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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist er hin?“ fragte der erstere.
    „Nach Ost. Folglich will er nach West. Nehmen Sie mir die Frage nicht übel, Señor Monteso, ob Sie ein guter Reiter sind?“
    „Welche Frage!“ lachte er. „Natürlich bin ich es.“
    „Vielleicht wird es notwendig, dies zu beweisen. Können Sie sich während des Rittes lang an die Seite des Pferdes legen?“
    „Lang an die Seite des Pferdes legen? Wie meinen Sie das? Wie macht man das? Ich habe es noch nie gesehen.“
    „Die Indianer Nordamerikas bringen dieses Kunststück sehr oft in Anwendung. Wenn man den Körper lang an denjenigen des Pferdes legt, kann man von der entgegengesetzten Seite weder gesehen noch von einer Kugel getroffen werden.“
    „Da fällt man ja herab!“
    „O nein. Ich habe zu diesem Zweck zwei Lassos bestellt. Wir schlingen sie um die Hälse der Pferde. Das ist die ganze Vorkehrung, deren wir bedürfen. Gesetzt den Fall, wir haben zu unserer rechten Hand einen Feind, welcher uns nicht sehen soll, so müssen wir uns an der linken Seite des Pferdes verbergen. Zu diesem Zweck rutschen wir langsam nach links aus dem Sattel, lassen aber den rechten Fuß im Steigbügel und ziehen ihn mit demselben hinter dem Sattel über die Kruppe des Pferdes. Wir hängen also mit dem Fuß im Bügel. Mit dem Arm fahren wir in den Lasso, welcher um den Hals des Pferdes geschlungen ist. In dieser Weise liegen wir links lang am Pferd und können unter dem Hals desselben hinweg nach rechts schauen und sogar nach dieser Richtung schießen.“
    „Das geht ja nicht. Wie kann ich mich mit der großen Zehe im Bügel halten?“
    „Ihre Steigbügel sind eben sehr unpraktisch. Glücklicherweise hängen sie im doppelten Riemen, zwischen welchen Sie den Fuß stecken können. Auf diese Weise ist der Feind zu täuschen. Befindet er sich so weit entfernt, daß er den Sattel nicht zu unterscheiden vermag, so hält er das Pferd für ein lediges, weidendes Tier.“
    „Señor, das bringe ich nicht fertig.“
    „Wir werden sehen. Kommen Sie.“
    Wir gingen nach dem Korral und schlangen den Pferden die Riemen mehrfach um den Hals. Im Hof stand noch das Pferd, auf welchem ich gekommen war. Es trug meine Satteltaschen, und ich nahm mein Fernrohr aus denselben. Dann ging es fort. Der Frater wünschte uns Glück, und die Damen riefen uns von oben zu, vorsichtig zu sein. Wir ritten nach Nordwest. Als wir die Estancia so weit hinter uns hatten, daß sie uns die Fernsicht nicht mehr hinderte, blieben wir halten, und ich suchte den östlichen Camp nach dem Kavalleristen ab. Nach einiger Zeit entdeckte ich ihn. Er hielt noch immer die anfängliche Richtung bei, ritt aber nur noch im Schritt.
    Jetzt ging es im Karriere über den Camp dahin. Wie groß das Besitztum des Estanciero war, zeigt sich daraus, daß wir erst nach vollen zehn Minuten die Grenze erreichten und uns nun langsam südwärts wendeten. Hier gab es keine Umfriedungen. Wir hatten freies Land, da die Hecken sich nur in der Nähe der Gebäude befanden. Da gab es auch wenig Spuren von Vieh, weil die Gauchos es vermeiden, ihre Tiere bis zur Grenze zu lassen, durch deren Überschreiten sehr leicht Unzuträglichkeiten entstehen. Nun saß ich vornübergebeugt im Sattel und hielt das Camposgras scharf im Auge. Der Estanciero tat ebenso.
    „Wollen sehen, wer die Spur zuerst entdeckt“, sagte er. „Vorausgesetzt, daß Sie sich nicht geirrt haben und sie sich wirklich hier befindet.“
    „Sie muß hier sein. Passen wir nur gut auf!“
    Er hatte zugeben müssen, daß ich im Reiten geschickter sei als er. Nun wollte er mich bezüglich des Scharfsinnes im Auffinden einer Fährte schlagen. Ich tat, als ob ich das nicht bemerkte. Bald richtete ich mich im Sattel auf. Ich hatte die Spur entdeckt. Er aber ritt weiter, und ich blieb an seiner Seite.
    „Hm!“ sagte er endlich. „Wir suchen vergeblich. Ich sage Ihnen, Señor, daß wir unsere Zeit verschwenden!“
    „Das ist freilich wahr!“
    „Sie geben das zu? Sind also nun auch meiner Meinung, daß es hier die gesuchte Fährte nicht gibt?“
    „Ganz und gar.“
    „So sind Sie also geschlagen?“
    „Nein.“
    „Aber Sie haben die Spur doch nicht!“
    „Ich habe sie. Da hinter uns. Wir sind darüber weg.“
    „Warum sagten Sie es nicht?“
    „Weil ich Ihnen Zeit lassen wollte, einzusehen, daß sich ein Deutscher wenigstens ebenso wie ein Orientale in der Banda Uruguay zurechtfinden kann. Kehren wir um! Wir werden sehr bald wieder an der Stelle sein.“
    Wir jagten zurück und stiegen

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