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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wirklich ein Dummkopf?“
    Da beeilte sich der andere Liebling, an meiner Stelle zu antworten:
    „Nein, er ist ein alberner deutscher Grobian.“
    „Wer hat das gesagt?“ fragte ich schnell.
    „Der Vater“, lautete die Antwort. „Er sagte es der Mutter.“
    Da wandte sich ihr Vater um und rief in zorniger Verlegenheit:
    „Unsinn! Dieser Señor war nicht gemeint, sondern ein ganz anderer Mann, ein deutscher Arbeiter, welcher einen Auftrag falsch ausgeführt hatte.“
    Diese Ausrede wurde sogleich in für ihn höchst ärgerlicher Weise zurückgewiesen, denn der ältere der beiden lieben Buben sagte:
    „Und da hast du ihn zum Abendbrot eingeladen!“
    „Schweig mit deinen Verwechslungen!“ gebot Tupido. „Lassen Sie sich durch diese kindlichen Irrtümer nicht irre machen, Señor! Hier haben Sie den Brief. Der Inhalt desselben wird Sie im höchsten Grad zufriedenstellen.“
    Er gab mir den Brief in die Hand, welcher in einem mittelgroßen, mittels Gummi verklebten Couvert steckte und so dick war, daß er wenigstens drei Bogen enthielt – den eigentlichen Brief und die beiden Kontrakte. Ich wog ihn in der Hand und sagte:
    „Ist es bei Ihnen nicht gebräuchlich, offene Empfehlungsschreiben zu geben?“
    „Nein, hier zu Lande überhaupt nicht. Es kommt häufig vor, daß man eine geschäftliche Notiz beifügt, welche nur für den Empfänger bestimmt ist.“
    „Das ist wohl auch hier der Fall?“
    „Allerdings.“
    „So muß diese Notiz eine sehr umfangreiche sein! Und ich gestehe offen, daß es mir lieber sein würde, wenn Sie die Güte haben wollten, beides zu trennen.“
    „Señor“, sagte er, „ich pflege nie von meinem Usus abzuweichen und denke, daß Sie mir auch jetzt erlauben werden, bei demselben zu verharren!“
    „Hm! Sie sind bereits einmal von demselben abgewichen, indem Sie heute auf den bei Ihnen gebräuchlichen Abzug verzichteten. Ich will dies dankbar anerkennen, indem ich den Brief so besorge, wie Sie ihn mir übergeben.“
    Er hatte die Feder noch in der Hand und ging jetzt wieder an das Pult, um sie mit dem Schreibzeug einzuschließen. Die beiden Buben standen bei mir und sahen den Brief verlangend an.
    „Was steht darauf? Zeigen Sie her!“ sagte der größere, indem er das Schreiben ergriff, um es mir in seiner ungezogenen Weise aus der Hand zu reißen. Das war mir ungeheuer lieb. Während er in der Mitte festhielt, ergriff ich das Couvert an beiden Enden.
    „Laß es sein! Das ist nicht für dich“, sagte ich.
    „Zeig nur her!“ gebot er starrköpfig. „Der Brief ist von meinem Papa. Er gehört also mir und nicht dir. Ich will ihn sehen!“
    Er zerrte mit aller Gewalt. Das eben wollte ich. Das Couvert riß auseinander, und der Inhalt fiel zu Boden. Schnell raffte ich denselben auf, und zwar so, daß die Schriftstücke auseinander gefaltet wurden. Den ‚Empfehlungsbrief‘ hatte ich obenauf.
    „Na, da hast du das Couvert zerrissen!“ sagte ich in ärgerlichem Ton. „Nun kann der Papa ein anderes schreiben. Aber – was ist das? Was lese ich da?“
    Tupido kam auf mich losgeschossen.
    „Halt! Nicht lesen, nicht lesen!“ rief er aus.
    Ich trat zurück, hielt mir den Brief lesend vor die Augen und schob den andern Arm abwehrend gegen ihn vor.
    „Nicht lesen, nicht lesen!“ wiederholte er zornig, indem er sich bemühte, die Papiere in seine Hand zu bekommen. Ich aber war weit stärker als er und schleuderte ihn so kräftig von mir, daß er auf das Sofa flog. Die beiden Jungen hatten sich schreiend an mich gehängt. Sie ließen sich von mir nach der Tür zerren. Ich öffnete dieselbe und schob die Rangen hinaus. Tupido war wieder aufgesprungen und wollte sich auf mich stürzen.
    „Bleiben Sie mir vom Leib!“ donnerte ich ihn an. „Sonst werfe ich Sie an die Wand, daß Sie an derselben kleben bleiben! Hier, diese beiden Kontrakte erhalten Sie zurück, denn ich ersehe aus der Überschrift, daß es eben Kontrakte, also Geschäftspapiere sind; sie gehen mich nichts an.“
    „Auch den Brief will ich sofort haben!“ schrie der Mann jetzt wütend auf.
    „Der bezieht sich auf mich, und ich habe das Recht, ihn zu lesen. Erziehen Sie Ihre Kinder anders, daß sie nicht Couverts zerreißen, auf deren Verschluß Ihnen so viel anzukommen scheint!“
    „Ich werde die Dienerschaft kommen lassen, welche Ihnen den Brief abnehmen und Sie dann hinauswerfen wird!“
    „Ihre Leute werden keins von beiden tun, denn ich werde jeden, der mich berührt, sofort niederschlagen. Ich gehe

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