Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Besitzers und zugleich sein Kompagnon und habe das Recht, in seinem Namen Käufe abzuschließen.“
    „Wenn dies der Fall ist, so werde ich mich allerdings am Morgen einfinden.“
    „Einfinden? Wieso? Sie bleiben bei uns!“
    „Das ist unmöglich, Señor. Ich darf Sie nicht inkommodieren; das ist die Strafe, welche ich selbst mir dafür auferlege, daß ich so spät am Tag gekommen bin.“
    „Pah! Wir werden Sie nicht fortlassen, Señor. Oder trauen Sie den Bewohnern der Estancia del Yerbatero vielleicht eine solche Unhöflichkeit zu.“
    „Nein, gewiß nicht. Aber ich darf Ihre gütige Einladung nicht annehmen, denn ich bin nicht allein, ich habe fünf meiner Kavalleristen bei mir, die ich, wenn der Kauf zustande kommt, zum Transport der Pferde brauche.“
    „Nun, die Estancia hätte auch noch für mehr Personen Platz, ohne daß wir durch dieselben geniert würden. Erlauben Sie, daß ich das besorge!“
    Er ging fort, und der Lieutenant mußte sich setzen, um mitzuessen. Er hatte sich Mühe gegeben, höflich zu sein. Dennoch gefiel er mir nicht. Worin das seinen Grund hatte, konnte ich mir selbst nicht sagen. Er war älter, weit älter, als sonst Lieutenants zu sein pflegen, denn er konnte wohl über vierzig Jahre zählen. Das war aber doch kein Grund zur Antipathie. Sein ganzes Gesicht bis auf die Wangen herüber war voller Bartwuchs. Seine Brauen waren borstig und über der Nasenwurzel zusammengewachsen. Sein Auge hatte einen stechenden Blick, obgleich er sich Mühe gab, denselben zu mildern. Kurz und gut, er gefiel mir ganz und gar nicht. Seine Uniform schien von der Phantasie geschneidert worden zu sein. Sie war zuavenmäßig, phantastisch und aus groben Stoffen gefertigt. Er machte auf mich nicht den Eindruck eines Offiziers, jedenfalls weil ich die hiesigen Verhältnisse nicht kannte und das knappe, ‚schneidige‘ Aussehen unserer heimischen Offiziere als Maßstab anlegte.
    Eigentümlich war es, daß seine Anwesenheit auf die andern in gleicher Weise einzuwirken schien. Die Unterhaltung stockte. Der Lieutenant gab sich zwar alle Mühe, angenehm zu sein, erreichte aber seinen Zweck doch nicht. Es war plötzlich um und in uns kalt geworden.
    Er richtete seine Worte meist an mich. Es war, als ob ich ihn sehr lebhaft interessiere. Er fragte nach meiner Heimat, nach den dortigen Verhältnissen, und seine Fragen waren so albern, daß ich oft nicht wußte, wie ich es vermeiden könne, ihn zu blamieren. Der Mann war im höchsten Grad unwissend. Sprach ich aber ein belehrendes Wort aus, so blitzte er mich aus dunklen Augen an, als ob ich eine Todsünde begangen hätte. Es war darum kein Wunder, daß die Unterhaltung endlich stockte. Er hatte uns um die ganze Freude des Abends gebracht.
    Er mochte das wohl fühlen, denn er stand auf und bat, sich zurückziehen zu dürfen, da er sehr ermüdet sei. Er schien gar nicht zu wissen, welch einer Taktlosigkeit er sich damit schuldig machte. Er wurde für dieselbe bestraft, denn die Señora nickte ihm nur ruhig zu, und Monteso klingelte einen Peon herbei, welchem er den Befehl erteilte, den Lieutenant nach dessen Zimmer zu bringen.
    Als er fort war, holten wir alle erleichtert Atem. Aber erst nach einer Weile fragte mich der Yerbatero:
    „Nun, Señor, wie gefällt Ihnen unsere Kavallerie?“
    „Ist dieser Lieutenant ein Typus derselben?“
    „Gott sei Dank, nein. Wie man einen solchen Menschen auf die Remonte schicken kann, das begreife ich nicht. Ich habe gar keine Lust, mit ihm zu handeln. Höchstwahrscheinlich werde ich ihm solche Preise stellen, daß er gleich wieder fortreitet.“
    „Das hättest du vorhin tun sollen, bevor er sich niedersetzte“, lächelte die Dame. „Wollen die Unterbrechung vergessen und wieder fröhlich sein wie vorher.“
    Das taten wir denn auch. Wir saßen bis gegen Mitternacht beisammen und gestanden einander schließlich, daß wir lange keinen so frohen und schönen Abend erlebt hatten. Monteso gab der Señorita und deren Gesellschafterin seine Arme, und ich reichte den meinigen der Señora. So gingen wir noch eine Viertelstunde lang im Garten auf und ab, mein heller, lederner Jagdrock neben der eleganten Robe der Estanciera. Dann brachte der Yerbatero mich nach meiner Wohnung.
    Am Morgen hörte ich, daß die Schokolade wieder im Garten eingenommen werden solle. Ich ging also in denselben. Ich war wohl am frühesten wach gewesen und fand niemand in der Laube, obgleich das Geschirr auf dem Tisch stand. Aus diesem Grund spazierte ich

Weitere Kostenlose Bücher