34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
können.“
„Noch nicht. Ich habe vorher unsere Anklagen gegen den Major Cadera vorzubringen.“
„Das können wir ja für später lassen.“
„Nein; denn von der Art und Weise, wie Sie sein Verhalten beurteilen, hängt die Art und Weise ab, in welcher ich mich meiner Aufträge gegen Sie entledige –“
„Nun gut! Welchen Ausweis aber haben Sie darüber, daß Sie wirklich der Beauftragte der beiden bereits genannten Herren sind?“
„Bitte, mir zu sagen, welche Art von Legitimation Sie von mir verlangen.“
„Eine schriftliche Vollmacht natürlich.“
„Erlauben Sie, Señor, mich über diese Forderung zu wundern. Ich würde Prügel verdienen, wenn ich eine solche Dummheit begangen hätte. Was würde aus mir und auch aus Ihren Plänen, wenn man ein solches Schriftstück bei mir fände!“
„Sie befinden sich also nicht im Besitz einer Legitimation?“
„O doch; nur ist dieselbe keine schriftliche, sondern eine mündliche. Da ich in die Angelegenheit eingeweiht bin und Ihnen die gewünschte Lieferung machen werde, muß ich der Bevollmächtigte Ihrer Korrespondenten sein. Sollte Ihnen das nicht genügen, so werde ich einen Boten nach Montevideo senden und Sie sind also gezwungen, den definitiven Abschluß des Geschäftes bis zur Rückkehr desselben aufzuschieben.“
„Dazu habe ich weder Lust noch Zeit. Ich bin also bereit, Sie als den Beauftragten anzuerkennen, und sehe der Mitteilung Ihrer Bedingungen entgegen.“
„Dieselben werden Ihnen nicht hier, sondern in Buenos-Aires gemacht werden.“
„Sind Sie des Teufels!“ rief er erschrocken. „Gerade dort befinden sich ja meine Feinde! Die dortige Regierung ist es, gegen welche ich kämpfen will. Dort präsidiert Sarmiento, dessen Sturz wir beabsichtigen. Wie also können Sie von dieser Stadt sprechen!“
„Aus zwei Gründen, Señor. Erstens liegt unsere Ladung, welche für Sie bestimmt ist, dort vor Anker, und zweitens –“
„Dort vor Anker?“ unterbrach er mich. „Das soll ich glauben?“
„Warum nicht?“
„Weil es eine Tollkühnheit wäre!“
„Sie haben vorhin bereits von meiner Verwegenheit gesprochen. Warum sollte ich bezüglich des letzten Punktes weniger mutig sein als sonst? Gerade weil man ein solches Wagnis für unmöglich hält, ist die Ladung dort sicherer als anderswo. Die Fässer, Ballen und Kisten sind bezüglich ihres Inhaltes als Petroleum, Tabak und Spielwaren deklariert und verzollt worden.“
„Hat man die Kolli nicht untersucht?“
„Nur einige, welche wir den Beamten ganz unauffällig in die Hände spielten und die auch wirklich das enthielten, was wir angegeben hatten.“
„So können Sie von einem großen Glück sprechen; aber es hieße, dieses Glück versuchen, wenn Sie das Schiff nur einen Augenblick länger, als unbedingt nötig ist, vor Buenos Aires liegen ließen. Zu welcher Gattung von Schiffen gehört es?“
„Es ist die Barke ‚The Wind‘, ein amerikanischer Schnellsegler.“
„Also ein Barkschiff, ohne Rahen am hinteren Mast. Dieses Fahrzeug kann doch im Paraná bis wenigstens Rosario gehen?“
„Sogar bis Paraná selbst, der Hauptstadt von Entre Rios.“
„So muß es sofort Buenos Aires verlassen, dessen Hafen ja überhaupt so schlecht ist, daß jeder Pamperosturm den Schiffen mit dem Untergang droht. Ich gebe Ihnen einen am Paraná gelegenen Ort an, wo es Anker werfen soll, und Sie senden an den Kapitän einen Boten, welcher ihn davon zu benachrichtigen hat.“
„Das geht nicht an, Señor!“
„Warum nicht?“
„Weil Sie selbst es uns unmöglich machen, auf diesen Vorschlag einzugehen. Ihr ganzes Verhalten ist der Art, daß ich bei der Vorsicht bleiben muß, mit welcher ich bisher gehandelt habe. Es kann mir nicht einfallen, den ‚Wind‘ nach einem Ort segeln oder schleppen zu lassen, welcher zur Provinz Entre Rios gehört, deren Herr Sie vielleicht schon in einigen Tagen sein werden. Wir würden uns damit vollständig in Ihre Hände geben.“
„Das heißt, Sie mißtrauen mir?“ brauste er auf.
„Ja, ich mißtraue Ihnen. Sie selbst erwähnten ja die Möglichkeit, daß Sie uns Ihr Wort nicht halten würden. Ich muß also ein Arrangement treffen, durch welches mir die vollständige Sicherheit unserer Personen, unserer Freiheit gewährleistet wird.“
„Señor, Sie wagen zu viel! Sie rechnen allzu sehr auf meine Nachsicht! Ihre Worte enthalten eine Beleidigung, welche ich nicht auf mir liegen lassen darf.“
„Sie enthalten nichts als die reine Wahrheit, welche
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