33 - Am Stillen Ozean
Mudellier?“
„Ja.“
„Er ist am Abend nicht zu sprechen. Wer hat euch eingelassen?“
„Wir selbst, wenn's euch beliebt!“
„Geht, und kommt morgen wieder!“
„Das wird sich nicht gut machen, meine Jungens!“
Raffley schritt ohne Umstände auf den Eingang des nächsten Zimmers zu, doch stellten die beiden Männer sich sofort ihm entgegen.
„Halt! Der Eintritt ist verboten. Geht zurück!“
„Well! Und dann wieder vorwärts. Kommt her, Jungens!“
Er faßte den einen mit dem rechten und den andern mit dem linken Arm, trug sie zum Eingang zurück und schleuderte sie hinaus unter andere, denen ihre bereits erschütterte Fassung jetzt vollends ganz verlorenging. Ein fürchterliches Geschrei war die Folge des ungewöhnlichen Attentats; Raffley aber blieb von dem Lärm völlig unberührt. Er schob seinen Klemmer zurück und faßte mich am Arm:
„Kommt, Charley, sonst verkriecht sich dieser Mudellier und denkt, daß er auch exmittiert werden soll!“
Wir traten in das nächstfolgende Gemach. Es war aus Bambuswänden gefertigt, welche eine Bekleidung von Bananenblättern trugen. Von der Mitte des deckenlosen Raumes hing an einer Kreuzschnur eine Lampe hernieder, die ihren matten Schein über einen kostbaren persischen Teppich breitete, auf welchem der Mann, welchen wir suchten, mit untergeschlagenen Beinen in der Stellung saß, welche der Türke Rahat otturmak, d.i. Ruhe der Glieder, nennt. Der kleine, schmächtige Beamte war ganz in gelbe Seide gehüllt, und seine groß auf uns gerichteten Augen, seine halb geöffneten Lippen und der halb erstaunte, halb ängstliche Ausdruck seines Gesichts bewiesen, daß er den von uns verursachten Lärm vernommen habe und unseren Eintritt keineswegs als ein gleichgültiges Ereignis betrachtete.
„Good day, Sir!“ grüßte John Raffley englisch, obgleich er wußte, hier einen Eingeborenen vor sich zu haben. Dieser erwiderte den lauten Gruß und auch meine stumme Verneigung mit einem leisen Nicken seines Hauptes und fragte dann:
„Was wollt ihr?“
„Uns setzen!“ bemerkte der Englishman einfach, indem er sich sofort und ohne alles Zeremoniell zur rechten Seite des Mudellier niederließ und mir einen Wink gab, dasselbe auch auf der linken zu tun. Ich folgte seinem Beispiel; dann fuhr er fort: „Du bist der weise Mudellier, welcher Gericht hält über die Sünden der Stadt Point de Galle?“
„Ja.“
„Wie ist dein Name?“
„Mein Name ist Oriwana ono Javombo.“
„Well, du hast einen stolzen und wohlklingenden Namen; aber ich sage dir, Oriwana ono Javombo, daß du nicht lange mehr Mudellier sein wirst!“
Der Beamte horchte auf.
„Was sagst du? Ich verstehe dich nicht.“
„Sage, wem gehört diese Insel?“
„Der großen Königin in Anglistan.“
„Und wer hat dir dein Amt gegeben?“
„Der Gouverneur, welcher ein Diener unserer mächtigen Herrscherin ist.“
„Er kann es dir auch wieder nehmen?“
„Ja, wenn es ihm beliebt.“
„Nun wohl, es wird ihm belieben.“
„Warum?“
„Weil du dich versündigst an dem Eigentum derer, welche über dich zu gebieten haben.“
„Hüte dich, Franke! Dein Mund redet die Unwahrheit von einem treuen Sohn der großen Königin.“
„Kennst du den Namen Kaladi?“
„Ich kenne ihn. Kaladi ist zweimal entsprungen, um dem Tode zu entgehen, doch meine Leute sind hinter ihm und werden ihn wiederbringen.“
„Welches Recht hast du, ihn zu verfolgen?“
„Er hat einen Menschen getötet.“
„Er hat bloß einen nichtswürdigen Chinesen getötet. Kanntest du den Toten?“
„Es war ein Mann von der Dschunke ‚Haiang-dze‘. Er hatte die Verlobte Kaladis angerührt und dieser stach ihn nieder. Der Kapitän der Dschunke kam zu mir und verlangte Gerechtigkeit.“
„Hast du sie ihm gegeben?“
„Ich werde sie ihm geben, sobald Kaladi wieder vor mir steht.“
„Well, das ist es ja, was ich meine: Du versündigst dich an meinem Eigentum. Kaladi gehört nicht dir, denn er ist mein Diener.“
„Ah! So bist du der Engländer, welcher ihm behilflich gewesen war, zu entkommen?“
„Der bin ich.“
„So habe ich auf dich gewartet. Ich muß dich bestrafen, wenn du mir nicht beweisen kannst, daß Kaladi wirklich dein Diener gewesen ist in dem Augenblick, als er vom Felsen floh.“
Raffley lächelte. Der Klemmer rutschte ihm auf die Nasenspitze. Er griff in die Tasche und zog seine Drehpistolen hervor.
„Ich sage, Kaladi war mein Diener. Glaubst du es?“
„Beweise es!“
„Du glaubst es
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