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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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umringten. Sie trugen alle dieselbe Uniform oder vielmehr Kleidung, welche ich bei den Begleitern des Lieutenants beschrieben habe. Verwegene, abgelumpte Gestalten, die man viel eher für Räuber als für Soldaten hätte halten mögen.
    Sie hatten uns hinter der Kaktushecke erwartet. Der Soldat, dessen Fehlen ich bemerkt hatte, war fortgeritten, um sie zu benachrichtigen, daß und wann wir kommen würden. So viel war mir nun klar.
    Sie drängten sich so eng an uns, daß unsere Pferde sich kaum bewegen konnten. Deshalb rief ich:
    „Was soll das bedeuten! Zurück mit euch!“
    „Unsere Gefangenen seid ihr!“ antwortete der Anführer.
    „Weshalb?“
    „Das werdet ihr erfahren.“
    „So gebt Raum zum Sprechen! Platz gemacht!“
    Ich nahm mein Pferd hoch und schlug ihm die Fersen in den Leib. Es stieg empor, und ich riß es im Halbkreis herum. Dann ließ ich es vorn wieder nieder und zwang es, hinten auszuschlagen. Es schnellte die Hinterbeine hoch empor, und ich bekam Platz, denn diejenigen, welche mir nahe hielten, mußten zurückweichen, damit ihre Pferde nicht getroffen wurden.
    „Hallo!“ rief der Anführer. „Gebt keinen Weg frei! Fort, Galopp!“
    Das war ein sehr kluger Streich von ihm. Seine Truppe setzte sich augenblicklich in Bewegung und riß uns mit fort. Wir schossen im Galopp über den Camp dahin, so daß ich weder Zeit noch Raum fand, mir Platz zu machen und aus der Mitte des dichten Haufens herauszukommen. Kaum fand ich Zeit, nach Monteso zu sehen. Seine Überraschung war so groß gewesen, daß er gar nicht daran gedacht hatte, seinen Gauchos zu pfeifen. Selbst wenn er das getan hätte, wäre es ohne Erfolg geblieben. Wir hätten auf jeden Fall die Übermacht gegen uns gehabt.
    Wie eine Estampida, so nennt der Spanier eine ausgebrochene, flüchtende Pferdeherde, flogen die Tiere dahin. Ich gab mir alle Mühe, zurückzubleiben oder wenigstens mir mehr Raum zu verschaffen, vergeblich. Ich hörte Monteso fluchende und wetternde Stimme. Niemand antwortete ihm. Ich meinesteils sagte kein Wort, hielt auch endlich in meinem Sträuben inne und ließ mich mit fortreißen. Es ging weiter und immer weiter. Dabei vermieden die Kerle die Nähe von Niederlassungen. Nur einzelne Gauchos oder Peons, welche sich auf dem Feld bei den Pferden befanden, sahen uns vorüberjagen und blickten uns verwundert nach.
    So ging es eine halbe Stunde lang. Von den Pferden troff der Schweiß. Es wurde nur getrabt; aber man hielt uns dabei ebenso eng umschlossen wie vorher. Ich fand nun doch Zeit, diese Kavalleristen aufmerksam zu betrachten.
    Von einer einheitlichen Uniform war keine Rede. Die Leute trugen zwar alle die Chiripa und den Poncho in schreienden Farben; aber außer diesen beiden Kleidungsstücken hatte sich ein jeder nach Belieben ausstaffiert. Einige von ihnen hatten Schießwaffen; die übrigen befanden sich im Besitz von Lanzen. Außerdem waren alle ohne Ausnahme mit dem Lasso und der Bola versehen. Selbst wenn ich die Verhältnisse des Landes, in welchem ich mich befand, in Betracht zog, mußte ich diese Kerle eher für zusammengelaufene Abenteurer, als für regelrechte Kavalleristen halten. Der Anführer war in eine schreiende Phantasieuniform gekleidet und trug kein Abzeichen seines Ranges. So, wie er aussah, konnte man sich einen Rinaldini vorstellen.
    Monteso hatte sich hinter mir befunden. Jetzt gelang es ihm, mir an die Seite zu kommen.
    „Was sagen Sie zu so einer Infamie, Señor?“ fragte er mich, vor Aufregung schnaubend.
    „Nichts!“ antwortete ich kurz.
    „Ich werde die Menschen streng bestrafen lassen!“
    „Zunächst wird Ihnen das unmöglich sein. Hätten Sie nur auf mich gehört!“
    „Bitte, keine Vorwürfe! Sobald man anhält, werde ich sprechen. Diese Halunken sollen Respekt bekommen!“
    Man verbot uns das Reden nicht; aber man lachte laut über die machtlosen Drohungen Montesos. Er war ganz der Ansicht, daß es geraten sei, allen möglichen Widerstand zu leisten. Ich riet ihm davon ab. Noch wußten wir ja gar nicht, was man von uns eigentlich wollte. Günstigen Falles hatte man uns nur zu einem unfreiwilligen Ritt über den Camp gezwungen. Und ungünstigen Falles konnte die Sache auch nicht allzu gefährlich werden, weil wir gar nichts verbrochen hatten. Ich stellte ihm das vor und beruhigte ihn dadurch wenigstens so weit, daß er jeden unnützen Widerstand aufgab.
    Wir hatten eine ganz bedeutende Strecke zurückgelegt, als man endlich den Pferden erlaubte, im Schritt zu gehen. Jetzt

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