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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dairi versehen worden. Wie alt sie ist, könnt Ihr Euch also wenigstens annähernd ausrechnen.“
    „Fällt mir gar nicht ein, denn ich könnte dabei zu der unappetitlichen Erkenntnis kommen, daß ich mir eine siebzigjährige Turtlesuppe gefangen habe, und Ihr werdet zugeben, Charley, daß dies keine sehr erfreuliche Ansicht eröffnet. Werft sie in das Boot! Sie wird geschlachtet und verzehrt, und wenn ich einmal hier oder da mit diesem sogenannten Dairio oder Domino zusammenkomme, so soll er in den Besitz seiner tschifirigimilikischen Schüssel kommen!“
    „Wollt Ihr nicht lieber mir die Platte überlassen, Sir? Ich möchte sie gern als Andenken mit nach Hause nehmen.“
    „Als Andenken? Absonderlicher Kauz! An wen denn? An den Diarius oder an die Kröte?“
    „An beide zugleich.“
    „So nehmt sie immerhin! Ihr könnt meinetwegen die ganze Schildkrötenschale mitsamt diesem Diarius bekommen, denn mir ist es nur um die Suppe zu tun.“ –
    Am andern Morgen gab es sehr viel auf unserem braven ‚The Wind‘ zu schaffen. Das Leck konnte nur von außen vollständig beseitigt werden, und da auf Peel-Island von einem Dock keine Rede war, so waren Taucherarbeiten erforderlich, denen ich mich großenteils unterzog, weil sich von den Mannen keiner lange genug unter Wasser halten konnte. Es ist eine beinahe unglaubliche Tatsache, daß die meisten Seeleute, natürlich diejenigen, welche eine Seemannsschule besucht haben, ausgenommen, sehr schlechte oder wohl auch gar keine Schwimmer sind. Man trifft Hunderte von Matrosen, welche sich auf einen alten, halbwracken Dreimaster vollständig sicher fühlen, von einer flotten Boots- oder Kahnfahrt aber nicht das mindeste wissen wollen.
    Am Mittag, als wir uns die Turtlesuppe schmecken ließen, wurde ich für meine Anstrengung von dem Kapitän belohnt, indem er mir einen sehr akzeptablen Vorschlag machte:
    „Was meint Ihr, Charley; werden diese wilden Ziegen gut zu verdauen sein?“
    „Jedenfalls.“
    „So nehmt Eure Büchse und macht mit! Wir wollen uns eine holen.“
    „Ich bin dabei, schlage aber vor, nicht hier, sondern drüben auf Stapleton-Island zu jagen.“
    „Warum?“
    „Ich ließ mir gestern abend sagen, daß dort mehr und besseres Wild zu finden ist.“
    „Well, so rudern wir uns da hinüber!“
    „Nehmen wir noch jemand mit?“
    „Ist nicht notwendig. Was verstehen diese Kerls von der Jagd? Sie würden uns nur das Wild vertreiben. Kommt in die Jolle!“
    Ich hatte einmal gelesen, daß dieses Stapleton-Island sehr felsig sei, und wußte aus meinen Alpenwanderungen, welche Dienste bei Besteigung steiler Höhen ein Strick und ein Bergstock zu leisten vermögen. Mein Lasso war auf alle Fälle besser als jeder Strick; ich suchte ihn hervor, fand auch eine Bambusstange, die ich mit Hilfe des Schiffsschmiedes schnell in einen Bergstock verwandelte – oben wurde ein alter Eisenhaken angenagelt und unten ein Stift eingeschlagen. Master Frick sah mich erstaunt an, als ich mit dieser seltsamen Ausrüstung erschien.
    „Was sind denn das für Kinderlitzen, Charley, he? Will der Kerl mit einem Bambusstock und einem Lederriemen Ziegen schießen!“
    „Pshaw! Ich bin Alpenjäger, Sir!“ antwortete ich stolz.
    „Alpenjä… macht Euch nicht lächerlich und werft die Geschichte über Bord!“
    „Abwarten!“
    Ich stieg voran in die Jolle, und er folgte mir. Dann ergriffen wir die Ruder. Wir hatten allerdings eine Strecke von vier Stunden zurückzulegen, doch war die See ruhig und der Wind günstig. Wir passierten mehrere pittoresk geformte Felsen westlich von Peel- und Buckland-Island, hielten immer gerade nach Nord und erreichten Stapleton-Island bei einer Bucht, welche sich tief in steil emporstehende Felsen hineinzog. Der Kapitän lachte mit dem ganzen Gesicht, deutete nach oben und meinte:
    „Schaut, Charley, auf jeden Schuß wenigstens zwei!“
    Wirklich sah ich die Spitzen und Vorsprünge der Berge förmlich mit wilden Ziegen bedeckt. Das mußte eine höchst ergiebige Jagd geben. Wir stiegen aus und zogen die Jolle so weit an den Strand herauf, daß sie von der Flut, welche übrigens dort nur drei Fuß hoch zu steigen pflegt, nicht erreicht werden konnte. Dann ging es vorwärts, immer die steilen Höhen hinan.
    Es war wirklich eine vollständige Alpenlandschaft mit spitzen Zinnen, schroffen Zacken und scharfen Graten. Der Bambus leistete mir treffliche Dienste, während der hinter mir keuchende Kapitän oft auf allen vieren kroch, um die Schwierigkeiten des

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