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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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sich zu winden und zu krümmen, versucht ihre primitiven Fesseln abzustreifen. Die Faserstränge knirschen, als sie ihre Kiefer aufsperrt, um mich zu beißen. Ich gehe gern auf ihr »Angebot« ein und biete ihr meinen ungeschützten Arm dar.
    Als ich in die Schatten der Pyramide trete, fühle ich mich stärker als zuvor. Von Verfolgern gibt es noch keine Spur. Sicher fühle ich mich dennoch nicht.
    Die Situation, in der ich mich wiederfinde, war nicht vorhersehbar. Die Schlange, die ich entkommen ließ, kann nun zu meinem Verhängnis werden, denn ich zweifle nicht daran, dass sie ihren Artgenossen von mir berichtet hat. Wenn sie den Überfallenen finden und tatsächlich so intelligent sind, wie ich vermute, werden sie die richtigen Schlüsse ziehen. Und dann werden sie hier auftauchen, um Rache zu üben. Ich habe der ersten Schlange übel mitgespielt, das wird sie nicht auf sich beruhen lassen.
    Ich verfalle in hektische Vorbereitungen und wähle eines der Nachbargebäude der Pyramide als »Festung« aus, in der ich mich verschanzen will. Der Bau, für den ich mich schließlich entscheide, ist weniger verzerrt als die anderen. Er wurde auf den Grundmauern eines uralten Tempels errichtet und besteht aus einem Betongemisch, in dem ein stählernes Skelett für Stabilität und Flexibilität sorgt. Mehrere Stockwerke ragt der Bau in die Höhe, dennoch ist er gerade mal halb so hoch wie die Pyramide. Selbst das Flachdach ist bis auf ein paar Risse intakt und tragfähig.
    Würde ich das Alter der Pyramide auf Jahrtausende schätzen, so bringt es dieser Bau auf höchstens ein paar Jahrhunderte. Vermutlich wurde er deswegen von den Verzerrungen weniger stark in Mitleidenschaft gezogen. Überreste von stromabhängiger Technik sind darin vorhanden. Sogar ein – natürlich nicht mehr funktionsfähiger – Lift, der die insgesamt vier Etagen miteinander verbindet.
    Ich merke, wie auch das entführte Reptil versucht, sich in mein Gehirn zu schleichen. Ich spüre den gleichen Druck, den die Nähe der ersten Schlange in mir verursachte.
    Verstehst du mich? , denke ich intensiv. Du bist zu schwach! Gib auf, du kannst mich nicht versklaven. Ich bin keiner der tumben Wilden. Also lass es sein!
    Tatsächlich weicht der Druck für eine Weile. Ob zufällig oder weil das Reptil mich verstanden hat, vermag ich nicht zu sagen und will mich jetzt auch nicht darauf einlassen, es herauszufinden.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir bleibt, mich auf den erwarteten Angriff vorzubereiten. Aber will ich meine hochfliegenden Pläne verwirklichen – die Heimkehr in die Sphäre, aus der ich verstoßen wurde –, muss ich diese neuerliche Bewährungsprobe nicht nur überstehen, ich muss Zeichen setzen!
    Sämtliche Artefakte, die ich in den vergangenen Planetenrotationen im Umkreis der Pyramide sicherstellen konnte, horte ich nun in dem turmförmigen Bau, den ich zu meiner Feste und meinem Hauptquartier ausbaue. Ich richte mich im Erdgeschoss ein, dessen Decke noch vollständig erhalten ist und das über kein einziges Fenster verfügt. Für mich ist das ideal, umso leichter wird der Raum zu verteidigen sein.
    Spät an diesem Tag ist immer noch kein Feind aufgetaucht. Doch dann, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, merke ich, wie die Schlange unruhig wird.
    »Kommen sie?«, wende ich mich im diffusen Glanz eines Artefakts an das Reptil, dessen glitzernde Augen noch deutlicher als seine hektischen Bewegungen verraten, dass etwas anders geworden ist. »Nein«, flüstere ich die Antwort selbst, die das Biest mir nicht geben will. »Ich glaube, sie sind bereits da...«
    Ich lösche das leuchtende Artefakt und klemme mir das Monokel vors Auge. Die Finsternis weicht.
    Und dann schlägt auch schon etwas gegen die provisorische Tür, mit der ich meinen »Festungsraum« gesichert habe. Die Schlange zischt. Es klingt triumphierend. Ich ignoriere es.
    Noch einmal gleitet mein Blick über die vorbereiteten Werkzeuge aus dem zeitlosen Raum. Seit ich akzeptiert habe, dass es keine Möglichkeit gibt, diese Zeit und Welt schnell wieder zu verlassen, entwickelt sich der Ehrgeiz, mich darin so gut wie möglich einzurichten und zu behaupten, wie von selbst. Ohne die Artefakte, die mir ein gnädiges Schicksal gelassen hat, wäre meine Lage wahrscheinlich aussichtslos. Mit ihnen habe ich eine reelle Chance.
    Sie wissen, wo ich bin. Die Schlange, die ich in meiner Gewalt habe, verrät mich. Doch auch ihre Intelligenz hat Grenzen. Die Bedeutung der Gegenstände, die mich

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