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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weiter bis an das Ende des Gartens. Dort gab es einige Stufen, welche zu einer kleinen Laube führten, die in gleicher Höhe mit der oberen Kante der Gartenmauer lag. Man konnte also von hier aus über die Mauer hinweg sehen und hatte einen Ausblick auf die rundum liegenden Weiden und die auf denselben grasenden Herden. Ich stieg die Stufen hinan, setzte mich oben nieder und betrachtete das ganz und gar nicht romantische, aber sehr reich belebte Landschaftsbild. Noch befand ich mich kaum zwei oder drei Minuten oben, so hörte ich Schritte im Garten, welche sich meiner Ecke näherten. Die Laube war dicht verwachsen, so daß man mich nicht sehen konnte; ich aber erblickte durch die Zwischenräume der Blätter hindurch zwei schmutzige, bärtige Kerls, welche unweit der Laube standen und sehr lebhaft miteinander sprachen. Sie trugen rote Mützen, blau und rot gestreifte Ponchos und rote Chiripas; an den Füßen hatten sie Stiefeln ohne Sohlen, aber großräderige Sporen daran.
    Das waren jedenfalls zwei von den fünf Kavalleristen, welche der Lieutenant mit sich hatte. Was sie sprachen, konnte ich nicht hören, da sie nur halblaut redeten. Nun aber kamen sie langsam näher auf die Laube zu und die Stufen heran. Draußen blieben sie im Eifer des Gespräches für einige Augenblicke stehen, und nun verstand ich die Worte des einen:
    „Uns braucht es doch nicht bange zu werden, denn wir riskieren nicht das mindeste.“
    „Das weiß ich ebenso gut wie du, und es fällt mir gar nicht ein, Angst zu haben. Ich habe nur gemeint, daß die Angelegenheit schwieriger ist, als wir es vorher dachten.“
    „Wegen der Verwandlung des Yerbatero?“
    „Ja. Wer konnte ahnen, daß er der Bruder und Kompagnon des Estanciero sei! Der ganze Handel wird dadurch ein anderer. Aus dem Pferdekauf wird – – –“
    Er hielt erschrocken inne. Sie waren während der letzten Worte in die Laube getreten und erblickten mich. Ihre wettergebräunten Gesichter wurden noch dunkler, da die Verlegenheit ihnen das Blut in die Wangen trieb. Sie mußten sich sagen, daß ich den letzten Teil ihres Gespräches gehört habe.
    „Entschuldigung!“ stieß der eine hervor. „Wir wußten nicht, daß jemand hier sei, Señor!“
    Ich antwortete nur mit einem scharfen Blick, den ich ihnen zuwarf. Das machte sie noch verlegener; sie drehten sich um und gingen.
    „Alle Wetter!“ hörte ich noch sagen. „Wer konnte ahnen, daß dieser –“
    Weiter konnte ich nichts vernehmen, da sie sich sehr schnell entfernten. Der Inhalt ihres Gespräches gab mir sehr zu denken. Eigentlich hatten sie nichts gesagt, was geeignet gewesen wäre, Mißtrauen zu veranlassen; aber dies Mißtrauen war dennoch vorhanden. Es war mir, als ob sich uns oder wenigstens mir eine Gefahr nahe; aber woher sie kommen werde und welcher Art sie sei, darüber blieb ich vollständig im unklaren.
    Ich wartete noch eine kleine Weile und stieg dann wieder in den Garten hinab, um mich dorthin zu begeben, wo die Schokolade getrunken werden sollte. Unterwegs traf ich auf Monteso. Er hatte mich in meiner Wohnung gesucht und nicht gefunden; darum hoffte er, mich im Garten zu sehen. Natürlich erzählte ich ihm das kleine Intermezzo und wiederholte das Gehörte wörtlich.
    „Versetzt das Sie etwa in Unruhe?“ fragte er.
    „Natürlich, Señor, Sie geben doch zu, daß die Äußerungen sehr befremdlich klingen?“
    „Wieso? Ich finde das nicht.“
    „Die Leute sprachen von einem Risiko!“
    „Jeder Pferdekauf bringt ein solches mit sich.“
    „Sie hatten Grund, ängstlich zu sein, wenn auch nicht in Beziehung auf ihre Personen. Sie meinten, die Angelegenheit sei dadurch schwieriger geworden, daß Sie der Teilhaber der Estancia seien.“
    „Sie werden meinen, daß ich als erfahrener Yerbatero höhere Preise stellen werde als mein Bruder.“
    „Und ich denke, daß diese Worte sich auf etwas ganz anderes beziehen müssen. Sollte nicht vielleicht der angebliche Kommissar seine Hand wieder im Spiele haben?“
    „Ich möchte wissen, wie! Sie sehen zu schwarz. Ihr Mißtrauen ist einmal erwacht und scheint sich nicht beruhigen zu können. Nun ahnen Sie hinter den einfachsten Dingen Gefahr. Ihr Verdacht ist unbegründet. Glauben Sie mir das! Dort kommt meine Schwägerin mit ihrer Tochter und dem Offizier. Ich bitte Sie, ihre Unbefangenheit nicht zu stören!“
    Monteso war heute nicht so gekleidet wie gestern abend. Wir wollten ausreiten, und darum trug er seinen alten Anzug wieder. Nur barfuß ging er

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