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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir folgten ihm. Die Hütten, welche dort standen, enthielten große Vorräte von Früchten und allerlei Handels- und Tauschartikel. Nach einiger Zeit kam die Jacht an der Westküste herauf und ließ an der Spitze den Anker fallen.
    „Das Schiff bleibt; es bleibt!“ jubelte der Chinese. „Ich werde hinausrudern und ihm Früchte anbieten.“
    „So nimm mich mit!“ forderte ich ihn auf.
    „Dich? Was willst du dabei?“
    „Ich muß das Schiff betrachten; ich muß auch die Maschine sehen, um zu erfahren, ob es eine solche ist, die ich regieren kann.“
    „So komm mit! Dieser Hund von Engländer wird uns wohl erlauben, an Bord zu gehen.“
    Es wurden zwei Körbe mit Früchten in ein Boot geschafft; dann stiegen wir ein und ruderten gegen die Flut der Jacht entgegen. Als wir ihr zum Anrufen nahe gekommen waren, bog sich der Lord über die Reling herüber und fragte:
    „Boot ahoi! Was bringt ihr?“
    „Früchte“, antwortete Ta-ki, „Früchte, frische Früchte gegen das Fieber.“
    „Kommt damit an Bord!“
    Das Gesicht Raffleys strahlte vor Vergnügen. Der Chinese bemerkte dies nicht. Er freute sich über die Aufforderung, an Bord zu kommen, und fing die zugeworfene Leine auf, um das Boot daran festzubinden. Die Körbe wurden an Tauen emporgezogen und wir gingen nach.
    Der Lord war bedachtsamerweise von dem Schiffsrand nach der Mitte des Decks zurückgetreten; der Chinese folgte ihm, um ihn höflichst zu begrüßen und ihm seine Früchte anzubieten. Wie staunte er aber, als Raffley den Gruß gar nicht erwiderte, sondern ihn in strengem Ton frug:
    „Du heißt Ta-ki?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte befremdet.
    „Und wirst Tsu genannt?“
    „Tsu?“ wiederholte der Chinese, dessen Befremdung sich in Betroffenheit verwandelte.
    „Ja, Tsu. So wurdest du doch auf dem Haiang-dze genannt. Oder nicht?“
    „Ich weiß nicht, was du mit Haiang-dze meinst!“
    „Nicht? Hm! So weißt du wohl auch nicht, wer euer Ling-tao ist?“
    „Nein.“
    „Und wo sich die Tigerbrücke befindet?“
    „Auch nicht. Ich verstehe Euch nicht. Was wollt Ihr von mir? Warum bringt Ihr Worte und Namen, die ich gar nicht kenne? Oh – oh – Quimbo!!!“
    Der gut', schön', tapfere Basutokaffer war unten im Raum gewesen und kam jetzt durch die Luke gestiegen. Er hörte seinen Namen rufen, sah den Chinesen, sprang auf ihn zu und schrie ihn an:
    „Da bin ja Ta-ki, der groß mächtige Räuber von China! Und hier bin tapfer Quimbo. Kenn' du noch Quimbo, he, he?“
    Der Chinese sah sich verraten; seine Geistesgegenwart verließ ihn; er starrte den Kaffer mit großen Augen und offenem Mund an.
    „Kenn' du noch schön', gut', tapfer Quimbo?“ wiederholte der Kaffer, indem er eine Handspeiche aufhob, die zufälligerweise neben ihm lag.
    Der Gefragte antwortete noch immer nicht.
    „Warum du sperr Maul auf und doch nicht reden? Quimbo dir geb Klapps auf Kopf, daß Maul fall wieder zu.“
    Ein gewaltiger Hieb mit der Speiche auf den Kopf des Chinesen und dieser brach wie ein lebloser Klotz zusammen. Er, der die Bemannung der Jacht hatte ermorden wollen, war von der Hand des verachteten Basuto niedergestreckt worden. – – –

Ling-tao
    Der riesige Chinese lag besinnungslos zu unseren Füßen. Ich war auf einen Faustkampf mit ihm gefaßt gewesen, und wenn ich mich auch nicht im mindesten vor ihm gefürchtet hatte, so kam es doch wie eine Art von Erleichterung über mich, als ich ihn auf diese Weise unschädlich gemacht sah.
    „Thunder-storm, war das ein Hieb!“ rief der Lord aus. „Wer hätte das dem kleinen Quimbo zugetraut!“
    Der Kaffer hörte das und fragte stolz:
    „Warum das nicht trau zu Quimbo? Quimbo bin schön', groß', tapfer Held; Quimbo sich nicht fürcht, wenn auch nicht so groß und lang und breit wie Chines'. Quimbo hat lieb gut', brav' Deutschland und schlag tot für ihn all' Chines' und ander Feind. Hab' Quimbo mach' gut sein Sach?“
    „Ja, du hast sie gut gemacht, doch will ich hoffen, daß du den Kerl nicht ganz erschlagen hast.“
    Ich bückte mich nieder, untersuchte Ta-ki und konnte die Versicherung geben:
    „Er ist nicht tot und wird bald wieder erwachen, aber eine tüchtige Geschwulst wird er einige Wochen lang am Kopf herumtragen.“
    „Das schadet ihm nichts. Wer eine solche Handspeiche an den Schädel bekommt, der darf sich gar nicht wundern, daß ihm der Kopf einige Zeitlang brummt. Wollen ihn binden, damit er keine Dummheiten machen kann, wenn er erwacht.“
    Der Chinese wurde an den Mast

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