34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
daß Sie sich in Ihr Schicksal ergeben werden. Die von Ihnen erwähnten Formalitäten sind erfüllt. Wir können nun zur Sache selbst übergehen, und ich wiederhole meine Frage, ob Sie sich des Mordversuchs schuldig fühlen.“
„Davon kann keine Rede sein, da gerade ich selbst es war, welcher ermordet werden sollte.“
Ich berichtete kurz das Erlebnis, aber die Leute hörten nur halb auf meine Worte. Sie hatten sich gegenseitig angelächelt, als ich die Uhr und das Geld hergab. Hatte ich denn wirklich Soldaten oder Wegelagerer vor mir? Auch der Major selbst schenkte meiner Erzählung nur eine geteilte Aufmerksamkeit. Als ich geendet hatte, fragte er:
„Und Sie behaupten die Wahrheit gesagt zu haben?“
„Ja. Ich kann es beschwören.“
„Als Angeklagter kommen Sie nicht zum Schwur. Der Gegenzeuge mag sich jetzt hören lassen.“
Der ‚Kriminal‘ folgte dieser Aufforderung, indem er erklärte:
„Was dieser Fremde sagt, ist Lüge. Er hat meinen Freund angefallen und ihn, als derselbe sich durch die Flucht rettete, mit den Yerbateros bis in die Wohnung verfolgt, wo der Ärmste bis auf das Blut gepeitscht worden ist.“
„Aber nicht auf meine Veranlassung. Señor Monteso wird bezeugen, daß ich mich entfernt hatte, als der Mann geschlagen wurde. Ich kehrte auch bald zurück, um Einhalt zu tun.“
„Lüge, nichts als Lüge!“
„Hören Sie es? Der Zeuge erklärt Ihre Worte für Lüge“, sagte der Major.
„Er hat natürlich seine Gründe dazu, und es kommt nun darauf an, wem Sie glauben, ihm oder mir.“
„Natürlich ihm; dazu bin ich verpflichtet.“
„Und doch sagten Sie vorhin, daß ich nicht das Aussehen eines Lügners habe.“
„Nur betreffs des Gegenstandes, um den es sich vorhin handelte.“
„Sie haben aber selbst zugegeben, daß der Zeuge ein Lügner ist. Ich kann ihn als Belastungszeugen nicht anerkennen. Er hat seinen Dienstherrn bestohlen.“
„Das gehört nicht hierher, Señor. Ich habe seinen Worten Glauben zu schenken und Sie zum Tode zu verurteilen. Nun bleibt noch die Frage des Aufruhres und des Landesverrates offen. Was haben Sie dazu zu sagen?“
„Daß ich keine Ahnung habe, in welcher Weise ich mich eines solchen Verbrechens schuldig gemacht habe.“
„Man wird Ihnen gleich beweisen, daß Sie jetzt die Unwahrheit sagen. Señor Mateo, was hörten Sie im Garten des Kaufmanns Rixio in San José?“
Ah! Sollte der Mensch sich in den Garten geschlichen und gelauscht haben? Er hatte in dem Haus als Lehrling gewohnt und kannte also auch den Garten. Ich war begierig, zu hören, was er sagen werde.
„Ich besuchte einen meiner früheren Bekannten in San José“, erzählte er, „der sich als Peon bei Señor Rixio befindet. Wir gingen miteinander in den Garten und hatten Gelegenheit, da ein sehr interessantes Gespräch zu belauschen. Die beiden Rixios saßen mit diesem Deutschen in der Laube und sprachen davon, daß Latorre gestürzt werden müsse. Um den Plan auszuführen, sollte die Ähnlichkeit benutzt werden, welche dieser Fremde mit Latorre hat. Er sollte nach dem Norden des Landes gehen, sich dort für Latorre ausgeben und einen Aufruhr ins Leben rufen. Unterdessen sollte Latorre auf ein einsames Landgut gelockt und dort durch zudringliche Gastlichkeit festgehalten werden, damit er sein Alibi nicht beweisen und man also behaupten könne, er selbst sei der Aufrührer gewesen.“
Ich war erstaunt. Also er hatte wirklich gehorcht, aber er drehte die Verhältnisse gerade auf die verkehrte Seite. Und dabei blickte er mir mit solch einer triumphierenden Unverschämtheit in das Gesicht, daß ich ihn am liebsten gleich niedergeschlagen hätte.
Die Soldaten schienen die Aussage des Lügners bereits zu wissen; das ersah ich aus ihren Mienen, in denen nichts zu lesen war als die Neugierde, wie ich diese Anschuldigung von mir weisen werde.
„Haben Sie es gehört, Señor?“ fragte mich der Major. „Was antworten Sie?“
„Es ist erlogen!“
„So! Waren Sie in San José bei Señor Rixio? Haben Sie mit den beiden Señores im Garten gesessen?“
„Ich kann es nicht leugnen.“
„Und über Politik, auch wohl über Latorre gesprochen?“
„Allerdings.“
„Wissen Sie, daß Sie eine sehr große Ähnlichkeit mit diesem Offizier besitzen?“
„Man sagte es mir.“
„Nun, so ist ja bewiesen, daß Señor Mateo die Wahrheit gesagt hat.“
„Noch lange nicht. Wir haben in ganz anderer Weise über Latorre gesprochen.“
„Sie werden das nicht beweisen
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