33 - Am Stillen Ozean
geschafft und dort so fest angebunden, daß er sich später nicht bewegen konnte; dann gebot der Lord dem Steuermann:
„Und nun auf mit dem Anker, damit wir wieder nach Kamorta kommen!“
„Ich möchte vorschlagen, lieber noch einige Zeit vor Anker liegen zu bleiben“, widersprach ich ihm.
„Warum?“
„Es gibt für uns hier noch zu tun.“
„Was?“
„Der Chinese hat Verbündete hier, mit denen er die Jacht überfallen und die Bemannung töten wollte“, erklärte ich ihm.
„Was geht das uns jetzt an?“
„Sehr viel, denke ich. Ich weiß nicht, wo diese Leute sich versteckt haben.“
„Ich auch nicht.“
„Wir müssen sie suchen.“
„Wozu?“
„Um sie unschädlich zu machen.“
„Das sind sie ja schon!“
„Denkt Ihr?“
„Natürlich! Oder meint Ihr, daß diese Kerls uns jetzt noch überfallen und ermorden können?“
„Allerdings nicht.“
„So gehen sie uns nichts mehr an. Ich bin kein Polizist und auch nicht ein Beamter der hiesigen Verbrecherkolonie. Sir John Raffley hat keine Lust, diesen Herren ihre Spitzbuben zusammenzuhängen.“
„Meinetwegen! Aber es gibt hier auf der Insel Vorräte, welche uns sehr nützlich sein können.“
„Habt Ihr sie gesehen? Wißt Ihr, wo sie stecken?“
„Ja.“
„So sagt das dem Verwalter auf Kamorta; ich aber habe, was ich bedarf, bezahle, was ich brauche, und bereichere mich nicht an Dingen, die sich in den Händen von Spitzbuben befunden haben. Wenn nur unser Zweck erreicht ist, so mag ich weiter nichts wissen und weiter nichts haben. Und erreicht ist er doch? Oder etwa nicht?“
Ich sah ihn lächelnd an, ohne zu antworten; da näherte er sein Gesicht dem meinigen, ließ den Klemmer auf die Nasenspitze vorrutschen und fragte:
„Was schaut Ihr mich so an, Charley? Sollte ich mich etwa getäuscht haben?“
„Ihr meint, daß ich erfolgreich gewesen bin?“
„Yes. Wenigstens glaubte ich das aus den Worten schließen zu können, die Ihr zu dem Chinesen sagtet.“
„Well! Ihr seht also nun wohl ein, daß Ihr Eure Wette verloren hättet?“
„Laßt mich mit der Wette in Ruh, und sagt mir lieber, wie es steht!“
„Schön! Ich weiß, wo die Tigerbrücke zu suchen ist, Sir.“
„Ach! Wo?“
„An der Südwestküste von Sumatra, bei der Mansillar-Insel in der Tapanuli-Bai.“
„Das ist ja wohl gegenüber der großen Insel Pulo Niha oder auch Nias genannt?“
„Nordöstlich davon, zwischen ihr und dem Festland.“
„Ihr irrt Euch nicht?“
„Nein.“
„Habt Euch nicht etwas weismachen lassen?“
„Ist mir nicht eingefallen!“
„So seid Ihr ein tüchtiger Kerl und habt Eure Sache gut gemacht. Hätte wirklich fast nicht geglaubt, daß es Euch gelingen würde, diesem Chinesen sein Geheimnis zu entlocken! Nun Ihr dies aber fertiggebracht habt, wollen wir unsere kostbare Zeit ja nicht hier auf Tillangdschong versäumen. Wir schaffen den Chinesen nach Kamorta und liefern ihn aus. Was hier geschehen soll, das ist Sache der Kolonieverwaltung. Wir warten nicht, sondern dampfen nach Sumatra.“
„Hm! Wird das möglich sein?“
„Warum nicht?“
„Habt Ihr genug Kohlen?“
„Nein; habe aber schon daran gedacht. Werde auf Kamorta einen tüchtigen Vorrat Holz einnehmen; es sind ja genug Gefangene dort, welche diese Arbeit verrichten können.“
Jetzt kam der Anker in die Höhe, und die Jacht wendete sich um die Nordwestecke der Insel nach Süd, wobei wir bemerkten, daß Ta-ki wieder zu sich kam. Sein Kopf schmerzte ihn, und er wollte mit den Händen nach demselben greifen, was er aber nicht konnte, weil er gefesselt war. Das brachte ihn ganz zur Besinnung. Er stieß einen Ruf des Grimmes aus und ließ seine Augen zwischen mir und dem Lord hin und her rollen.
„Schuft! Verräter!“ knirschte er mich an. „Ich nahm dich in Schutz, und du hast mich dafür so elend verraten!“
„Du irrst dich“, antwortete ich ihm lächelnd. „Ich kam nicht zu dir, um Schutz bei dir zu suchen, denn ich war kein entflohener Verbrecher.“
„Was dann?“
„Ich gehöre zu dieser Jacht und war dabei, als wir den Haiang-dze erwischten. Der Kapitän ist bestraft mit allen seinen Leuten; du wirst deinen Lohn ebenso finden, und so war nur noch Ling-tao auf der Tigerbrücke zu suchen. Wo diese liegt, das wußten wir nicht, und so kamen wir zu dir, um dir dieses Geheimnis zu entlocken.“
Er stieß einen Fluch aus und schloß die Augen, ob aus Scham oder um uns seine Verachtung zu zeigen, das war mir sehr gleichgültig.
Mahaba war,
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