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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Ein Paar Stiefel waren die einzige Hindeutung darauf, daß er ein reicher Herdenbesitzer sei.
    Da niemand von uns eine Sympathie für den Offizier hatte, so wurde das Frühstück fast schweigend eingenommen. Die einzige kurze Unterhaltung bestand nur in der Erwähnung, daß Monteso ihm jetzt die Pferde zeigen werde und ich sie begleiten solle.
    Sein Gesicht gefiel mir heute noch weniger als gestern. Bevor wir aufbrachen, begab ich mich in mein Zimmer. Ich wollte einer möglichen Gefahr nicht ungerüstet begegnen. Die Gewehre konnte ich freilich nicht mitnehmen. Das Messer oder vielmehr zwei Messer hatte ich im Gürtel. Das fiel nicht auf, da dort jedermann sein Messer stets bei sich führt. Dazu nahm ich die beiden Revolver. Ich steckte sie aber nicht in den Gürtel, denn ich wollte nicht durch eine solche Bewaffnung auffällig werden, sondern ich zog die Schäfte meiner Aufschlagstiefel ganz herauf, legte sie oben doppelt um, so daß eine Art Tasche entstand, und steckte in jeden Schaft eine der kleinen Feuerwaffen. Dann ging ich nach dem Außenhof hinab, wo die Pferde bereit standen.
    Die Kavalleristen saßen bereits auf. Das konnte nicht auffallen, weil sie ihren Offizier begleiten mußten. Aber es fehlte einer von ihnen. Leider legte ich auf diesen wichtigen Umstand keinen Wert. Später stellte es sich heraus, daß dieser Mann abgesandt worden war, um uns das Netz zu legen, in welches wir geraten sollten.
    Wir brachen auf. Voran ritten Monteso, der Lieutenant und ich, hinter uns die Soldaten. Jetzt bekam ich Gelegenheit, den Herdenreichtum der beiden Brüder zu bewundern. Die Herden befanden sich teils in großen, durch Hecken voneinander getrennten Weideplätzen, teils tummelten sie sich unter der Aufsicht von Gauchos und Peons im Freien herum.
    Der Offizier erklärte, daß er erst dann sich Tiere auswählen werde, wenn er sämtliche Pferdeabteilungen gesehen habe. Wir ritten also von einem Weideplatz nach dem andern und entfernten uns so immer weiter von der Estancia. Ich hatte die Augen überall, denn ich ahnte eine Hinterlist. Monteso mochte mir das ansehen, denn er drängte bei einer Gelegenheit, wo die andern seine Worte nicht hören konnten, sein Pferd an das meinige und fragte:
    „Sind Sie noch immer besorgt, Señor?“
    „Ja.“
    „Aber es kann doch gar nichts geschehen!“
    „Warten wir es ab!“
    „Die Soldaten können uns gar nichts anhaben, selbst wenn sie wirklich etwas Feindseliges planen. Ein Ruf von mir, ein Pfiff, und alle meine Gauchos eilen zu unserer Hilfe herbei!“
    „Das ist das einzige, was mich zu beruhigen vermag.“
    „So lassen Sie also Ihre Angst fallen!“
    „Angst? Pah!“
    Jetzt schob sich der Lieutenant geflissentlich zwischen uns. Er wollte es verhüten, daß wir unter vier Augen miteinander sprachen. Das befestigte natürlich meinen Verdacht. Monteso machte uns jetzt darauf aufmerksam, daß wir in eine Hürde kämen, in welcher sich die besten und ungezähmtesten seiner Pferde befänden. Da war die Hecke dichter und höher als anderwärts. Der Eingang wurde durch sehr starke Holzpfosten verschlossen, welche zurückgeschoben werden mußten, damit wir hinein konnten.
    Wir sahen da allerdings Pferde, welche noch nicht geritten worden waren, denn keines trug die unvermeidlichen Spuren der großen, scharfen Sporenräder. Prächtige Exemplare waren dabei; dennoch sah ich keines, für welches ich meinen Braunen hätte umtauschen mögen. Überhaupt bemerkte ich, daß der Lieutenant demselben eine Aufmerksamkeit schenkte, welche mir nicht lieb sein konnte. Er erklärte, daß er hier unmöglich kaufen könne, da die Pferde zu wild seien, um in der Schwadron geritten werden zu können. Wir verließen also auch diesen Platz, welcher wohl beinahe eine Wegstunde von der Estancia entfernt lag. Einige Gauchos begleiteten uns bis an den Eingang zurück. Dort stiegen sie von ihren Pferden, um die Planken wieder zu entfernen. Wir kamen in das Freie und ritten nun die Kaktushecke entlang, um zu der letzten Pferdeherde zu kommen. Die Hecke bildete eine Ecke, um welche wir biegen mußten. Eben als wir dies tun wollten, sah ich einen Kavalleristen, welcher von der andern Seite hervorkam.
    „Halt!“ rief ich. „Nicht weiter!“
    Aber da gab der Lieutenant meinem Pferd einen Hieb mit der Peitsche, daß es um einige Längen vorschoß. Ehe ich es zum Halten bringen konnte, waren wir von gewiß über fünfzig Reitern umgeben, welche hinter der Ecke hervorgeschossen kamen und uns

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