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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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früh. Sie hatten die Einfahrt noch gar nicht bewerkstelligt, und es war weder von unserer Seite ein Schuß gefallen noch hattet Ihr von mir oder dem Käpt'n das verabredete Zeichen erhalten. Ich will Euch nicht tadeln, Maat, denn Ihr habt nur den Fehler begangen, daß Ihr ein wenig zu sehr tapfer wart, und vielleicht ist es besser, daß sie heil davongekommen sind; aber denkt Euch, daß wir vierzehn Boote bekommen hätten, wenn mein Plan gelungen wäre!“
    Der ehrliche Maat guckte mich mit offenem Mund an und schlug sich dann mit der Hand an die Stirn.
    „Wißt Ihr, was ich bin, Sir?“
    „Nun? Doch wohl ein wackerer See- und Steuermann!“
    „Nein, ein Esel bin ich, ein Esel mit so langen Ohren, daß man aus jedem einen Dreimaster bauen könnte! Wir hatten sie beinahe im Sack, und ich habe sie davongejagt. Man glaubt gar nicht, was so ein alter Seebär für gewaltige Dummheiten begehen kann!“
    „Das ist eine edle Selbsterkenntnis, um derentwillen Ihr ganz bedeutend in meiner Achtung steigt, Maat! Aber wollen wir nicht zum Lager gehen? Wir können ja einen Posten hierlassen für den Fall, daß es den Entkommenen einfallen sollte, zurückzukehren.“
    „Ihr habt wieder recht, Charley!“ nickte der Kapitän. „Wir haben ein sehr berühmtes Treffen gewonnen, und da will ich meine Anerkennung dadurch aussprechen, daß ich die Erlaubnis gebe, einen Grog zu brauen, der so steif ist wie das Bugspriet einer niederländischen Kohlenbarke!“
    Dieser Armeebefehl wurde mit allgemeinem Jubel aufgenommen; die Leute nahmen sich beim Arm, und im Paradeschritt ging es paarweise nach dem Lagerplatz zurück.
    Während der Grog gebraut wurde, unterhielt ich mich mit Potomba. Es zeigte sich wirklich, daß er in Indien gewesen war; auch die meisten Inselgruppen des australischen Archipels hatte er befahren, und er war in seinen Ansprüchen so klar und bescheiden, daß ich ihn bereits in kurzer Zeit liebgewann.
    „Jetzt, Charley, mag der Mann gewählt werden, der mit Eurem Fürsten nach Tahiti fahren soll“, meinte der Kapitän. „Ich muß natürlich hier bleiben, aber der Maat könnte die Sache übernehmen. Was meint Ihr?“
    „Ich habe in solchen Dingen nichts zu sagen, denn Ihr seid der Kapitän, aber ich billige Eure Wahl; der Steuermann ist eine Charge und wird mehr Gehör finden als ein Matrose, wenn Ihr einen solchen schicken wolltet.“
    „Ich?“ fragte der Maat. „Wo denkt Ihr hin, Käpt'n! Ein braver Steuermann darf sein Schiff und wenn dieses wrackgegangen ist, seine Leute nicht verlassen!“
    „Wenn der Kapitän fehlt und er also an dessen Stelle getreten ist“, entgegnete Roberts. „Jetzt aber bin ich noch da, und Ihr könnt also getrost nach Tahiti gehen, ohne Euch etwas zuschulden kommen zu lassen, was gegen Eure Pflichten wäre. Übrigens wißt Ihr ja, daß nur mein Befehl Geltung hat. Wen ich sende, der muß gehorchen!“
    „Wollt Ihr mir wirklich zumuten, Käpt'n, mich einem Schwimmholz anzuvertrauen, wie das Boot dieses Mannes ist? Übrigens kann ich ja nicht ein einziges Wort mit ihm sprechen, und wie leicht ist es, daß ich mit Leuten zusammenkomme, deren Sprache ich nicht verstehe!“
    „Hm, das ist wahr! Charley, wie ist es? Ich möchte Euch gern bei mir behalten; aber Ihr seid der einzige, der malayisch und sogar den Dialekt der Gesellschaftsinseln versteht. Möchtet Ihr mit dem Mann gehen?“
    „Wenn Ihr es wollt, so tue ich es, Käpt'n!“
    „Schön; so bitte ich Euch darum! Doch, alle Wetter, was ist denn das?“ fragte er plötzlich, mit der Hand nach dem Binnenwasser deutend, welches sich beinahe bis an unsere Füße zog.
    „Ein Hai, wahrhaftig ein Hai, der zwischen den Klippen Eingang gefunden hat?“ rief der Maat. „Schnell zu den Harpunen, ihr Mannen!“
    Auf der Oberfläche des Wassers zeigte sich die Rückenflosse des Fisches, den unsere Anwesenheit herbeigelockt haben mußte. Der Anblick eines Haies bringt jeden Seemann in die größte Aufregung; er kennt keinen größeren Feind als dieses gefräßige Ungeheuer und sucht es auch zu töten, selbst wenn er sich vor ihm sicher weiß und der Tod desselben ihm nichts als nur die Befriedigung gewährt, ihn tot zu wissen.
    Die Leute waren alle aufgesprungen und griffen nach allen möglichen Waffen. Auch ich langte nach meiner Büchse, um zu versuchen, ob die Kugel hinreichend sei, das Tier zu erlegen. Da legte Potomba die Hand auf meinen Arm und bat:
    „Schieß nicht, Sahib; Potomba ist ein Herr aller Haie und wird auch diesem

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