33 - Am Stillen Ozean
Doppelte, also zweitausend Pfund, dagegen. Einverstanden?“
„Nein.“
„Nicht? All devils! Ihr werdet mir immer rätselhafter! Was könnt Ihr denn dagegen haben, daß ich das Doppelte setze?“
„Eigentlich nichts; aber ich will kein Geld gewinnen.“
„Was denn?“
„Einen Gegenstand, den ich gern habe möchte. Wollt Ihr ihn gegen meine tausend Pfund setzen?“
„Welcher Gegenstand soll das sein?“
„Eure Chair-and-umbrella-pipe, Sir.“
Ich sagte das in einem so gleichgültigen Ton, als ob es sich um etwas ganz Geringfügiges, Wertloses handle; Raffley aber machte jetzt wirklich einen Luftsprung, spreizte alle zehn Finger abwehrend gegen mich aus und schrie:
„Meine Chair-and-umbrella-pipe! Zounds! Seid Ihr verrückt, Charley? Was fällt Euch denn plötzlich ein. Die soll ich setzen und riskieren, die?“
„Warum denn nicht?“
„Warum nicht? Welch eine Frage! So einen Unverstand habe ich Euch nie zugetraut, nie!“
„Sehr aufrichtig, Sir, sehr!“
„Ja, was wollt Ihr denn sonst hören? Was soll ich Euch denn anderes sagen? Ich gebe Euch hiermit mein heiliges Wort, daß mir in meinem ganzen Leben noch niemals eine so starke Zumutung gestellt worden ist!“
„Das ist Eure Ansicht, Sir, aber nicht die meinige. Ihr tatet ja, als ob Ihr vollständig überzeugt wäret, die Wette zu gewinnen.“
„Das war ich, und das bin ich auch noch jetzt.“
„Aber warum entsetzt Ihr Euch da so? Warum regt Ihr Euch da in so hohem Grad auf? Wenn Ihr gewinnen müßt, gibt's ja gar kein Risiko!“
„Unsinn! Risiko oder nicht Risiko, meine Chair-and-umbrella-pipe setze ich keiner Chance aus.“
„Aber Ihr seid ja überzeugt, alle Chancen für Euch zu haben, Sir John Raffley!“
„Wenn auch! Dieses großartige Unikum ist mir vom Traveler-Club, London, Near Street 47, als Souvenir verehrt worden. Was würde man dort sagen, wenn man erführe, daß ich die Rücksichtslosigkeit gehabt habe, die Pipe auf das Spiel zu setzen. Nein, nein, darauf gehe ich nicht ein. Ich setze zweitausend Pfund.“
„Und ich setze nur gegen Eure Pipe.“
„Dann kann aus der Wette nichts werden.“
„Wirklich nicht? Ist das Euer Ernst?“
„Ja, mein vollster Ernst.“
„O weh! Das tut mir leid, sehr leid um Euch!“
„Leid? Warum denn?“ horchte er auf.
„Weil ich Euch bisher für einen echten, wahren Gentleman gehalten habe.“
„Bisher? Nur bisher, Charley?“
„Ja.“
„Zweifelt Ihr etwa daran, daß ich es noch bin?“
„Ich muß ja.“
„Thunder-storm! Das ist viel gesagt; das ist sogar eine Beleidigung!“
„Wenn es eine ist, so habe ich sie aus Eurem Mund oft hören müssen. Ihr habt mir wiederholt gesagt, daß derjenige, der eine angebotene Wette zurückweist, kein wahrer Gentleman sei.“
„Aber ich weise diese Wette ja gar nicht zurück; nur will ich meine Chair-and-umbrella-pipe nicht setzen; das kann und darf ich nicht.“
„Das ist Wortklauberei. Ihr wollt sie nicht setzen, folglich wetten wir nicht, und daran seid Ihr schuld. So ist die Sache. Oder ist sie etwa anders?“
Er zog ein außerordentlich verlegenes Gesicht, rieb sich ratlos die Hände und murmelte:
„Verteufelt fatale Angelegenheit, ganz und gar fatal! Weiß mir wirklich keinen Rat!“
Damit drehte er sich scharf um und ging. Er lief eine Zeitlang an der Steuerbordreling hin und her, nickte vor sich hin, schüttelte den Kopf, gestikulierte mit den Händen und machte allerhand andere sonderbare Bewegungen; dann kehrte er wieder zu mir zurück, legte mir die beiden Hände auf die Achseln und fragte:
„Charley, Ihr wollt mit mir wetten?“
„Ja.“
„Tausend Pfund gegen meine zweitausend?“
„Nein.“
„Aber Eure tausend Pfund gegen meine kostbare Chair-and-umbrella-pipe?“
„Ja.“
„So sei mir der Himmel gnädig! Es ist richtig, und Ihr habt recht: Als Gentleman muß ich die Wette annehmen; aber wenn ich sie verliere, so muß ich aus dem Klub treten und darf mich nie wieder bei meinen Freunden sehen lassen. Ihr seid ein schauderhafter Kerl!“
„Aber doch endlich ein vollständiger Gentleman, der weiß, was eine Wette zu bedeuten hat!“
„Hm, ja! Aber ich will Euch aufrichtig sagen, daß Ihr mir vorher als halber Gentleman lieber wart, viel, viel lieber; darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
Er ging betrübt nach dem Hinterteil des Schiffes. Natürlich war es nicht im mindesten meine Absicht, ihn um seine geliebte Pipe zu bringen; die Verlegenheit, in der er sich jetzt befand, sollte ihm eine
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