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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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ich sie füttere oder Gift melke.
    Und da meine Roboter weder von den gefangenen noch von den freien Schlangen telepathisch erkannt werden können, erwische ich sie einmal mehr auf dem falschen Fuß.
    Mit Fallen haben sie gerechnet und deshalb Kreaturen als Kanonenfutter vorausgeschickt, die offenbar keinen allzu hohen Stellenwert für sie besitzen. Diese Sklaven hätten die Fallen auslösen und unschädlich machen sollen für die nachrückenden Indios.
    Mit Robotern, Kämpfern aus Metall, hat niemand gerechnet. Und wieder ist mein Sieg am Ende ungefährdet.
    Doch ich morde nicht wahllos, sondern bin bestrebt, Gefangene zu machen, zumindest unter den Schlangen. Ich habe aus der Vergangenheit gelernt und meinen Energiewerfer so eingestellt, dass die Dosis die Reptilien nicht mehr brät, sondern lediglich betäubt. Und so richte ich die Waffe gegen alles, was mich umgibt, während meine mechanischen Kinder mit Klingen, die wie Dreschflegel wirbeln, gegen die Feinde vorrücken und weniger elegant dafür sorgen, dass diejenigen, die dazu noch fähig sind, sich schließlich zur Flucht wenden.
    Ich lasse meine Roboter noch kurz die Verfolgung aufnehmen, dann ordere ich sie zurück. Gemeinsam mit ihnen sammle ich die betäubten Schlangen ein und komme auf eine erkleckliche Zahl: Zusammen mit den schon in meiner Gewalt befindlichen füllen am Ende dieses Tages vierunddreißig Reptilien meinen Käfig, den ich längst gegen einen größeren aus Plexiglas ausgetauscht habe.
    Und während ich zwischen toten Mischwesen stehe, die wie Ausgeburten einer entarteten Natur auf mich wirken, fasse ich den Entschluss zu einem neuen Projekt.
    Ich nenne es Gamma.
    Mit ihm will ich versuchen, die Schlangen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: nämlich ihre Gehirne auszulesen und alles zu erfahren, was sie darin hüten.
    ***
    Ich vertiefe mich in die weit überlegene Technologie anno 3000 bis 920.800, dem Jahr meiner Geburt. Die Artefakte – insgesamt achtzehn von vierundzwanzig, die ich nach Campeche mitnehmen konnte –, stammen aus den verschiedensten Epochen. Ihre Funktionen erinnern vereinzelt an Magie – so wie ein Funkgerät für einen Menschen des Mittelalters als magisch gegolten hätte.
    Einige basieren gar auf dem Verständnis jener Kräfte, die das Universum zwar zusammenhalten, aber für das bloße Auge nicht sichtbar sind: Gravitation, Superteilchen wie Strings, Branen, Higgs, Tachyonen, Dunkle Materie oder Dunkle Energie. Es bedurfte eines unglaublichen Aufwands, um sie nicht nur in der jeweiligen Epoche zu fassen zu bekommen, sondern sie auch zu nutzen.
    Ich habe vor langer Zeit aufgehört, mir über die Aufgaben und die Verantwortung eines Archivars Gedanken zu machen, die über die reine Akzeptanz hinausgehen. Aber ich habe nie aufgehört, diese Artefakte als Geschenke zu betrachten, die genutzt werden sollten. Meine Erfahrung aus all den Zeiten zwischen den Zeiten lautet: Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand. Und niemals galt das so sehr wie heute.
    Ich konzentriere mich also auf die Schätze, die mir vom Schicksal geschenkt wurden, und wähle sorgsam aus dem ihrem Repertoire.
    In der Sekunde, als der erste Scan anläuft, erschaudere ich vor dem, was Technik vermag. Technik, die sich in meinen Händen befindet und mit der ich meine Wünsche realisieren kann.
    Das Gerät, mit dem ich schließlich Erfolg habe, diente ursprünglich einen ganz profanen Zweck: Es vermochte Speichermedien aller erdenklicher Art auszulesen. Aber statt seelenlose Datenkolonnen sichtbar zu machen, liest der Scanner jetzt alles, was auf biochemischer Basis abgelegt ist: Erinnerungen, Wissen, das in lebendigen Speichern – Gehirnen! – steckt.
    Ich scanne meine Gefangenen, einen nach dem anderen. Der Strahl fährt in jeden Schädel, ohne dass ich die Schlangen dafür aus dem Plexiglas-Behältnis nehmen muss. Der Strahl ist fast unsichtbar; nur wenn man weiß, worauf man zu achten hat, kann man das grünliche Flirren erkennen. Es bleibt immer gleich diffus, selbst in vollkommener Dunkelheit. Ich habe es ausprobiert.
    Aber es soll auch keine Räume erhellen, es soll mich erhellen. Mit dem Wissen meiner Erzgegner, das sie mir freiwillig nie überlassen würden.
    Ich scanne, ich taste. Ich gehe bis an die Ursprünge ihrer Existenz zurück, die im tiefsten kreatürlichen Unterbewusstsein abgespeichert sind. Und finde die Erinnerung an die außerirdische Spezies, die ich bereits als Verursacher dieser und vieler anderer Mutationen im Verdacht

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