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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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quer durch Uruguay und die Provinz Entre Rios bis nach Paraná oder Santa Fé. Von da aus haben Sie die beste Gelegenheit, über Córdoba nach Santiago und Tucuman zu kommen.“
    „Danke, Señor! Ich bin bereits jetzt der Ansicht, daß es für mich vorteilhaft sein wird, Ihrem Rat zu folgen.“
    „Gewiß ist es das beste, was Sie tun können. In diesem Fall wäre ich imstande, Ihnen die Reise bedeutend zu erleichtern. Ich könnte Sie mit einem Empfehlungsschreiben an einen sehr einflußreichen, hohen Offizier versehen, in dessen Macht es liegt, Ihnen Ihren Weg zu ebnen. Es ist Lopez Jordan, der Stiefsohn des früheren Präsidenten Urquiza. Haben Sie von ihm gehört?“
    „Ich habe erfahren, daß er allerdings ganz bedeutende Verbindungen besitze.“
    „Er besitzt weit mehr als das. Es ist aller Grund vorhanden, anzunehmen, daß er vor einer Karriere stehe, welche ihn zur höchsten Stelle der öffentlichen Gewalt bringen wird. Ich kann mich einer näheren Bekanntschaft, ja fast Freundschaft mit ihm rühmen, und hege die Überzeugung, daß meine Empfehlung an diesen bedeutenden Mann für Sie von sehr großem Vorteil sein würde. Da Sie mir empfohlen sind, ist es meine Pflicht, für Sie zu sorgen. An eine Gegenleistung hat man dabei nicht zu denken. Sie nehmen also meinen Vorschlag bezüglich dieser Empfehlung an?“
    „Gewiß. Es wäre ja die größte Unklugheit, denselben zurückzuweisen.“
    „Gibt es einen Grund, welcher Sie für längere Zeit hier in Montevideo halten könnte?“
    „Nein, Señor. Hier fesselt mich weder ein persönliches noch ein geschäftliches Interesse, und ich kann zu jeder Stunde aufbrechen. Die Stadt bietet mir nichts Neues oder Seltenes. Ich will tiefer in das Land hinein und habe gar keinen Grund, mich unnütz hier an der Küste lange aufzuhalten.“
    „Das ist gut, Señor. Heute weiß ich nämlich noch, wohin ich meinen Empfehlungsbrief zu adressieren habe, später aber wüßte ich nicht, wohin ich Sie schicken sollte, da Lopez Jordan nächstens aufbrechen wird, um in amtlicher Eigenschaft die Provinzen zu bereisen. Je eher Sie bei ihm ankommen, desto besser für Sie. Es ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Sie sich ihm anschließen könnten, da er nach ganz derselben Gegend gehen will, die auch Ihr Ziel ist. Freilich dürften Sie sich nicht unnötig hier verweilen und müßten vielleicht schon morgen von hier abreisen.“
    Es sagte das in einem so eindringlichen und fürsorglichen Ton, daß ich mich gewiß hätte täuschen lassen, wenn mir nicht der Inhalt des Schreibens bekannt geworden wäre. Ich ging daher scheinbar auf seine Vorstellung ein:
    „Unter diesen Verhältnissen bin ich natürlich bereit, schon morgen früh aufzubrechen.“
    „Schön! Ich werde Sie also jetzt mit der Empfehlung versehen. Aufrichtig gestanden, habe ich bereits am Nachmittag an dieselbe gedacht, da ich ziemlich überzeugt war, daß Sie meinem Rat Folge leisten würden, und habe also den Brief bereits angefertigt. Lopez Jordan befindet sich gegenwärtig in Paraná. Der kürzeste Weg würde über Mercedes, den Uruguayfluß und Villaguay führen. In welcher Weise reisen Sie?“
    Ich zuckte die Achseln.
    „Ich bin mit den hiesigen Verhältnissen so wenig vertraut, daß ich Sie ersuchen möchte, mir auch in dieser Beziehung Ihren Rat zu erteilen.“
    „Ich rate zur Diligence, der Staatskutsche, deren Benutzung ich Ihnen angelegentlich empfehlen kann. Mit derselben reisen Sie billig und so angenehm und sorglos, wie es unter den hiesigen Verhältnissen möglich ist. Ich weiß, daß morgen Vormittag eine Diligence in der angegebenen Richtung abgeht. So werde ich Ihnen also gleich jetzt den Brief einhändigen können. Ich habe nur die Adresse hinzuzufügen. Entschuldigen Sie mich!“
    Er trat zu einem Stehpult, welches sich in der Ecke befand. Da wurde die Tür aufgerissen, und es stürmten zwei Knaben herein. Sie standen im Alter von wohl zehn oder zwölf Jahren.
    Ich hatte mir sagen lassen, daß die Kindererziehung in den La-Plata-Staaten eine sehr mangelhafte sei, und fand das jetzt bestätigt. Die beiden wie die Puppen aufgeputzten Buben stellten sich vor mich hin und starrten mich in frecher Weise an.
    „Papa“, fragte der eine, „ist das der Deutsche?“
    „Ja, mein Söhnchen“, antwortete der Vater, indem er an der Adresse des Briefes schrieb, ohne sich um das Benehmen seiner Lieblinge zu bekümmern. Der kleine Fragesteller wandte sich sodann in verächtlichem Ton an mich:
    „Bist du

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