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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erblickte Mateos Gestalt. Aber ich kam zu spät, ihn zu ergreifen. Früh fand ich einen roten Faden auf der Diele. Da mein Jagdrock an den Nähten nach indianischer Weise mit roten Stichen verziert ist, so vermute ich, daß in ihm die Papiere stecken. Mateo hatte ja gesehen, daß die Naht rot ist, und sich in San José Zwirn von dieser Farbe verschafft. Auf einer weiteren Station erwischte ich ihn des Nachts dabei, daß er sich bei Señor Monteso zu schaffen machte. Ich bin überzeugt, daß er ihm da die Papiere in die Jacke geflickt hat. Es war dazu weiter nichts nötig, als eine Naht aufzutrennen und dann wieder zuzumachen.“
    „Lüge, nichts als Lüge!“ lachte Mateo auf. „Wer das glaubt, macht sich lächerlich.“
    „Keine Sorge!“ antwortete ihm der Major. „Ich glaube es natürlich nicht. Haben Sie sich die Stelle gemerkt, an welcher die Papiere bei diesem deutschen Señor stecken?“
    „Sehr genau. Ich sah ja, daß der alte Rixio ihm hinten die Naht auftrennte. Weiteres abzuwarten, hatte ich keine Zeit. Aber ich möchte darauf schwören, daß die Papiere dort versteckt sind.“
    „Zeigen Sie uns die Stelle!“
    „Hier ist sie!“
    Bei diesen Worten deutete der Kerl nach dem hintern Saum meines Jagdrockes. Ich griff hin und fühlte nun freilich, daß etwas dort steckte. Ich zog den Rock aus und sah die Stelle an. Das Futter bestand aus feinstem Hirschkalbfell, so dünn und weich wie Kattun. Hier waren die ursprünglichen Stiche, welche man des Nachts mit den Fingerspitzen fühlen konnte, aufgetrennt und dann die Stelle durch neue Stiche, welche von der ursprünglichen Naht leicht zu unterscheiden waren, wieder geschlossen worden. Ich bat mir vom Major ein Messer aus und schnitt die Naht auf. Zwei Papiere steckten da, genau so wie in Montesos Jacke.
    Ich hätte den Inhalt derselben gern gelesen, aber der Major griff rascher zu als ich und nahm mir auch das Messer augenblicklich wieder aus der Hand. Streng genommen, konnten die Zeilen mir sehr gleichgültig sein. Freilich gewann ich nun Gewißheit, woran ich war: ich befand mich in Lebensgefahr. Von wem der Anschlag ausging, wußte ich nicht genau; ich erfuhr es erst später. Ich sollte verschwinden. Meine Ähnlichkeit mit dem Oberst hatte gewisse Personen verleitet, aus sich heraus zu gehen. Wie leicht konnte ich etwas verraten!
    Jetzt kehrten die Offiziere auf ihre Sitze zurück und lasen die Papiere, welche von Hand zu Hand gingen. Als sie fertig waren, besprachen sie sich leise; dann sagte der Major zu mir:
    „Wir haben uns von Ihrer Schuld vollständig überzeugt. Hoffentlich haben Sie nicht die Absicht, sie zu leugnen?“
    „Ich leugne nicht.“
    „Schön! Da Sie es also eingestehen –“
    „Halt!“ unterbrach ich ihn. „Von einem Geständnis ist keine Rede. Sie haben mich nicht richtig verstanden. Leugnen kann man nur etwas, was man wirklich getan hat. Da ich nichts getan habe, kann ich nichts leugnen. Ich stelle vielmehr ganz entschieden in Abrede, von diesen Papieren auch nur das geringste gewußt zu haben. Mateo selbst ist es gewesen, welcher sie bei uns versteckt hat.“
    „Señor, nehmt es mir nicht übel, aber ihr beide habt sehr viel Phantasie, wenn ihr annehmt, daß wir euch das glauben. Und was besonders Sie allein betrifft, so habe ich Ihnen genug Noblesse zugetraut, die Wahrheit ehrlich einzugestehen!“
    „Danke für dieses Vertrauen! Ich habe aber gar nicht die Absicht, mich aus reiner Noblesse aufhängen zu lassen. Darf man denn nicht den Inhalt der Papiere kennenlernen?“
    „Das geht nicht. Die Sache ist so wichtig, daß sie geheim gehalten werden muß. Sie geben also nicht zu, von ihr gewußt zu haben?“
    „Nein.“
    „Aber Sie geben zu, daß die Papiere bei Ihnen gefunden worden sind?“
    „Das muß ich freilich zugeben.“
    „Nun, das genügt. Haben Sie noch etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“
    „Nein. Ich könnte manches sagen; aber ich weiß, daß jedes Wort vergeblich sein würde.“
    „So werden wir uns über das Urteil beraten, welches augenblicklich vollzogen werden muß.“
    Während sie nun leise Reden wechselten, raunte mir der noch immer auf dem Boden liegende Monteso zu:
    „Ich begreife Sie nicht. Sie benehmen sich geradezu feig! Jetzt werden wir beide erschossen.“
    „Ich wohl, aber nicht Sie, denn es ist nicht auf Sie abgesehen.“
    „Das bezweifle ich.“
    „Ich bin es überzeugt. Das Leben nimmt man Ihnen nicht, aber ohne Schaden werden Sie auch nicht loskommen.“
    „Welch ein

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