34° Ost
Kontingents kommt nicht in Frage.«
»Wenn das Ihr letztes Wort ist, Mr. President …«
»Es ist mein letztes Wort. Ich habe mit Fowler Beal gesprochen. Im Repräsentantenhaus werden wir keine Schwierigkeiten haben …«
»Der Regierungssprecher ist ein sehr zugänglicher Mann«, bemerkte Bailey trocken. Es war dies ein heikler Punkt, denn Fowler Beal galt als alter politischer Gefolgsmann des Präsidenten und zeichnete sich eher durch sture Loyalität als durch gesetzgeberische Intelligenz aus.
Die Augen des Präsidenten wurden hart. »Er ist genau richtig. Und um sicherzugehen, dass es auch im Senat keine Probleme gibt, wünsche ich, dass die Vorlage übermorgen zur Beratung eingebracht wird.«
Bailey unterdrückte seinen Zorn nur mit Mühe. »Aber da werde ich schon auf Sinai sein, Mr. President. Oder haben Sie sich entschlossen, selbst …«
»Nein«, fiel der Präsident ihm scharf ins Wort, »das habe ich nicht. Ich wünsche, dass Sie mit Rostow zusammentreffen und die Erneuerung des Abkommens unterzeichnen. Sie verstehen mich doch?«
Es fiel Bailey schwer, seine Fassung zu bewahren. Was hier von ihm verlangt wurde, war der Name Bailey auf dem Zypernabkommen. Sein Name unter einem Vertragswerk, das zum Ausdruck brachte, dass das militärische Element immer noch eine Notwendigkeit für die Nation darstellte. Die Pax Americana-Russica. Trotz der bitteren Erfahrungen, die man in Vietnam gemacht hatte, sollten die Vereinigten Staaten auch weiterhin den Weltpolizisten spielen.
»Ich verstehe Sie sehr gut, Mr. President«, antwortete er schwerfällig.
»Talc«, sagte der Präsident, »ich wünschte, wir beide könnten in diesem Punkt zu einer Einigung kommen.«
»Ich fürchte, das wird nicht möglich sein.«
Dem Präsidenten kam die Galle hoch. »Ihr moralischer Hochmut ist zum Kotzen, Talcott.«
»Ganz recht, Mr. President. Ist das alles für heute?« Er machte Anstalten, sich zu erheben, aber der Präsident hielt ihn mit einer müden Geste zurück.
»Tut mir leid, Talc. Das hatte ich nicht sagen sollen. Wissen Sie, ich bin müde. Meine Mitarbeiter sagen mir, dass es immer schwerer wird, mit mir auszukommen. Margaret und die Kinder sind in Palm Springs. Ich sollte wirklich versuchen, mir ein paar Tage freizunehmen und zu ihnen zu fahren. Vielleicht bessert sich meine Laune in der Wüstenluft.«
»Eine gute Idee, ein paar Tage im Weißen Haus von Palm Springs zuzubringen«, erwiderte Talcott Bailey.
Der Präsident grinste. Es war sein berühmtes Grinsen, das die ganze Welt kannte. »Ich werde es mir überlegen«, sagte er und ließ das Thema fallen. »Es gibt da noch eine persönliche Sache, die ich Sie bitte, für mich in der Zone zu erledigen.«
»Selbstverständlich, Mr. President.«
»Ich meine, abgesehen davon, dass Sie General Tate und seine jungen Spunde nicht verärgern sollten. Ich werde Ihnen einen Brief in Ihr Büro schicken und möchte Sie bitten, ihn Richter Seidel persönlich zu überbringen. Ich wäre daran interessiert, ihn wieder in den Obersten Bundesgerichtshof einzugliedern.«
Talcott Bailey enthielt sich zunächst eines Kommentars. Jason Seidel war ein Studienkollege des Präsidenten gewesen, war viermal zum Abgeordneten gewählt worden und hatte zwölf Jahre lang sein Amt als Bundesrichter ausgeübt, bevor er sich zu einem beispiellosen Schritt entschloß: Er legte sein Richteramt zurück, um eine Offiziersstelle im US-Generalstab anzunehmen. Nun war er Stabschef unter General Tate. Wie der Präsident gehörte auch er dem gemäßigten Flügel der Partei an und war, wie Bailey vermutete, sein inoffizieller Vertreter im Hauptquartier des amerikanischen Kontingents der Friedensstreitmacht. Man sprach jetzt davon, dass Richter Carmody vom Obersten Bundesgerichtshof in den Ruhestand treten wollte – der Mann war achtzig und in schlechter gesundheitlicher Verfassung – und dass der Präsident daran dachte, Carmody durch Jason Seidel zu ersetzen. Die Vorstellung, dass ein Konservativer wie Seidel, ein Mann, der freundschaftliche Beziehungen zu Generälen unterhielt, die Stelle des berühmten alten Liberalen einnehmen sollte, empörte Bailey zutiefst.
»Sie machen wieder Ihr Kalvinistengesicht, Talc«, sagte der Präsident. »Was liegt Ihnen im Magen? Seidel?«
»Denken Sie ernstlich daran, ihm Carmodys Sitz zu überlassen?«
»Es wäre eine Möglichkeit.« Der Präsident hob beschwichtigend die Hand. »Verurteilen Sie nicht von vornherein etwas, was Sie nicht verstehen.
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