34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
fort ohne Adieu zu sagen oder, wenn sie hier geblieben sind, sich um uns zu bekümmern. Das ist mir auffällig. Hat der Ranchero keine Frau, keine Magd? Man sieht kein weibliches Wesen. Das Haus scheint ganz leer zu stehen. Ich werde mir das Innere einmal ansehen.“
Ich verließ den Schuppen und ging hinein. Man kam durch die Tür gleich in die Stube, welche die ganze Breite des Hauses einnahm. Von hier aus, wo ein Licht brannte, führten zwei Türen weiter, die eine links und die andere rechts. Letztere war nur angelehnt. Der Boden war mit Schilfmatten belegt, durch welche meine Schritte gedämpft worden waren. Ich trat leise zu der Tür und sah durch die schmale Öffnung derselben. Da lag ein kleiner Raum, jedenfalls zum Schlafen bestimmt. Zwei Lager nahmen den Boden ein, ein breites und ein schmales. Auf dem letzteren lagen zwei Kinder. Auf dem ersteren saß eine Frau, welche beim trüben Schein einer Talglampe irgendein schadhaftes Kleidungsstück ausbesserte.
Da war nichts zu hören und auch nichts zu erfahren. Ich begab mich also nach der andern Tür, welche zur linken Hand lag. Diese war nicht mit einem Riegel, sondern mit einer Holzklinke versehen, welche sowohl von innen wie auch von außen geöffnet werden konnte, und zwar durch ein kleines Loch, durch welches es möglich war, den Finger zu stecken. Ich machte sie auf.
Beim Schein der Lampe, der aus der Stube hinausfiel, sah ich, daß es eine Art von Küche war, aus welcher wieder eine Tür weiter führte, und zwar ins Freie, wie ich mich überzeugte. Diese Tür konnte ebenso von innen wie von außen geöffnet werden. Trat man durch sie, so kam man hinter das Hauptgebäude des Rancho.
Dorthin ging ich und kehrte dann an das Feuer zurück, wo jetzt auch der Oberst mit dem Frater stand.
Eben wollte ich den Gefährten mitteilen, daß ich eine Frau mit zwei Kindern gesehen hätte und daß es mir sehr auffällig sei, daß diese drei Personen sich gar nicht blicken lassen, als der Ranchero zwischen zwei Korrals nach dem Rancho kam. Er war auch jetzt wieder nicht allein, sondern es begleitete ihn ein Mann, den ich noch nicht gesehen hatte, der vorher nicht bei ihm gewesen war.
Dieser Mann war noch ziemlich jung und trug die Jacke, die Schärpe und den Hut eines Gaucho. Aber seine Stiefel waren diejenigen eines vornehmeren Mannes. Seine Sporen leuchteten wie Gold, und seine Haltung zeigte eine Eleganz, welche ein Gaucho unmöglich besitzen konnte. Sollte dieser Mann nicht der sein, für den er sich ausgeben wollte? Sollte er verkleidet sein?
Die beiden kamen auf uns zu, und der Ranchero fragte:
„Haben die Señores alles genug gehabt? Oder wünschen sie noch etwas?“
„Ich danke!“ antwortete ich. „Wir haben keinen Wunsch und werden baldigst schlafen gehen.“
Der junge Mann betrachtete den Oberst prüfend. Ich sah, daß dieser letztere sich schnell abwendete, damit er sein Gesicht in den Schatten bringe. Dann sah der Mensch auch mich, den Bruder und die andern scharf an und fragte schließlich:
„Darf ich das Pferd noch versorgen und ihm Wasser geben, Señor?“
Mit dieser Frage hatte er sich an mich gewendet. Ich antwortete:
„Schon gut! Das Pferd bedarf nichts. Übrigens will ich doch nicht Sie belästigen!“
„Warum nicht?“
„Weil Sie kein Diener sind.“
„Aus welchem Grund bezweifeln Sie das?“ fragte er, indem er die Farbe wechselte.
„Aus verschiedenen Gründen. Wo kommen Sie her?“
„Vom Korral.“
„So! Nun, ich kann nichts dagegen haben; doch sind wir mit allem versorgt und brauchen wirklich nichts.“
Die beiden gingen, und zwar in das Innere des Rancho. Der Oberst wollte mir eine Bemerkung machen. Ich ahnte aber schon, was er mir zu sagen hatte, und durfte auch keine Minute oder Sekunde verlieren, ihm zuzuhören. Ich rannte in höchster Eile hinter das Haus, öffnete die Hintertür, schlich mich in die Küche und von da an die Tür, welche zur Stube führte. Dort sah ich jetzt nur den jungen Mann stehen. Der Ranchero war nicht zu sehen. Nach weniger als einer Minute aber hörte ich seine Stimme. Er war bei der Frau und den Kindern gewesen, kam jetzt zurück und rief der ersteren noch zu, ehe er die Tür zumachte:
„Also ihr löscht nun das Licht aus und kommt nicht eher zum Vorschein, als bis ich euch hole; vor morgen früh gar nicht.“
Ich hörte, daß er die Tür zuschob, und nun erst kam er zu dem andern und sagte:
„Nun, Lieutenant, hat der Sergeant recht gesehen? Ist es Oberst Alsina?“
„Kein
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