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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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obgleich mein Tod für Sie von großem Einfluß sein wird, weil dann das beabsichtigte Geschäft nicht abgeschlossen werden kann.“
    „Das sehe ich doch nicht ein. Ich habe den Kapitän hier!“
    „Der hat weder den Auftrag noch die Macht, mit Ihnen zu verhandeln.“
    „Aber er hat die Fracht. Ich gebe ihn nur dann frei, wenn die Fracht in meine Hände gelangt. Sie sehen, daß ich den Zwang besitze.“
    „Sie irren sich. Kapitän Turnerstick hat über gar nichts zu verfügen. Señor Tupido ist derjenige, welcher jetzt auf dem Schiff gebietet. Töten Sie mich, und behalten Sie den Kapitän und den Steuermann zurück, ich habe nichts dagegen. Aber in den Besitz der Fracht kommen Sie dadurch nicht.“
    „Capital! Was hat Tupido auf dem Schiff zu tun?“
    „Sehr viel, denn er ist Kompagnon von Master Hounters und also Miteigentümer der Fracht. Kehren wir nicht bis zu einem bestimmten Tag zurück, so weiß er, daß ich in Ihrem Hauptquartier verunglückt bin, und es kann ihm nicht einfallen, mit Ihnen im Verkehr zu bleiben.“
    „Pah! Es wäre ein großer Verlust für ihn, wenn das Geschäft nicht zum Abschluß käme!“
    „Für ihn? Nur für Sie! Er wird die Fracht sofort Ihren Feinden verkaufen, und Sie wissen nur zu gut, wie schnell diese zugreifen würden. Die brauchen Gewehre und Munition fast noch notwendiger als Sie!“
    „Aber sie würden ihm keinen Peso bezahlen!“
    „Im Gegenteil; sie würden sofort bezahlen, während Sie die Ladung auf Kredit erhalten sollen.“
    „Sie sind noch sehr befangen, Señor“, lachte er. „Die Fracht ist eingeschmuggelt worden. Sagt Tupido der Regierung, worin dieselbe eigentlich besteht, so wird der Präsident Sarmiento sie einfach konfiszieren, aber nicht kaufen!“
    „Ich glaube, Ihre Befangenheit ist größer als die meinige. Tupido wird sich natürlich hüten, seinen Antrag während der Zeit zu machen, in welcher ‚The Wind‘ vor Buenos Aires vor Anker liegt. Er wird das Schiff vorher nach Montevideo zurücksegeln lassen. Von einer Konfiskation kann also gar keine Rede sein. Sie befinden sich überall im Nachteil, denn Tupido wird dem Präsidenten alle möglichen Mitteilungen machen, zu denen er imstande ist. Ich habe das in Montevideo mit ihm besprochen. Die beiden Kompagnons sind auch bereit, Ihnen die verlangte Summe, trotz der bedeutenden Höhe derselben, vorzustrecken. Auf dieses Geld müssen Sie natürlich verzichten, und ich glaube nicht, daß Ihnen ein Vorteil aus einem solchen Verzicht erwachsen kann.“
    Der ‚Generalísimo‘ ging einigemal in der Stube auf und ab, trat dann in die ferne Ecke, winkte den General zu sich und unterhielt sich leise mit ihm. Dann kehrte der General auf seinen Platz zurück, Jordan aber wandte sich an mich:
    „Beantworten Sie mir die Frage: Warum haben Sie das Schiff nach Buenos Aires gehen lassen, in die Höhle des Löwen, den ich erlegen will?“
    „Aus Vorsicht, um Sicherheit zu haben, daß ich nicht von Ihnen betrogen werden kann.“
    „Diabolo! Das ist aufrichtig, Señor!“
    „Ich erwarte, daß Sie ebenso aufrichtig gegen mich sind!“
    „Wohl! Ich halte Sie für einen außerordentlich scharf geschliffenen Schurken!“
    „Danke, Señor! Aus Ihrem Mund ist dies Wort ein Lob für mich. Übrigens bin ich nicht zu Ihnen gekommen, um über Worte mit Ihnen zu rechten. Ich verlange zu erfahren, ob Sie das Geschäft fallen lassen wollen oder nicht!“
    „Sagen Sie mir vorher, warum Sie nicht auch mit nach Buenos Aires gegangen, sondern durch die Banda oriental geritten sind.“
    „Weil dies der nächste Weg zu Ihnen war. Freilich war es nicht meine Absicht, die Richtung einzuschlagen, zu welcher der Major uns gezwungen hat. Ich glaubte, Sie in San José zu finden, dem Landgut, auf welchem Urquiza, Ihr Vater, ermordet worden ist.“
    Ich wußte, was ich wagte, indem ich diese Worte aussprach. Er war ja der Mörder gewesen. Ich beabsichtigte, ihn durch diese Verwegenheit zu verblüffen, und ich hatte richtig gerechnet, denn er fuhr zwei Schritte auf mich los und streckte beide Hände nach mir aus, als ob er mich fassen wolle, aber er besann sich doch noch eines Besseren. Dicht vor mir stehend, herrschte er mich an:
    „Was wissen Sie von jenem Mord?“
    „Nicht mehr, als was jeder andere auch weiß.“
    „Spricht man auch im Ausland davon?“
    „Ja.“
    „Was denn?“
    „Ich habe nicht die Verpflichtung, den Berichterstatter zu machen.“
    „Es waren Gauchos, welche ihn töteten, niederträchtige Kerle, die

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