen werden konnte. Das Zeichen mußte sofort bemerkt worden sein, denn noch hatten wir unser Frühstück nicht beendet, so trat ein Mann ein, dessen Äußeres ihn sofort als Seefahrer kennzeichnete. Er war lang und hager, hatte die ganze Haltung und den schleppenden Gang, welcher diese Leute stets auszeichnet, und besaß zwei wunderbar kluge, kleine Äuglein, die höchst scharf und selbstbewußt über die große, scharf geschnittene Nase hinwegblickten.
    „Welcome, Tom!“ grüßte ihn Raffley. „Wie steht es auf der Jacht?“
    „All right, Sir. An Deck ist alles korrekt und in Ordnung, wie es sich ziemt und gehört.“
    „Kohlen genug?“
    „Yes, Sir. Genug, um bis hinauf nach Japan zu dampfen.“
    „Proviant und Munition?“
    „Kein Mangel. Was den Proviant betrifft, so wird er verbraucht, die Munition aber, mit der scheint es gute Wege zu haben. Seit unserer Affäre auf der Höhe von Bahia, wo wir es einem Ebenholzfahrer heiß machten, haben wir nicht einen einzigen Schuß getan. Unsere ‚lange Harriet‘ trifft so vorzüglich und steht dennoch auf dem Deck wie die Frau des Lot, welche damals, ich weiß nicht mehr bei welcher Gelegenheit, zur Salzsäule geworden ist. Das halte der Teufel aus! Ich bin ein guter Artillerist, Sir; schafft mir bald einmal Gelegenheit, meine ‚Harriet‘ brummen zu hören, sonst fahre ich vor Langeweile aus der Haut!“
    Raffley lächelte.
    „Nur Geduld, alter Seebär, es wird sich schon noch Gelegenheit bieten, eine scharfe Ladung an den Mann zu bringen.“
    „Hier auf keinen Fall, Sir. Ich habe ganz gewaltigen Appetit, so bald als möglich wieder in See zu gehen. Gehörte diese brave Jacht, mit der es wahrhaftig kein zweites Fahrzeug aufnimmt, mir, so hätte ich schon längst wieder die Anker gezogen und die weite See gesucht.“
    „Well, Tom; so lichte die Anker!“
    „Ist's möglich, Sir?“
    „Freilich. Ich reise heute per Wagen nach Colombo und habe nicht die Absicht, mein Schiff hier zurückzulassen. Macht Euch daher so bald wie möglich in See, damit ich Euch im Hafen von Colombo wiederfinde.“
    „Schön, Sir Raffley. Wie weit ist es zu Land bis dorthin?“
    „Siebzig Meilen.“
    „Dann liege ich bereits vor Anker, wenn Ihr dort ankommt. Das wird heute abend sein?“
    „Ich denke es!“
    Der Steuermann verabschiedete sich.
    Nach seiner Entfernung kam ein Bote des Mudellier.
    Der Beamte ließ uns bitten, uns seiner Wagen zu bedienen, was natürlich angenommen wurde. Dann kam Kaladi, um uns seinen Morgengruß zu bringen.
    „Hast du mit Molama gesprochen?“ fragte ihn der Engländer.
    „Ja, Sihdi.“
    „Geht sie mit?“
    „Ich habe ihr erzählt von den beiden Maharadschas aus dem Abendland, die so mächtig sind und so gütig, und sie wird mitgehen. Euch zu dienen.“
    „Was sagt ihr Vater dazu?“
    „Molama hat weder Vater noch Mutter, weder Bruder noch Schwester; sie hat nur mich.“
    „So gehe zu ihr. In einer Stunde reisen wir ab und erwarten euch an der Wohnung des Mudellier.“
    „Wird der Mudellier mich nicht ergreifen?“
    „Das wollte ich ihm nicht raten. Gehe jetzt, und komme getrost wieder!“
    Bald zeigte uns ein Blick hinaus in den Hafen, daß die Jacht zu heizen begann. Ein Streifen dicken, schwarzen Rauches entströmte ihrem Schornstein; die Segel wurden gehißt, der Anker emporgewunden, und in demselben Augenblick, in welchem wir das Hotel verließen, setzte sich auch das kleine, scharf auf den Kiel gebaute Fahrzeug in Bewegung, um die hohe See zu gewinnen und in der Richtung von Bentotte und Kaltura die Hauptstadt Colombo zu erreichen.
    Auch wir hatten, allerdings zu Land, diese Richtung einzuhalten. Es war eine Reise, wie ich sie in dieser Weise und durch eine Gegend von so paradiesischer Schönheit noch nicht gemacht hatte.
    Bei dem Mudellier angekommen, fanden wir die köstlichsten Erfrischungen, welche das Land zu bieten vermochte. Dann fuhren zwei in England gekaufte Equipagen vor, jede mit sechs Pferden von der feingebauten indischen Rasse bespannt. Die erste war für Raffley und mich, die andere für den Mudellier bestimmt. Auch Kaladi und Molama bekamen einen Wagen,

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