34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
für das Ihrige dort den Schuppen einräumen. Er ist leer, außer einigem Handwerkszeug, welches sich darin befindet.“
„Und Futter?“
„Werde ich besorgen, auch Wasser.“
„Schön! Und wenn Sie dann noch Fleisch für uns haben, sind wir zufriedengestellt und werden alles reichlich bezahlen.“
Bei diesen Worten hellte sich seine Miene auf. Er wurde zusehends freundlicher und brachte mein Pferd in den hölzernen Schuppen, in welchen ich ihn begleitete. Dort band er es an, nachdem er ihm den Sattel abgenommen hatte. Ich sah einige Hacken und Schaufeln und ähnliche Werkzeuge, wie Spaten und Beile, daliegen. Der Boden war nicht einmal festgerammt, sondern weich. Das Dach bestand auch aus Brettern. Der Schuppen war ziemlich groß und hätte über 20 Pferde aufnehmen können. Da er an der Nordseite des Rancho lag, hatte er von dem aus Süden kommenden Pampero nichts gelitten. Die Tür des Rancho lag gegen Norden, so daß man sie von dem Schuppen aus vor den Augen hatte.
Ich erwähne das, weil es später für uns wichtig wurde. Die Tür lag nicht weiter als 20 Schritte von dem Schuppen entfernt. Dieser hatte nur rechts und links seines Einganges je einen Laden, welche von innen verriegelt werden konnten.
Das Pferd bekam grünes Futter vorgelegt, welches von den Gauchos mit Sicheln geschnitten worden war. Dann begab sich der Ranchero mit seinen Begleitern in seine Wohnung, um Essen für uns zu besorgen, während die Gauchos uns eine ganze Menge Brennmaterial zum Feuer herbeibrachten. Ein kleines Trinkgeld, welches ich ihnen gab, machte sie so gutwillig, daß sie uns einen Haufen trockener Kaktuspflanzen brachten, welcher gewiß zwei Tage für uns ausgereicht hätte. Das Feuer wurde ganz in der Nähe des Schuppens angebrannt, ungefähr fünf Schritte von der Tür desselben entfernt. Das Brennmaterial war an der Schuppenwand aufgerichtet worden. Beide Umstände sollten uns später zum großen Vorteil gereichen.
Der Ranchero kehrte mit den anderen zurück. Er brachte uns so viel Fleisch, daß wir uns weit mehr als satt essen konnten. Aber es waren eigentümliche Blicke, welche er dabei auf den Obersten warf. Jetzt fielen mit dieselben freilich nicht auf. Später jedoch erinnerte ich mich derselben und wußte mir dann zu sagen, was sie zu bedeuten gehabt hatten.
Die Sonne war untergegangen, und der Abend brach an, als wir das Feuer in Brand gesetzt hatten. Jeder erhielt sein Fleischstück und steckte es an das Messer oder an ein Stück Holz, um es über der Flamme Bissen für Bissen zu braten. Wasser wurde aus dem nahen Bach geholt. Der Ranchero sah uns dabei zu, ohne sich aber in eine Unterhaltung mit uns einzulassen. Seine Begleiter, welche ich nicht für Untergebene von ihm hielt, waren fortgegangen und ließen sich nicht wieder sehen. Auch dieser Umstand fiel mir erst später auf, als ich erfuhr, daß sie heimlich fortgeritten waren, um ihre Kameraden herbeizuholen.
Als wir gegessen hatten, zog sich der Oberst in den Schuppen zurück und bat mich und den Bruder, uns zu ihm zu setzen. Wir saßen da gleich am Eingang, so daß wir alles übersehen konnten.
„Jetzt haben wir Zeit, Señores, und sind auch unbeachtet“, sagte er. „Nun denke ich, daß Sie mir sagen können, was Sie von Jordan wissen.“
Der Frater winkte mir, daß er lieber nicht sprechen wolle; darum antwortete ich:
„Nachdem ich Ihren Namen und Charakter weiß, kann ich Ihnen wohl ohne Gefahr Auskunft geben. Freilich widerstrebt es mir einigermaßen, da ich mir fast wie ein Verräter vorkomme.“
„Verräter? Gewiß nicht. Ich diene der von Gott eingesetzten Obrigkeit. Jordan ist ein Empörer. Wenn Sie mir mitteilen, was Sie wohl über seine Pläne und Absichten wissen, so sind Sie nicht ein Verräter, sondern Sie tun etwas, was Ihre Pflicht ist. Nicht?“
„Ja, Sie mögen recht haben.“
„Ist das, was Sie wissen, wichtig?“
„Sogar außerordentlich wichtig.“
„So säumen Sie ja nicht, es mir mitzuteilen! Vielleicht verhüten Sie dadurch viel Blutvergießen, jedenfalls aber großes Elend.“
„Das glaube ich auch. Darum will ich Ihnen gleich die Hauptsache sagen. Jordan soll Geld und Waffen erhalten.“
„Ah! Woher?“
„Von einem Kaufmann namens Tupido in Montevideo, welcher den Unterhändler macht.“
„Tupido? Also der! Wir haben schon längst ein Auge auf diesen Tupido gehabt. Wissen Sie es aber auch genau, daß es wahr ist?“
„Jawohl. Ich sollte sogar die Kontrakte zu Jordan bringen.“
„Haben Sie das
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