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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Gefährts aus zwei Menschen und einem Androiden. Erstere könnten durch die abgesprengte Luke entkommen sein, nicht jedoch der Mechanische. Unser Impuls muss ihn lahmgelegt haben.«
    »AV-01 an den Großen Herrn, wiederhole: keine künstliche Personen an Bord. Soll AV-01...?«
    »Uns nicht ins Wort fallen soll er!«, entgegnete er unwirsch. Seine Gedanken flogen. »Wir denken nach.«
    Dann kam er zu einem Ergebnis: »Konzentrieren wir uns zunächst also auf die organischen Wesen.«
    Wenig später hefteten sich die Schwärmer an die Fersen der Flüchtlinge, deren Identität weiterhin im Dunkeln lag. Woher kamen sie, wenn sie sich einer Raumfähre bedienen konnten? Und was war das für ein Roboter, der trotz des EMP spurlos verschwunden war?
    Der Archivar brannte auf die Antworten. Ergab sich hier eine Möglichkeit zur Rückkehr, je nachdem, woher die Fremden kamen und über welche Technik sie verfügten? Er musste selbst zur Absturzstelle aufbrechen, um klarer zu sehen...
    ***
    Erinnerung
    Das »Monokel« macht die einbrechende Nacht zum Tag. Es hilft mir nicht nur bei der Verfolgung der Flugschlange, sondern auch, die Vorgänge im Dorf – all die Merkwürdigkeiten, die dort vor sich gehen – schneller zu begreifen.
    Aus meiner Deckung hinter einem verdrehten Urwaldriesen spähe ich zur Lichtung im Wald, wo sich Hütte an Hütte reiht. Die Rückkehr der Flugschlange versetzt die Bewohner erkennbar in Unruhe. Sie landet auf dem Arm eines Indios mit einem hohen Kopfschmuck, um den sich sofort etliche Stammesmitglieder scharen, sodass mir der Blick auf ihn verstellt wird.
    Eines jedoch habe ich sofort erkannt: Um den Hals fast jeden Eingeborenen – die Kleinkinder ausgenommen – hängt ein Reptil wie jenes, das mich gebissen und dessen Gift mich gerettet hat.
    Die Schlussfolgerung, die ich ziehe, liegt auf der Hand: Die intelligenten Schlangen leben mit diesen Menschen zusammen; vielleicht aus religiösen Gründen, vielleicht sogar in einer Symbiose. Jedenfalls geben sich diese lebendigen Totemtiere ganz zutraulich; ich sehe nirgends auch nur den Anflug von Aggression.
    Und so ist schon mein nächster Gedanke: Diese Primitiven bedienen sich der Schlangen auf die gleiche Weise wie ich! Offenbar haben sie lange vor mir erkannt, welche Wirkung die toxischen Sekrete der Tiere auf den Organismus haben.
    Doch dann kommen mir erste Zweifel. Als ich beobachte, wie man einen Indio herbeiführt, der kaum einen Fuß vor den anderen setzen kann und dem der Speichel dabei aus dem offenen Mund tropft. Ein Debiler? Oder hängt es etwa damit zusammen, dass um seinen Hals keine Schlange liegt?
    Was dann geschieht, lässt mir einen kalten Schauer über die verzerrte Wirbelsäule laufen.
    Ich sehe, wie der Indio mit dem Kopfschmuck – offenbar der Häuptling des Stammes – die zurückgekehrte Schlange von seinem Arm nimmt und sie dem »totemlosen« Eingeborenen um den Hals legt. Erkennbar behutsam schlingt und windet sie sich um den Mann... mit dem eine sofortige Veränderung geschieht.
    Eben noch völlig teilnahmslos, geht jetzt ein Ruck durch ihn. Er scheint aus einem Tagtraum zu erwachen, lässt den Blick über jene schweifen, die sich auf dem Platz versammelt haben... und lacht wie befreit auf. Das ganze Dorf stimmt in das Lachen ein; man freut sich wie über die Rückkehr eines lange Vermissten.
    Was ich hier erlebe, übertrifft selbst meine kühnsten Erwartungen. Leider auch in negativer Hinsicht.
    Bis vor kurzem hatte ich noch geglaubt, das Aufspüren weiterer Schlangen, die das helfende Gift in sich tragen, wäre mein größtes Problem. Sie zu fangen und zu melken, hatte ich mir vergleichsweise einfach vorgestellt.
    Was das Okular mir nun aber zeigt, sickert in seiner wahren Bedeutung nur zäh in mein Bewusstsein. Langsam schwindet auch der letzte Zweifel, dass mir meine Fantasie einen Streich spielen könnte. Plötzlich ergeben auch die klugen Blicke und das telepathische Tasten »meiner« Schlange, als würden sich kalte Reptiliengedanken unter meine eigenen mischen, einen Sinn.
    Dort vorne auf der Lichtung geschieht genau das – in Vollendung! Jede Einzelne der Schlangen, das wird mir klar, verfügt über weit mehr Intelligenz als selbst der schlaueste Eingeborene. Mehr noch: Ohne die Schlangen sind sie Idioten, nicht einmal zu selbstständigem Leben fähig.
    Nicht die Menschen, die Schlangen haben in diesem Dorf das Sagen. Was sie mit ihren Wirten praktizieren, ist eine erzwungene Symbiose. Welchen genauen Nutzen die

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