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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich Ihr Freund, das heißt, Ihr Geschäftsfreund bin, können Sie keinen Augenblick zögern, uns unser Eigentum zurückzugeben.“
    „Das sind Ansichten. Wir werden auch darüber beraten und Ihnen das Ergebnis mitteilen. Gehen Sie; entfernen Sie sich! Ich werde Sie rufen, sobald wir mit unserer Beratung zu Ende sind.“
    Wir folgten dieser Aufforderung und kehrten in die hintere Stube zurück. Die Tür wurde hinter uns verriegelt, und dann vernahmen wir die gedämpften Stimmen der Sprechenden, ohne aber verstehen zu können, was geredet wurde. Erwartungsvoll setzten wir uns auf den Boden nieder. Meine Gefährten wollten sich in Ausstellungen an meinem Verhalten ergehen; ich bat sie aber, das zu unterlassen. Sie schwiegen also. Nur der Kapitän sprach leise mit seinem Steuermann. Er ließ sich erzählen, was ich mit Jordan verhandelt hatte. Als er alles wußte, gab er mir die Hand und sagte:
    „Charley, das habt Ihr vortrefflich gemacht! Die andern werden es zwar toll nennen; ich aber weiß, wie Ihr seid und daß Ihr uns durchbringen werdet.“
    Es war wohl eine Stunde vergangen, als man uns wieder holte. Wir durften eintreten. Ich ging sofort bis ganz an den Tisch und stellte mich in die unmittelbare Nähe Jordans. Und das geschah nicht ohne Absicht, denn er hatte meine beiden Revolver neben sich liegen. Major Cadera machte ein ganz eigenartiges Gesicht. Er schien sich geärgert zu haben, und doch lag ein versteckter Triumph in seinen hämischen Zügen. Jedenfalls war der Entschluß, den man für augenblicklich gefaßt hatte, ihm nicht angenehm, und man hatte ihm als Entschädigung für später Hoffnung gemacht.
    „Wir sind fertig, Señor“, sagte Jordan. „Sie können sich über den Entschluß, welchen wir gefaßt haben, gratulieren!“
    „Das tue ich nicht eher, als bis ich ihn kennengelernt habe. Jedenfalls ist er für Sie wenigstens ebenso vorteilhaft, wie für uns. Vorteile, Gnade verlangen wir ja überhaupt gar nicht, sondern nur Gerechtigkeit. Was haben Sie zunächst in Beziehung auf meine Person beschlossen?“
    „Sie werden nicht erschossen.“
    „Schön! So kann ich auch meine Revolver wieder zu mir nehmen.“ Ich ergriff sie schnell, steckte sie in den Gürtel und trat um einige Schritte zurück.
    „Halt!“ fuhr Jordan auf. „So ist es nicht gemeint. Wir können Ihnen nicht erlauben, Waffen zu tragen.“
    „Dagegen protestiere ich natürlich, Señor. Sie werden mir schon erlauben, daß ich sie behalte!“
    „Nein. Sie haben versprochen, sich in mein Urteil zu fügen!“
    „Ich versprach, mich erschießen zu lassen, falls Sie mich dazu verurteilen. Sie haben das nicht getan, folglich –“
    „Sie zwingen mich, Gewalt zu brauchen!“
    „Ich zwinge keinen Menschen. Die Revolver sind mein Eigentum; ich behalte sie also.“
    „Ganz wie Sie wollen! Wer nicht hören will, muß fühlen. Major Cadera, nehmen Sie ihm die Waffen ab!“
    Dieser Befehl kam dem Major ebenfalls sehr ungelegen. Er schickte sich an, gehorsam zu sein, aber nur sehr widerstrebend. Er trat langsam auf mich zu, blieb zwei Schritte vor mir stehen und gebot:
    „Her damit!“
    „Nehmen Sie, was Sie wünschen, Señor!“ lachte ich. „Aber hüten Sie sich, meiner Faust allzu nahe zu kommen. Sie haben sie schon einmal gefühlt.“
    Ich machte eine Faust und hielt sie ihm entgegen. Er wendete sich zu Jordan um und sagte:
    „Sie hören, Señor. Er will nicht!“
    „Aber ich will!“ antwortete dieser. „Ich befehle sogar. Gehorchen Sie augenblicklich!“
    Der Major kam dadurch in die größte Verlegenheit; ich zog ihn aus derselben heraus, indem ich Jordan bat:
    „Zwingen Sie ihn nicht, sich an mir zu vergreifen, Señor! Ich schlage ihn nieder, sobald er es wagt, mich anzurühren.“
    „Vergessen Sie nicht, daß er im Widersetzungsfall von seiner Waffe Gebrauch machen wird. Er hat eine Pistole.“
    „Bis jetzt, ja – nun aber nicht mehr!“
    Zwischen diesen beiden Sätzen war ich blitzschnell auf den Major zugetreten und hatte ihm die Pistole aus der Hand gerissen. Er stieß einen Fluch aus und machte Miene, nach mir zu fassen.
    „Zurück!“ drohte ich. „Sonst jage ich Ihnen Ihre eigene Kugel durch den Kopf!“
    „Diabolo!“ rief Jordan. „Das ist stark! Bemerken Sie, daß wir andern auch bewaffnet sind? Was wollen Sie gegen uns ausrichten! Geben Sie die Waffen ab, und zwar augenblicklich, sonst rufe ich meine Soldaten herein!“
    „Die Waffen werde ich abgeben, Señor, ja, aber nicht an Sie, sondern an diese da.

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