331 - Verschollen in der Zeit
Reptilien daraus ziehen, weiß ich noch nicht, aber er wird den Nutzen der menschlichen Diener mit Sicherheit übersteigen.
Ich gehe durch ein Wechselbad der Gefühle. Die Übernahme der Wirte erfolgt über keinen Biss oder eine andere physische Gewaltanwendung. Sie scheint auf rein telepathischer Ebene abzulaufen. Kraft ihres Geistes brechen die Reptilien den Willen ihrer Wirte.
Warum hat das nicht bei mir funktioniert? Warum fühlte ich zwar schwach die Versuche, in meinen Geist einzudringen, konnte dies aber mühelos abwehren, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt extrem geschwächt war? Hätte ich nicht leichte Beute für die Schlange sein müssen?
Die einzige logische Erklärung ist meine Herkunft. Ich bin kein Mensch dieses Jahrhunderts; mein Gehirn ist viel weiter entwickelt. Mit ihm ist der Verstand der Reptilien nicht kompatibel. Zu meinem Glück!
Mir wird bewusst, dass ich, hätte es sich anders verhalten, jetzt ebenfalls dieser von Schlangen geführten Menschenherde angehören würde...
Aber ich verliere mich in Spekulationen und damit mein Ziel aus den Augen. Ich bin gekommen, um meine Zukunft zu sichern. Weil ich neue, frische Schlangen – ihr Gift! – brauche! Und mag ich auch mit allem anderen gerechnet haben als dem, was ich hier vorgefunden habe, so bleibt es doch dabei: Ich will und ich werde nicht mit leeren Händen zurückkehren!
Und so warte ich in meinem Versteck den nächsten Morgen ab, verbrauche meine letzten Reserven an Schlangengift und Proviant und gönne meinem verkrümmten Körper so viel Regeneration, wie es eben möglich ist. Bis sich noch vor Sonnenaufgang einer der halbnackten Indios mit seiner Schlange um den Hals aus dem Dorf entfernt und ungefähr in meine Richtung läuft. Was immer er vorhat – Pilze oder Früchte zu sammeln oder sich zu erleichtern, mein Knüppel, den ich mir im Unterholz gesucht habe, wartet schon auf ihn!
Ich weiß, dass ich mit dem ersten Schlag die Schlange betäuben muss. Die Reichweite ihrer telepathischen Fähigkeiten kenne ich nicht. Sie kann aber nicht allzu groß sein, weil das gefangene Reptil sonst um Hilfe gerufen hätte, als es noch bei der Pyramide war.
Ich mache kurzen Prozess. Heftig genug, wie ich hoffe, fährt mein Knüppel herab. Der schuppige Körper erschlafft. Und im selben Moment sackt auch der Indio in den Knien ein und bleibt teilnahmslos starrend sitzen.
Aber ich will kein noch so kleines Risiko eingehen. Ein zweiter Schlag und der Eingeborene sinkt rücklings auf den Boden.
Ich wickle das betäubte Reptil vom Hals des Bewusstlosen und presse seine Zähne in meinen Arm. Sogar in der Ohnmacht löst der Reflex den Giftfluss aus. Die heilende Essenz strömt in meinen Körper und gibt mir neue Kraft.
Ich humpele durch das Unterholz davon, verausgabe mich bis zur völligen Erschöpfung, ehe ich mir eine kleine Pause gönne.
Ob das Dorf schon im Aufruhr ist, kann ich nicht erkennen. Der groteske Wald versperrt mir die Sicht. Ich hoffe, der Niedergeschlagene bleibt noch eine Weile ohnmächtig. Aber auch danach wird er sich in seinem apathischen Zustand kaum bemerkbar machen können. Vermutlich wird er nicht einmal sagen können, was mit ihm und seinem Totemtier geschah. Ob die Indios trotzdem die richtigen Schlüsse ziehen, muss sich zeigen. Ich jedenfalls habe eine neue Schlange, die sich von dem Hieb erholen wird.
Nur eine. Dabei hatte ich gehofft, reiche Beute zu machen. Aber jetzt weiß ich, wo es viele weitere von ihnen gibt. Ich muss nur einen Weg finden, sie in meine Gewalt zu bringen. Bedauerlicherweise geht es jetzt nicht mehr nur darum, ein paar Tiere einzufangen. Die Schlangen haben Hände und Füße und einen kräftigen menschlichen Körper erhalten. Und ob ich mich gegen die Indios durchsetzen kann...?
Ich muss es! Erst wenn ich mir nicht mehr täglich Sorgen um mein Überleben in dieser schrecklichen Zeit und Welt machen muss, kann ich mich ernsthaft den Dingen widmen, die nötig sind, um mich zurück in die Heimat zu bringen.
Ich brauche Verbündete! So wie die Schlangen über die Indios verfügen, muss ich mir eigene, mechanische Diener schaffen, die den Eingeborenen überlegen sind...
Während des Rückmarsches kreisen meine Gedanken um diese Problematik. Der Schlange in meinem Gepäck schenke ich in dieser Zeit kaum Beachtung, erst als sie sich kurz vor Erreichen der Pyramide zu regen beginnt. Ich habe sie in das Geschirr gepresst, das mir schon bei ihrer Vorgängerin wertvolle Dienste leistete. Nun beginnt sie
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