335 - Der verlorene Sohn
ausgewählt. Der Hauptgang wiederum führt zur Schaltzentrale. Wenn er herausfindet, dass ich hier unten bin, wird er wutentbrannt herkommen.«
»Wie lautet dein Plan?«
»Er kann nicht wissen, dass ich dich aktiviert habe. Das können wir für uns nutzen. Ich gehe in die Zentrale; dort werde ich Fudoh erwarten«, erklärte Miki. »Du verbirgst dich hier am Eingang. Wenn er und seine Leute weiter vorrücken, nehmen wir sie in die Zange.«
»Fudoh ist ein Meister der Planung und Strategie.«
»In diesem Fall werden ihn seine Emotionen zu Fall bringen«, beharrte Miki. »Dieser Körper – dein Körper – ist alles, worauf er seit Jahren hinarbeitet. Die Annahme, ich könnte ihn zerstören oder bereits zerstört haben, wird sein logisches Denken trüben.«
»Also gut, versuchen wir es.«
»Gib auf dich acht«, sagte Miki zum Abschied. »Du beherrschst diesen Körper noch nicht vollständig, vergiss das nicht. Halte dich weitestgehend zurück und überlass den Hauptteil des Kampfes mir.«
Als Aiko bestätigend nickte, wandte Miki sich ab. Er verließ den Eingangsbereich und stampfte in den dahinterliegenden Gang. Im Vorbeigehen warf Miki schnelle Blicke durch die geöffneten Türen. Die meisten Räume waren schlicht möbliert oder als Vorratskammern zu erkennen. In einer erhob sich ein Gestell, auf dem ein Exoskelett ruhte.
Für einen Moment hielt Miki inne. War das die Vorstufe zu einer U-Men-Produktion? Fudoh hatte die vergangenen Jahre genutzt, um seine technischen Fertigkeiten zu verfeinern. Nur einige Jahre noch und der Japaner wäre zweifellos in der Lage, seine eigenen U-Men zu produzieren. Höchste Zeit, dass man ihm das Handwerk legte.
Miki wandte sich ab und schritt weiter in Richtung Zentrale. Dort liefen die Fäden der Überwachungskameras und der Blitzfallen zusammen. Wenn Fudoh sich noch etwas Zeit ließ, konnte Miki vielleicht die Blitzwerfer deaktivieren, um ihre spätere Flucht aus Amarillo vorzubereiten.
Als er die Zentrale erreichte, erkannte er zwei Dinge sofort: Zum einen hatte Fudoh die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verfeinert. Zum anderen kam er zu spät.
Das Debakel spielte sich auf dem Hauptmonitor der Zentrale ab. Und Miki konnte nichts dagegen tun.
***
Endlich!
Als Takeo in dem Gang verschwand, wusste Arthur Crow, dass er gewonnen hatte. Vermutlich hatte er den Android eben zum letzten Mal gesehen.
Takeo vertraute ihm, glaubte seinen verstorbenen Sohn vor sich zu haben und zweifelte daher auch nicht an seiner Unterstützung. Nun, er würde sich noch wundern.
Crow nutzte die verbleibende Zeit, um seinen neuen Körper weiter auszuloten, der ihm mit jeder Minute, die er darin verbrachte, besser gefiel. Die optischen Systeme, Gehör und Tastsinn waren um ein Vielfaches potenziert. Zudem konnte er auf Infrarotsicht umschalten und durch integrierte Sensoren verschiedene Strahlungsarten erkennen.
Eine Speziallegierung überzog sein Plysterox und machte es deutlich widerstandsfähiger gegen jede Art von kinetischer Kraft und Strahlung. Er würde sogar einem schwachen EMP standhalten.
Über Abstrahlpole konnte er seine Hülle unter Strom setzen und über zwei Ports Taser-Kontakte verschießen, um Gegner durch elektrische Schocks zu lähmen.
Abschließend befand sich in jedem seiner Oberschenkel je ein Laserblaster. Vermutlich nach dem Vorbild Miki Takeos designt.
Und das war nur die Ausrüstung, die er bisher entdeckt hatte. Es gab noch immer Speichercluster und Datenbanken, die er erst auslesen und untersuchen musste.
Ein Kampf war, entgegen seinem ersten Bedürfnis, Fudoh zu zerquetschen, keine sinnvolle Lösung. Sollten sich doch Takeo und der Jello die Köpfe einschlagen, darin hatten sie ja Erfahrung. Crow würde seinen neuen Körper keiner Gefahr aussetzen.
Wie er selbst seine Tochter, so hatte Takeo nun seinen Sohn zum zweiten Mal verloren; er wusste es nur noch nicht. Crow bedauerte, dass er ihm das vor seinem Ableben vermutlich nicht mehr würde sagen können. Er hätte gern die Reaktion des sonst so emotionslosen Androiden beobachtet.
In seinem Kopf spielte er sein weiteres Vorgehen durch. Ein Plan, der all seinen Interessen gerecht wurde. Er musste nur ein wenig kreativ werden und auf dem aufbauen, was Takeo entworfen hatte.
***
»Miyu, Haruto, ihr aktiviert den Perimeter um das MSC«, befahl Fudoh. Äußerlich schien er alles unter Kontrolle zu haben, innerlich sah es zweifellos anders aus. »Shouta, du kommst mit mir. Wir müssen Takeo finden.«
Dies war der
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