33 - Am Stillen Ozean
also nicht! Well, so werde ich als Gentleman mit dir reden! Weißt du, was ein Gentleman ist?“
„Sage es mir!“
„Ein Mann, der sich mit jedem schießt, der ihm keinen Glauben schenkt. Hier, nimm diese Pistole. Ich zähle bis drei, dann schieße ich und du tust es natürlich auch. Vorwärts! Eins – zwei – dr…“
„Halt! Ich weiß ja gar nicht, wie ich dieses fürchterliche Ding anzufassen habe!“ rief der Mudellier, vor Angst kerzengerad emporspringend. „Was habe ich dir getan, daß du mich morden willst?“
„Du hast nicht geglaubt, was ich dir sagte, und darum muß einer von uns beiden sterben; dann bin ich befriedigt und werde ruhig nach Hause gehen.“
„Ich glaube ja, was du sagtest! Hier hast du die Waffe zurück!“
„Du glaubst, daß Kaladi mein Diener ist?“
„Ich glaube es: ich weiß es ganz gewiß.“
„Well, warum verfolgst du ihn dann?“
„Ich werde sofort Boten aussenden, die Verfolger zurückzurufen, damit ihm kein Leid geschehe.“
„Das hast du nicht nötig. Er befindet sich bereits bei mir in Sicherheit.“
„Wo wohnst du?“
„Im Hotel Madras.“
„Und wie ist dein Name?“
„John Raffley.“
„John Raffley, der Neffe des General-Gouverneurs?“ rief der Mudellier höchst überrascht.
„All right: der bin ich.“
„Ich habe dich erwartet und gesucht, doch nicht gefunden.“
„Warum?“
„Ich habe einen Brief abzugeben von dem Gouverneur von Kandy. Er schrieb mir, daß du kommen werdest.“
„Ich bin leider im Hotel und nicht im Gouvernement abgestiegen; dies ist der Grund, warum du mich nicht fandest.“
Er öffnete das Schreiben und überflog es. Am Schluß desselben ging ein so vergnügtes Lächeln über sein Gesicht, daß der dünne Mund von einem Ohr bis zum andern gezogen wurde und der Klemmer in die höchste Gefahr kam, von der Nasenspitze herabzuspringen.
„Charley!“
„Sir Raffley!“
„Habt Ihr einmal einen Elefanten gesehen?“
„Einen wievielbeinigen?“
Er lachte vergnügt über meine Zurechtweisung.
„Aber noch keinen gejagt.“
„O doch; im Norden der Kalahari und auch anderswo, wenn es Euch gefällig ist, Sir John.“
„Damn! Ich dachte, Euch eine Freude zu machen, und nun fällt sie mir in den Brunnen! Ihr habt Elefanten mit der Büchse erlegt?“
„Allerdings.“
„Dann wird Euch eine Korraljagd kein Vergnügen bereiten!“
„O doch; ich bin noch nie bei einer solchen zugegen gewesen.“
„Well; ich habe hier zu einer Korral-Chasse die Einladung vom Gouverneur. Ihr seid doch dabei?“
„Versteht sich!“
„Und auch du wirst mich begleiten?“ wandte er sich zum Mudellier.
Dieser verbeugte sich beinahe bis zum Boden herab und antwortete:
„Du gibst mir große Ehre, o Maharadscha. Laß mir die Stunde sagen, und ich werde zu deinem Gefolge gehören.“
„Und Kaladi?“
„Ist frei.“
„So lebe wohl!“
„Lebe wohl!“
Der hohe Beamte begleitete uns bis vor die Tür, und auf seinen Wink kamen sechs Läufer herbei, welche uns mit Fackeln heimleuchten mußten. Die Dienerschaft, welche uns den Eingang verweigert hatte, war sicher sehr erstaunt über den ehrenvollen Abschied, der uns gegeben wurde.
Daheim erwartete uns Kaladi mit leicht zu erklärender Besorgnis.
„Wie ist es, Sihdi?“ fragte er. „Habt Ihr mit dem Mudellier gesprochen?“
„Ja, du bist frei.“
Der brave Singhalese tat vor Freude einen Satz, welcher einem Tiger Ehre gemacht haben würde.
„Sihdi, ich danke Euch! Ihr seid –“
„Still! Leben um Leben. Du hast mir das meinige gerettet, und ich gebe dir das deinige zurück. Wirst du bei mir bleiben, so lange ich auf Ceylon bin?“
„Ich werde nicht von dir weichen, bist du selbst mich verjagst.“
„Well, so mache dich fertig, mit nach Kornegalle zu gehen, wo wir Elefanten fangen werden!“
„Elefanten? Da ist viel Volk vonnöten, Männer, Frauen und Kinder. Darf ich mitnehmen Molama, die Blume meiner Seele?“
„Nimm sie mit!“
„Habt Dank! Ihr seid voll Güte wie der Tau der Wolken und voll Liebe wie die Sterne der Nacht. Wischnu segne Euch, Euch und den Maharadscha aus Germanistan. Ich werde Euch mein Leben schenken, wenn Ihr es begehrt!“
Eine Elefantenjagd
Ceylon, von den Engländern Silon genannt, hieß bei den alten Indern Silandiv, bei den Griechen Taprobane. Die Eingeborenen nennen die Insel Singhala. Sie ist von dem hindustanischen Festland durch einen sechzig englische Meilen breiten Kanal getrennt und steigt von der Küste bis zum
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