34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
unten im Hof, sondern anderswo in der Nähe, wo sie nicht gesehen werden können, bereit sein. Ich glaube nicht, daß das Versteck auf Ihrem Grund und Boden liegt. Die Leute sind von Westen her gekommen. In dieser Richtung, jenseits der Grenze, müssen wir suchen. Auf einer kahlen, nackten Höhe versteckt man sich nicht. Wir haben also nicht auf den Bodenerhöhungen, sondern in den Vertiefungen zu suchen. Wenn wir es klug machen, erreichen wir das Versteck noch eher als der Kavallerist.“
Der Estanciero gab die betreffenden Befehle. Dann erwarteten wir die Rückkehr des Boten. Derselbe hatte sich mit dem Essen sehr beeilt und ließ sich wieder anmelden. Sein Gesicht war ein sehr zuversichtliches. Er sagte sich vielleicht, da er mit Speise und Trank regaliert worden sei, habe er ein feindseliges Verhalten nicht zu befürchten. Darum fragte er, ohne zu warten, bis er angeredet wurde:
„Nun, was haben Sie beschlossen?“
„Wir haben beschlossen, den Weg der Gütlichkeit einzuschlagen“, antwortete ich ihm. „Aber Zehntausend ist zuviel!“
Ich wollte scheinbar abhandeln, um ihn desto sicherer zu machen.
„Ist nicht zuviel, gar nicht zuviel“, antwortete er.
„Bedenken Sie, daß eine solche Summe geradezu ein Vermögen ist!“
„Der Yerbatero muß aber doch wissen, daß er es geben kann, sonst hätte er es nicht geboten.“
„Es ist ihm abverlangt worden.“
„Nein. Er hat sogleich von selbst dieses Angebot gemacht.“
„Unsinn! Sagen Sie uns, wie weit Sie in Ihrer Forderung herabgehen können!“
„Um keinen Peso. Das ist mir noch ganz ausdrücklich angedeutet worden. Der Yerbatero hat sich einverstanden erklärt und uns versichert, daß sein Bruder es geben werde.“
„So ist er sehr unvorsichtig gewesen. Er mußte doch wissen, daß man zehntausend Bolivianos nicht im Haus liegen hat, selbst wenn man ein reicher Mann ist.“
„Das geht mich nichts an. Das ist seine Sache und nicht die meinige!“
„Das ist sehr wohl auch Ihre Sache! Welche Instruktion haben Sie denn für den Fall erhalten, daß Señor das Geld nicht vollständig daliegen hat?“
„Gar keine, das hängt von meiner Bestimmung ab.“
„Dann will ich Ihnen einen Vorschlag tun. Wir wollen Ihnen 6.000 bar und einen Wechsel über 4.000 geben.“
„Nein, nein! Einen Wechsel darf ich nicht annehmen. Das ist mir untersagt. Das Einkassieren desselben ist für uns zu gefährlich.“
„Hm! So müßte sich Señor Monteso das Fehlende borgen. Ein Nachbar hat in den letzten Tagen eine Geldauszahlung erhalten. An diesen wird Ihnen Señor Monteso eine Anweisung geben.“
„Danke! Darauf kann ich mich nicht einlassen. Ich will mit möglichst wenig Leuten zu tun haben. Ich halte mich an den Estanciero.“
„So müßte er selbst es holen.“
„Dauert das lange?“
„Er würde ungefähr drei Stunden bis zu seiner Rückkehr brauchen, vorausgesetzt, daß er den Nachbar daheim antrifft.“
„Hm! So werde ich mich wohl gedulden müssen!“
„Wir bitten Sie darum. Sie können ja auf der Estancia bleiben und sich da ausruhen.“
„Danke sehr, Señor! Ich will Sie nicht belästigen. Ich reite indessen fort und kehre nach drei Stunden wieder.“
„Ganz wie Sie wollen! Nach Empfang des Geldes verlangen wir aber natürlich Quittung!“
„Davon steht nichts in meinem Auftrag.“
„Wir müssen sie dennoch haben. Hat der Major Ihnen keine mitgegeben, so mögen Sie Ihren Namen unterzeichnen.“
„Den kennen Sie gar nicht. Wie leicht kann ich Sie täuschen?“
„Ihr ehrliches Gesicht ist uns Bürgschaft, daß Sie keinen falschen Namen unterzeichnen.“
„Sehr schmeichelhaft für mich, Señor. Ich bemerke, daß Sie die Absicht haben, die Angelegenheit als Caballero zu erledigen. Das freut mich. – Schenken wir uns gegenseitig Vertrauen. A Dios!“
Er ging, und ich trat schnell an das Fenster. Hinter der Gardine versteckt, blickte ich in den Hof und sah, daß er nach links schwenkte, als er zum Tor hinaus war. Nun eilte ich hinab vor das Tor und sah ihn an der nächsten Kaktushecke abermals nach links biegen. Natürlich ging ich nun auch zu dieser Ecke, wo ich ihn im Galopp das Freie gewinnen und dann in gerader Richtung gegen Osten reiten sah. Nun kehrte ich zurück und begab mich nach meiner Wohnung, die ich heute noch gar nicht betreten hatte. Ich wollte mein Gewehr holen und fand da den Poncho und den Hut. Ich warf den ersteren über, setzte den letzteren auf, und da kam auch der Estanciero mit dem Bruder.
„Nun, wo
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