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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gras.
    „Und wenn er aber nicht wiederkommt, wenn sie ihn festhalten?“ hörten wir fragen.
    „Das wagen sie nicht“, lautete die Antwort.
    Ich erkannte in dieser Stimme augenblicklich diejenige des Lieutenants.
    „Und wenn sie es dennoch wagen?“
    „So soll es ihnen schlecht bekommen. Wir legen ihnen den roten Hahn an die Estancia und schneiden dann nach unserer Rückkehr den beiden Montesos die Kehlen durch.“
    „Davon haben wir aber nichts! Übrigens habe ich einen Gedanken, welcher mich beunruhigt, der Gedanke, daß dieser Deutsche mit dem Bruder schon hier sein könnte. In diesem Fall wird unser Bote einen schweren Stand haben.“
    „Sie können ihm doch auch nichts anderes sagen, als Ja oder Nein!“
    „Sie können wohl etwas anderes! Sie können Ja sagen, um ihn sicher zu machen; sie können ihm das Geld geben, um uns heimlich zu folgen.“
    Der Estanciero stieß mich an. Er brannte vor Begierde, zuzugreifen; aber ich wollte noch warten. Es lag mir vor allem daran, zu erfahren, wo der Major auf seine drei Gesandten wartete. Konnte ich diesen Ort erfahren, so war das Gelingen des Unternehmens meiner Ansicht nach leidlich sicher. Gefährlich war es trotzdem; aber man wußte dann doch wenigstens, daß man die Leute gewiß treffen werde, und konnte sich die zum Suchen erforderliche Zeit ersparen.
    „Das werden sie bleiben lassen“, meinte der andere. „Wir haben ja für diesen Fall den strengen Befehl, die Verfolger irrezuführen. Ich weiß ein Mittel, wie uns das gelingen kann.“
    „Welches?“
    „Wir trennen uns, um später wieder zusammenzutreffen. Da machen wir drei Fährten, und sie wissen nicht, welcher sie folgen sollen.“
    „Schafskopf! Sie können jeder beliebigen folgen, so treffen sie uns dann doch beisammen.“
    „Himmel! Daran dachte ich nicht.“
    „Ja, auf deine Klugheit brauchst du dir freilich nichts einzubilden. Unser einziges Gelingen liegt, falls wir verfolgt werden, in der Schnelligkeit unserer Pferde. Wir müssen sofort aufbrechen und die ganze Nacht durch reiten. Glücklicherweise scheint der Mond, daß es fast so hell ist wie am Tage.“
    „Das ist aber auch für sie ein Vorteil.“
    „Kein großer. Sie können des Nachts trotz des Mondscheins unsere Fährte nicht sehen. Die Hauptsache ist, sobald wie möglich im Lager anzukommen. Dann unterrichten wir die Unserigen von der Verfolgung und empfangen die Kerle, wie sie es verdienen. Werden wir aber vorher erreicht, so –“
    „So hat es auch nichts zu bedeuten“, fiel ihm der andere in die Rede.
    „Wieso?“
    „Weil man in Rücksicht auf die Gefangenen uns nichts tun darf.“
    „Hm! Ja! Das ist richtig. Aber wir dürfen uns nicht sehen lassen. Wenn man Militär zu Hilfe ruft und uns in der Überzahl angreift, so sind wir verloren. Kein Lopez Jordan kann uns dann retten. Glücklicherweise liegt die Península del crocodilo für unsere Zwecke so gut, daß wir uns – horch!“
    Wir hörten Hufschlag. Die beiden erhoben sich aus dem Gras. Nun war es zu spät, sie zu ergreifen, denn der Kavallerist war da. Wir sahen ihn draußen vor dem Gebüsch vom Pferd springen.
    „Nun?“ fragte der Lieutenant.
    „Wir bekommen das Geld“, lautete die Antwort. „Der Estanciero hatte nicht genug. Er ist zum Nachbar geritten, um sich das Fehlende zu borgen.“
    „Mit wem sprachst du?“
    „Mit dem Deutschen und dem Frater.“
    „War der Estanciero nicht da?“
    „Auch dieser.“
    „So hattest du doch mit ihm, nicht aber mit dem Deutschen zu reden!“
    „Das wollte ich auch. Ich sagte ihm anfangs, daß ich mit Monteso allein zu sprechen habe; später aber war ich froh, daß der Deutsche für denselben sprach, denn er zeigte sich außerordentlich vernünftig. Monteso hätte das Geld wahrscheinlich verweigert; der Deutsche aber hat ihm jedenfalls zugeredet; er sagte es.“
    „Dem Menschen traue ich nicht weiter, als ich ihn sehe. Erzähle einmal!“
    „Viele Worte kann ich nicht machen, denn ich brauche anderthalb Stunden, um den Bogen wieder zu reiten und sie irrezuführen. Ich kam nur für die wenigen Minuten, um euch Nachricht zu bringen und zu beruhigen. Also hört!“
    Er erzählte wortgetreu das Geschehene. Als er geendet hatte, standen sie eine kleine Weile still beieinander. Sie überlegten. Dann fragte der Lieutenant:
    „Hast du nicht gesehen, ob dir jemand nachgeritten ist?“
    „Ich hielt öfters an, um scharf zurückzublicken. Kein Mensch war zu sehen.“
    „Und der Deutsche hat wirklich abhandeln wollen und

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