34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
sich gegen ihn aufgelehnt hatten!“
„Mag sein!“
„Oder denken etwa andere, daß –“
Er hielt inne.
„Was?“ fragte ich.
„Daß diese Gauchos etwa nur Werkzeuge gewesen sind?“
„Das sagt man allerdings.“
„Alle Wetter! Wessen Werkzeuge?“
Seine Augen hatten sich weit geöffnet; es war, als ob er mich mit seinem Blick verschlingen wolle. Dennoch antwortete ich ruhig:
„Die Ihrigen, Señor.“
Bruder Hilario stieß einen Ruf des Schreckens aus. Die Offiziere sprangen von ihren Sitzen auf. Jordan taumelte zurück, sprang dann auf mich ein, packte mich an der Brust und schrie:
„Hund, das ist dein Tod! Ich erwürge dich!“
Er schüttelte mich hin und her. Ich ließ es mir ruhig gefallen, sagte aber:
„Señor, bewahren Sie Ihre Besonnenheit! Sie haben die Wahrheit von mir verlangt, und ich habe sie Ihnen gesagt. Wenn Sie sich durch dieselbe in dieser Weise aufregen lassen, geben Sie sich in die Gefahr, daß man schließlich doch an solches Geschwätz glaubt!“
„Geschwätz! Ah, das ist Ihr Glück!“ sagte er, indem er die Hand von mir nahm. „Sie halten dieses Gerücht also für ein Geschwätz!“
„Natürlich, denn nur Schwätzer können etwas aussprechen, was ihnen unter Umständen den Kopf kosten kann.“
„Also, man spricht wirklich von mir – man sagt, daß –?“
„Ja“, nickte ich. „Man sagt es.“
„Wo? Auch drüben in Europa?“
„Auch dort.“
„Welche Büberei! Es ist entsetzlich! Und Sie? Glauben auch Sie es?“
„Diese Frage ist vollständig überflüssig, Señor. Würden wir einem Mörder ein so großes geschäftliches Vertrauen schenken, wie ich durch meinen Auftrag Ihnen entgegenbringe?“
„Das ist wahr – das ist wahr!“
Er wandte sich ab. Ich hatte ihn in eine außerordentliche Aufregung versetzt. Er ging eine Weile mit großen Schritten auf und ab, blieb dann vor mir stehen, legte mir die Hand auf die Schulter und sagte:
„Mensch, Sie sind entweder ein ganz verrückter Kerl, der nicht weiß, was er tut, oder der Major hat recht, indem er Sie einen Teufel nennt! In beiden Fällen aber sind Sie ein hochgefährliches Subjekt. Welche Meinung ist die richtige?“
„Keine von beiden. Ich bin nur außerordentlich aufrichtig. Ich habe geglaubt, Ihnen einen Gefallen zu erweisen, indem ich Ihnen die Wahrheit sagte. Wer seine Situation erkennen und die Verhältnisse beherrschen will, muß vor allen Dingen wissen, welche Ansicht man von ihm hegt.“
„So! Man hält mich für einen Mörder! An meinen Händen soll Blut kleben! Ich werde mich in meinem Handeln nach dieser Ansicht, welche man von mir hegt, zu richten haben. Aber wenn Sie etwa meinen, daß ich Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit Dank schuldig sei, so haben Sie sich geirrt. Es gibt eine Aufrichtigkeit, welche in die Kategorie der Frechheit gehört, und dahin ist Ihre Offenheit zu rechnen. Ich werde Sie töten und einen Unterhändler an Tupido nach Buenos Aires senden.“
„Der Mann mag getrost hier bleiben. Tupido darf ohne mich nichts unternehmen. Ich bin in dieser Angelegenheit Stellvertreter Master Hounters. Ich verbiete hiermit dem Kapitän Turnerstick, Ihnen, ohne daß ich selbst auf dem Schiff anwesend bin, ein Faß oder eine Kiste ausfolgen zu lassen! Sie haben die ersten Schritte getan und können nicht mehr zurück. Ihre Vorbereitungen haben Ihr Vermögen verschlungen, und Sie können nur mit Hilfe unsers Geldes und der Waffen, welche wir Ihnen liefern, zum Ziel kommen. Töten Sie mich, verhalten Sie sich feindselig gegen meine Gefährten, so bekommen Sie keinen Peso und keine Handvoll Pulver. Das sage ich Ihnen allen Ernstes. Und nun machen Sie, was Sie wollen!“
Er blickte fragend auf seine Offiziere. Der General zuckte die Achseln; die andern verhielten sich ganz schweigend. Meinen Gefährten war himmelangst, das sah ich ihnen an. Ich selbst mußte mir sagen, daß ich durch Höflichkeit weiter und jedenfalls schneller an das Ziel gekommen wäre, aber das wäre mir wie eine Feigheit erschienen.
Endlich ließ er sich hören:
„Angenommen, es sei wirklich alles so, wie Sie sagen, so habe ich es nur mit Ihnen, dem Kapitän und dem Steuermann zu tun. Was aber sollen die andern? Gegen sie, mit denen ich nichts zu tun habe und von welchen ich keinen Vorteil erwarte, kann ich unmöglich so nachsichtig sein!“
„Ich habe Señor Mauricio Monteso engagiert. Er sollte mich mit seinen Yerbateros begleiten, um mich sicher zu Ihnen zu bringen. Sie sind in die Sache eingeweiht,
Weitere Kostenlose Bücher