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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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selbst, denn bei so einem Menschen, wie Sie sind, ist meines Bleibens natürlich nicht. Sie haben die Wahl: Entweder Sie sorgen jetzt dafür, daß ich hier den Brief ohne Störung lesen kann, und in diesem Fall erhalten Sie ihn zurück, oder ich gehe sofort, nehme ihn aber mit und mache den Inhalt an den betreffenden Stellen bekannt.“
    Ich hatte Grund, diese Bedingung zu stellen, denn es war jetzt die Tür geöffnet worden, und ich sah eine Dame und einen dienstbaren Geist unter derselben stehen. Beide sagten nichts, hielten aber die Augen erstaunt auf uns gerichtet, die wir einander in feindlicher Haltung gegenüberstanden.
    Tupido sah meine Entschlossenheit. Er winkte den beiden ab und sagte:
    „So lesen Sie meinetwegen in drei Teufels Namen! Aber dann verlange ich den Brief zurück und mag nichts mehr mit Ihnen zu schaffen haben!“
    Die beiden Zuschauer waren verschwunden. Ich setzte mich behaglich nieder und las:
    „Señor! Soeben wird mir die Zustimmung meines Kompagnons mitgeteilt. Ich sende Ihnen also schleunigst die Kontrakte zur Unterzeichnung, und Sie wollen mir dann beide durch einen sicheren Boten zurückschicken, worauf ich Ihnen den einen mit der Ware zustellen werde.
    Der Überbringer dieses Schreibens ist ein unwissender und dabei höchst aufgeblasener Deutscher, der keine Ahnung hat, welche wichtigen Papiere er Ihnen überbringt. Sie wissen, daß alle eingewanderten Deutschen gegen Ihre Partei sind, und obgleich er der Meinung ist, daß dieser Brief ein Empfehlungsschreiben sei, erwarte ich selbstverständlich nicht, daß Sie ihn als Freund empfangen und behandeln.
    Ich habe grad ihn als Boten gewählt, weil man bei einem Teutonen, welcher erst heute aus dem Schiff gestiegen ist so wichtige Dokumente nicht suchen wird. Hält man ihn dennoch an und findet sie, nun, so gibt man ihm eine Kugel; das ist alles; es fehlt jede Unterschrift; wir können leugnen und werden sagen, daß es sich nur um eine gegen uns geführte Intrige handelt. Es kann Ihnen nicht schwer werden, den Kerl, welcher dümmer ist, als er aussieht, wieder los zu werden. Stecken Sie ihn unter Ihre Soldaten; er scheint ein guter Schütze zu sein, und es schadet gar nichts, wenn man ihm zum Besten des Vaterlandes ein wenig Blut abzapft – – –“
    So ungefähr lautete der Inhalt dieses liebenswürdigen Schreibens, so weit es sich auf mich bezog. Ich stand auf und warf den Brief auf den Tisch.
    „Hier haben Sie Ihren Wisch zurück! Vielleicht legen Sie sich eine andere Meinung von mir bei, wenn ich Ihnen sage, daß ich bereits, bevor ich zu Ihnen kam, wußte, daß ich betrogen werden solle. So dumm, wie Sie meinen, sind die Deutschen denn doch nicht. Ich bin vielmehr der Überzeugung, daß sie, trotz Ihrer weltbekannten Ehrlichkeit, es an Scharfsinn mit jedem südamerikanischen Schuft aufnehmen. Ich kannte Sie, bevor ich Sie sah.“
    Er hatte den Brief schnell an sich genommen und eingesteckt.
    „Wen meinen Sie mit dem Wort Schuft?“ fragte er jetzt, indem er einen Schritt näher trat und mich drohend ansah.
    „Beantworten Sie sich diese Frage gefälligst selbst, Señor!“
    „Wissen Sie, was für eine Beleidigung das ist und womit sie beantwortet wird?“
    „Unter Ehrenmännern, ja. Da Sie aber kein solcher sind, so habe ich mich um Ihre Antwort gar nicht zu kümmern.“
    „Oho! Sie wird Ihnen werden und zwar so gewiß, wie ich jetzt vor Ihnen stehe.“
    „Das kann sich nur auf irgendeine Hinterlist beziehen, gegen welche ich mich zu schützen wissen werde. Leute Ihres Schlags fürchtet man nicht. Ein guter, deutscher Fausthieb setzt einen bei jedem feigen Bravo in Respekt. Wagen Sie es, mir irgendwelche Unbequemlichkeit oder gar Gefahr zu bereiten, so wende ich mich nicht etwa an die hiesige Polizei, weil mir das zu umständlich sein würde, sondern ich komme direkt zu Ihnen und ohrfeige Sie wie einen Buben, welcher die Tortilla hat verbrennen lassen. Merken Sie sich das! Und nun gute Nacht, hoffentlich für immer!“
    Er zog mir eine wütende Grimasse, sagte aber nichts. Ich ließ mir von dem Diener den Gartenausgang öffnen. Bis das geschah, sagte der Mensch nichts. Dann aber, als die Tür offen stand, machte er mir eine tiefe, natürlich höhnische Verbeugung und frage:
    „Wollen Sie gefälligst hier hinausgehen? Sie haben doch nichts eingesteckt? In diesem Fall –“
    Was er in diesem Fall tun wolle, erfuhr ich nicht, denn er erhielt eine so gewaltige Ohrfeige, daß er um fünf oder sechs Schritte

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