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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnte man reden. Darum wandte ich mich an den Anführer:
    „Señor, wann werden wir erfahren, aus welchem Grund und zu welchem Zweck man uns zu diesem Ritt gezwungen hat?“
    „Am Lagerplatz“, antwortete er kurz. „Und nun schweigen Sie! Ich habe keine Lust, mich unterwegs mit Ihnen zu befassen!“
    Das klang sehr streng und feindselig, so wie man einen Lumpen, einen Halunken anschnauzt. Darum antwortete ich ihm in demselben Ton:
    „Ich ersuche Sie, höflicher zu sein! Sie haben keinen Knecht vor sich!“
    „Was Sie sind, das werde ich Ihnen später sagen und beweisen! Wenn Sie jetzt nicht schweigen, verfahre ich strenger und lasse Sie fesseln, wie es solchen Leuten zukommt.“
    Ich schwieg. Monteso knirschte wütend mit den Zähnen.
    Wir waren bisher durch offene Gegend gekommen. Jetzt aber sahen wir Berge vor uns, das heißt, was man in jenen Gegenden versucht ist, Berge zu nennen. Es waren nur höhere Bodenwellen mit zerstreuten Felsen darauf. Als wir sie erreicht hatten, sahen wir jenseits einen Fluß, welcher sich in fast schnurgerader Linie quer über unser Gesichtsfeld zog.
    „Das ist der Rio Yi, welcher ein wenig weiter abwärts in den Rio Negro fällt“, erklärte Monteso. „Da unten wird der Lagerplatz sein.“
    Zu beiden Seiten des Flusses gab es einen schmalen Streifen lichten Baum- und Buschwerkes. Wald konnte man es nicht wohl nennen. Weit oben zur Rechten sah ich einen Rancho liegen. Im übrigen schien die Gegend sehr einsam zu sein. Nicht einmal eine Herde war zu erblicken.
    Als wir von der Höhe herabgeritten waren und uns nun dem Fluß näherten, sah ich einen Reiter, welcher uns langsam von dorther entgegenkam. Ich erkannte den Menschen sofort, und auch Monteso fragte mich:
    „Sehen Sie diesen Halunken? Wissen Sie, wer er ist?“
    „Der Comisario criminal. Ich ahnte, daß er seine Hand im Spiel habe.“
    „Hätte ich eine Flinte, so schösse ich ihn nieder!“
    „Das verbietet sich von selbst. Schweigen wir jetzt.“
    Der Spitzbube begrüßte den Anführer sehr höflich. Er nannte denselben Major. Aus seinen Augen schien kein Blick auf uns zu fallen; aber sein Gesicht strahlte förmlich vor Befriedigung. Natürlich kehrte er um, indem er mit uns zum Fluß ritt. Dort wurde unter Bäumen Halt gemacht und abgestiegen.
    Der Boden war hier sumpfig, jedenfalls der Grund, daß wir keine weidenden Tiere gesehen hatten. Man hielt uns natürlich auch jetzt noch eng umringt, doch konnte ich den Fluß bequem sehen. Er war nicht allzu breit, schien aber tief zu sein.
    Wir waren ebenfalls abgestiegen. Der Platz, an dem wir uns befanden, stach vorteilhaft von seiner Umgebung ab, da er sandig und trocken war. Dennoch eignete er sich nicht zum Lagern. Wer befindet sich gern in sumpfiger Gegend, wo böse Dünste herrschen und allerlei Insekten die Menschen und Tiere belästigen! Aus diesem Grund beabsichtigte die famose Kavallerie wohl nicht, sich lange hier zu verweilen und unser Schicksal sollte hier entschieden werden.
    Der Ort war frei von Sträuchern und groß genug, daß die Leute mit ihren Pferden einen undurchdringlichen Kreis bildeten, in dessen Mitte wir beide uns befanden. Es wurden einige Pferde abgesattelt. Man legte die Sättel in den Sand, damit sie den Herren, welche über uns richten sollten, als Sitze dienen möchten. Die Richter waren der Major, der Lieutenant und drei andere Kerle, welche wir Rittmeister, Oberlieutenant und Wachtmeister nennen hörten. Der liebe Kommissar stand bei ihnen. Monteso befand sich in einer außerordentlichen Aufregung. Gleich als wir von den Pferden stiegen, hatte er losbrechen wollen, doch hatte ich ihn gebeten, vorläufig zu schweigen und erst abzuwarten, was man beginnen und wessen man uns beschuldigen werde.
    So standen wir ruhig nebeneinander und sahen zu, wie die fünf Señores sich niedersetzten und die größte Mühe gaben, ihre Gesichter in würdevolle Züge zu legen. Jetzt begann der Major in strengem Ton:
    „Sie haben vorhin gefragt, weshalb wir Sie hierher geführt haben. Sie werden nun unsere Antwort und auch Ihr Urteil erhalten. Sie sind nämlich wegen Aufruhr und Landesverrat in Anklagestand zu setzen.“
    Er schien der Ansicht zu sein, daß er uns mit diesen Worten förmlich niedergeschmettert habe; das war aus dem Gesicht zu ersehen, welches er uns machte. Monteso wollte losplatzen; ich winkte ihm, zu schweigen, und antwortete dem Offizier:
    „Wer hat diese Anklage gegen uns erhoben?“
    „Dieser Señor.“ Er zeigte auf den

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