34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
sich auf Tatsachen stützt. Da diese Tatsachen von Ihnen ausgegangen sind, so sind Sie selbst es, der Sie beleidigt. Übrigens ist es unmöglich, dem Kapitän einen Boten zu senden, unmöglich und auch überflüssig. Der Kapitän kennt das Verlangen, welches Sie an mich richten, bereits ebenso genau wie ich.“
„Wie ist das möglich?“
„Er befindet sich bei Ihnen und hat Ihre Worte gehört. Da steht er, Kapitän Frick Turnerstick aus New York, welchem Master Hounters die Ladung anvertraut hat.“
Bei diesen Worten deutete ich auf den Genannten, welcher des Spanischen nicht so mächtig war, um meine Worte ganz verstehen zu können. Da er aber seinen Namen hörte und auch sah, daß ich auf ihn zeigte, erkannte er, daß von ihm die Rede sei. Er trat also einen Schritt vor und sagte:
„Yes, Sennoro! Ich bin Kapitäno Fricko Turnerosticko aus Newo-Yorko. Meine Barko heißt ‚The Windo‘, und ich hoffe, das wird genügen!“
Jordan musterte ihn mit einem erstaunten Blick und sagte dann zu mir:
„Was ist das für eine Sprache? Es scheint Englisch zu sein!“
„Ja, der Kapitän ist des Spanischen nicht mächtig, Señor.“
„Und da vertraut man ihm eine solche Aufgabe an!“
„Gerade deshalb ist er der Mann dazu. Wenn er der Landessprache nicht mächtig ist, wird man ihm nicht zutrauen, ein Unternehmen zu beginnen, zu dessen Ausführung die Kenntnis der spanischen Sprache unbedingt erforderlich zu sein scheint. Übrigens hat er Leute auf dem Schiff, deren er sich als Dolmetscher recht wohl bedienen kann, wie zum Beispiel hier der Steuermann, welcher ihn bis hierher begleitet hat.“
„Auch der Steuermann ist da! Zu welchem Zweck denn?“
„Von einem Zweck ist da keine Rede. Sie haben nicht zu Ihnen gewollt, sondern gemußt, Señor.“
„Aber sie hatten Buenos Aires und das Schiff verlassen. Weshalb?“
„Aus Geschäftsrücksichten. Ich wurde von Master Hounters dem Kapitän als Superkargo mitgegeben. Meine Sendung ging zunächst an Señor Tupido in Montevideo. Dort stieg ich an das Land, um mich diesem Herrn vorzustellen. Der Kapitän aber segelte nach Buenos Aires weiter, um dort meine Ankunft zu erwarten. Bevor diese erfolgte, unternahm er mit dem Steuermann eine Fahrt auf dem Uruguay, um zu erfahren, ob es da oben vielleicht Handelsgegenstände gebe, welche zur Fracht geeignet seien, nachdem er die jetzige an Sie abgeliefert haben würde. Auf der Rückfahrt, welche auf einem Floß geschah, wurde er von Major Cadera überfallen, und es war der reine Zufall, daß wir andern da mit ihm zusammentrafen.“
„Allerdings sonderbar, Señor!“ sagte er, indem er mich mit einem mißtrauischen Blick musterte.
„Ja! Sie sehen, daß Ihr Major seine Feindseligkeiten nur gegen solche Personen gerichtet hat, welche gekommen waren, um in Ihrem Vorteil zu handeln, welcher natürlich auch der seinige ist. Anstatt als Geschäftsfreunde zu Ihnen kommen zu können und als solche willkommen geheißen zu werden, sind wir als Gefangene hierher geschleppt worden. Ich erwähnte bereits, daß ich mich gezwungen sehe, Genugtuung dafür zu fordern.“
„Die soll Ihnen je nach den Umständen werden.“
„Das ist wiederum zweideutig, Señor!“
„Weil Sie selbst mir im höchsten Grad zweideutig erscheinen. Was Sie mir sagen und erzählen, kommt mir sehr unwahrscheinlich vor, Señor!“
„Wirklich? Sie glauben mir nicht? So wird es geraten sein, die jetzige Unterredung zu beenden. Wenn Sie mir ebenso wenig trauen, wie ich Ihnen, kann der Zweck meiner Reise unmöglich erreicht werden. Ich bitte also, uns zu entlassen.“
„Entlassen? Meinen Sie damit, daß ich Ihnen Ihre Freiheit zurückgeben soll? Davon kann auf keinen Fall die Rede sein!“
„Nun, so handeln Sie ganz nach Belieben. Ich bin mit Ihnen fertig!“
Ich trat zurück und machte das gleichgültigste Gesicht der Welt. Das blieb nicht ohne Wirkung. Die Sicherheit, welche ich zeigte, imponierte ihm. Dennoch drohte er:
„Sie erinnern sich doch des Versprechens, daß Sie sich ruhig in das Schicksal fügen wollen, welches ich Ihnen diktiere?“
„Allerdings. Ich habe gesagt, daß ich mich ruhig erschießen lassen werde, wenn Sie mein Todesurteil bestätigen.“
„Nun, ich denke, daß ich das tun werde! Was sagen Sie dazu?“ fragte er.
„Nichts, Señor.“
„Ist Ihnen der Tod denn wirklich so gleichgültig?“
„Nein, aber ich halte eben mein Versprechen. Wegen eines Menschen weniger auf der Erde geht die Weltgeschichte keinen andern Gang,
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