33 - Am Stillen Ozean
Meinetwegen auch einen Affenpinscher, wenn Euch das geläufiger ist!“
„Hört, werdet nicht, grob, Charley! Ihr wißt, ich bin ein seelenguter Kerl, aber wenn …“
„Aber wenn Euch ein Pudel in den Weg kommt, so müßt Ihr ihn schießen“, fiel ich ihm in die Rede. „Wenn mein Ton ein rascherer und lauterer als gewöhnlich ist, so müßt Ihr schon verzeihen, denn es ist sehr leicht möglich, daß Ihr, noch ehe wir hier Anker warfen, schon alles, alles verdorben habt.“
„Beweise!“
„Ach Beweise! Wie soll ich das jetzt beweisen können! Wollen es aber abwarten! Wir suchen hier einen Verbrecher, der kein gewöhnlicher Mensch ist und nach allem, was wir über ihn wissen, weite Verbindungen und großen Einfluß besitzt. Sein ganzes Tun und Treiben ist ein heimliches, und wer ihn fassen und packen will, darf auch nur heimlich handeln. Wir haben all unseren Scharfsinn und all unsere List zusammenzunehmen; niemand darf ahnen, was wir hier wollen, und noch hat unser Anker nicht den Grund erreicht, da plaudert Ihr diesem Piloten unser Geheimnis aus!“
„Ich habe nicht geplaudert und nichts gesagt, sondern bloß nach den beiden Namen gefragt.“
„Das ist aber genug, vollständig genug!“
„Wieso?“
„Wenn Ling-tao wirklich hier wohnt und die Fahrten seiner Dschunken von hier aus leitet, so muß er hier eine Menge Verbündete, ja Vertraute besitzen, und vor allen Dingen sind es da ganz selbstverständlicherweise die Lotsen, die mit ihm unter einer Decke stecken. Seht Ihr das nicht ein, Sir John?“
„Hrrrmmm!“ räusperte er sich, indem er die Hand an den Mund legte und hustete.
„Antwortet deutlicher, Sir! Gebt Ihr mir recht, oder meint Ihr, daß ich mich irre?“
Er kratzte sich hinter dem rechten Ohr und meinte, indem ihm der Klemmer ganz von der Nase fiel:
„Verteufelte Geschichte!“
„Nicht wahr?“
„Habe es aber gut gemeint!“
„Daran zweifle ich gar nicht; nur wäre es mir sehr lieb, wenn Ihr in dieser so wichtigen Angelegenheit nichts tätet, ohne mich vorher zu fragen.“
„Ihr habt recht, Charley, vollständig recht; es ist ein Pudel, den ich geschossen habe.“
„Nehmen wir an, daß der Lotse ein Vertrauter des Chinesen ist, so geht er jetzt eilig zu ihm, um ihm zu sagen, daß eine Dampfjacht angekommen ist, deren Besitzer die beiden Namen Hu-kiao und Ling-tao kennt und nach ihnen gefragt hat; dieser Besitzer aber ist ein Engländer. Was wird der Chinese tun?“
„Hm! Das weiß ich nicht.“
„Aber ich weiß es.“
„Nun, was?“
„Mag er ahnen oder nicht ahnen, was wir eigentlich wollen, so wird er uns auf alle Fälle einen großen Strich durch unsere Rechnung machen.“
„Vielleicht uns gar nach dem Leben trachten?“
„Das ist sehr wahrscheinlich. Darum wollen wir für heut abend und die Nacht ja an Bord bleiben. Morgen früh machen wir dann eine Rundfahrt um die Bai.“
„Wozu?“
„Um die Tigerbrücke zu entdecken. Quimbo ist ja da gewesen; er muß sie kennen.“
„Mag sein. Aber das ist auch ein gefährliches Ding.“
„Warum?“
„Weil wir die Bai nicht kennen und also zu der Rundfahrt auch wieder einen Lotsen brauchen, der ebensogut ein Vertrauter des Chinesen sein kann.“
„Wir nehmen keinen Lotsen, sondern irgendeinen andern Menschen, der das Fahrwasser kennt. Dafür laßt mich sorgen.“
Es wurde sehr schnell Abend, doch stand der Mond am Himmel, und die Sterne spiegelten im Wasser. Wir konnten weit sehen und bemerkten nichts Auffälliges. Obgleich der Tag vorüber war, kamen Handelsboote an die Jacht. Es wurden uns Früchte, andere Nahrungsmittel und allerlei Kaufgegenstände angeboten. Wir kauften einige Eßwaren, ließen aber niemanden an Bord, sondern zogen das Gekaufte in Körben herauf, in welche wir vorher die Bezahlung legten.
Während der Nacht wurde eine Wache ausgestellt, welche jede Annäherung zu melden hatte; es wurde aber Tag, ohne daß eine solche Meldung nötig gewesen war. Bevor wir die Rundfahrt antreten konnten, wollte der Lord an das Land gehen, um in Beziehung auf unsere Legitimation den nötigen Formalitäten zu genügen; sonderbarer oder vielmehr eigentümlicher Weise aber kam schon kurz nach Tagesanbruch der betreffende niederländische Hafenbeamte an Bord, um sich unsere Papiere vorlegen zu lassen. Seine Ruderer blieben im Boot unten, und er brachte nur einen Mann mit sich, dessen Gesichtszüge chinesische waren, was gar nicht auffallen konnte, weil es auf den Sunda-Inseln Chinesen in Menge gibt. Dieser
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