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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Suchanek
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zerstörte, beraubte er sich der Chance, das Böse mit dem Bösen zu bekämpfen.
    Er schloss die Sicherungskappe wieder. Ihm war eine bessere Idee gekommen.
    Mit zittrigen Fingern zog er eine Eisenstange aus einem der Schuttberge, die überall verteilt lagen, und blockierte damit den Türmechanismus von außen. Wenn sein Plan aufging, würde Takeo das Schott nicht öffnen können – wohl aber Fudoh, wenn er zu seinem Androidenkörper wollte.
    Alles, was er selbst jetzt tun musste, war zu warten.
     
    Er musste eingenickt sein, denn als plötzlich ein Piepsen ertönte, schreckte Keran aus sitzender Position hoch. Er lugte über den Schrottberg hinweg, hinter dem er in Deckung gegangen war. Der Monitor links der Tür war zum Leben erwacht. Es flackerte und rauschte, dann war Takeos Androidenkopf zu sehen. »Keran, öffne das Schott!«, forderte er. »Ich werde dir mein Vorgehen erklären. Es dient dazu, Fudoh auszuschalten. Vertrau mir.«
    Keran schnaubte verächtlich. »Vertrauen? Ausgerechnet dir? Hältst du mich für blöd?«
    »Es war notwendig, alleine in dem Labor zu arbeiten. Jetzt habe ich ein probates Mittel gegen Fudoh. Aber das kann ich nur einsetzen, wenn du mich herauslässt.«
    »Was ist das für ein Mittel?«, fragte Keran. Sein Misstrauen war keineswegs beschwichtigt.
    Auf Takeos Wink hin trat der Fudoh-Android in den Aufnahmebereich der Kamera. »Er wird uns helfen.«
    Kerans Magen schlug ein Salto, als er die aufrecht stehende, sich bewegende Maschine erblickte. Takeo hatte sie zum Leben erweckt! Es gelang ihm nur knapp, die instinktiv aufflackernde Panik niederzukämpfen.
    »Ich habe ihn reaktiviert«, drangen Takeos Worte zu ihm durch. »Er ist ein Verbündeter!«
    »Du hattest also niemals vor, ihn zu zerstören!«, spie Keran ihm entgegen.
    »Sei nicht kurzsichtig«, antwortete der Android. »Warum sollen wir auf einen Mitstreiter verzichten? Gemeinsam können wir Fudoh besiegen.«
    »Ihr Maschinen seid doch alle gleich!« Keran stand kurz davor, die Tür erneut mit seinen Händen zu bearbeiten. »Androiden wie ihr waren schuld am Tod meiner Eltern! Eure Teknikk hat die Menschen von El’ay und Waashton ins Unglück gestürzt! Ihr solltet nicht existieren!«
    »Nicht die Androiden waren schuld an den Vorkommnissen in Amarillo und El’ay«, erklärte Takeo nüchtern, »sondern Menschen, die die Technik missbrauchten, um ihre eigenen dunklen Ziele zu verfolgen. Deine Eltern starben, weil der Weltrat in Waashton einen Computervirus auf die Unsterblichen losließ, und in El’ay erweckte General Fudoh mit Technik und Daa’murenkristallen die Toten zum Leben.«
    »Aber ohne die Teknikk wäre es niemals so weit gekommen!«, beharrte Keran auf seiner Meinung. »Sie ist der Ursprung alles Bösen!«
    »Dein Hass macht dich blind, Keran. Ich bin weder dein Feind noch ein Feind der Menschen.«
    »Aber nur solange, bis auch du irgendwann Amok läufst!«, widersprach Keran. »Bis auch du zerstörst, Brände legst, gnadenlos tötest!«
    »Die Wahrscheinlichkeit für diesen Fall...«
    »Ist viel zu hoch«, unterbrach ihn Keran. »Du und der Fudoh-Android, ihr bleibt genau dort, wo ihr seid. Das Ganze läuft jetzt nach meinen Regeln. Fudoh und seine Bande sind bald zurück, und er wird die Tür garantiert öffnen. Ihr solltet euch besser auf den Kampf vorbereiten.«
    Mit diesen Worten rammte er seine Faust gegen den Monitor. Wieder und wieder und wieder. Seine frisch vernarbte Haut platzte wieder auf, Blut spritzte – es interessierte ihn nicht. Erst als die Glasoberfläche in Splittern zu Boden regnete und Takeos Stimme endlich verstummte, beruhigte er sich wieder.
    Nichts hatte sich geändert. Sein Plan stand nach wie vor. Fudoh musste bald zurück sein. Dann kam es hier unten zum Showdown. Und er würde dafür sorgen, dass es zum Schluss keinen Sieger gab.
    Ein Alarm erklang und ließ ihn aufschrecken. Fudoh! Er musste zurück sein – und gemerkt haben, dass jemand in sein Heiligtum der Teknikk eingedrungen war. Schnell zog sich Keran von dem Schott zurück.
    ***
    »Das verlief nicht ganz nach Plan.«
    »In der Tat«, stimmte Takeo zu. »Ich habe Kerans geistige Instabilität nicht ausreichend in meine Berechnungen einbezogen.«
    »Ein Trauma ist schwer zu berechnen.«
    Miki sah sich um. »Ich kenne die Baupläne des Medical Science Center.« Er deutete auf eine zweite Tür. »Von diesem Labor führt ein Verbindungsgang zum südlichen Teil des Bunkers. Vermutlich hat Fudoh genau deshalb dieses Labor

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