35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
daß wir es versuchen dürfen.“
„Sie dürfen es getrost!“ versicherte der Yerno. „Ich wiederhole Ihnen, daß Sie meinen Roten willkommen sein werden. Kommen Sie! Wir haben hier genug Zeit versäumt und können das, was wir noch zu sprechen haben, auch unterwegs bereden.“
„Hm!“ brummte Pena vergnügt. „Wer hätte das gedacht! Wir sahen einen langen und beschwerlichen Marsch vor uns und wußten auch nicht, wie die Chiriguanos uns aufnehmen würden. Nun sind wir diese Sorgen los.“
„Freilich sind Sie nun davon befreit. Sie sehen, daß Sie mich zu Ihrem Glück getroffen haben, und darum denke ich, daß Sie mir dankbar sein werden.“
„Das versteht sich, ja das versteht sich ganz von selbst! Sie können sich auf uns verlassen.“
„Das tue ich allerdings, und ich werde sehr bald sehen, ob ich in der Weise, wie ich es wünsche, auf Ihre Erkenntlichkeit rechnen kann. Jetzt ist das Terrain zu schwierig zur Unterhaltung. Folgen Sie mir erst hinaus ins Freie!“
Er führte uns durch den Wald und kam dabei auf die Fährte, welche er bei seiner Herkunft zurückgelassen hatte. Als wir dann den baumlosen Camp erreichten und nebeneinander hergehen konnten, begann er von neuem:
„Nun kennen Sie meinen Namen und auch meine Absichten; jetzt sagen Sie mir, wie Sie heißen.“
„Ich heiße Escoba“, antwortete Pena.
„Und ich Tocaro“, sagte ich. „Wir sind Yerbateros.“
„Wie kommen Sie denn in die Gefangenschaft dieses viejo Desierto? Kannten Sie ihn?“
„Nein“, antwortete Pena. „Wir kamen von den Bergen, wo wir einen außerordentlich glücklichen Fund gemacht hatten, und –“
„Fund?“ unterbrach ihn der Yerno schnell. „So spricht man doch nicht von der Yerba. Sie haben etwas anderes gefunden?“
„Etwas viel besseres! Gold, eine ganze, starke Ader.“
„Alle Wetter! Was Sie sagen!“
„Ja, eine ganze Ader! Wir schlugen uns einen Vorrat heraus und machten das Loch wieder zu, um es später auszubeuten. Unterwegs trafen wir auf eine Schar von Tobas, denen wir uns anschlossen –“
„Das war dumm! Das war sehr unvorsichtig.“
„Freilich wohl! Wir haben es auch zu bereuen gehabt. Aber wir waren nun einmal froh, Reisegefährten zu bekommen, und da dieselben zum Desierto gehörten, so glaubten wir, nichts befürchten zu dürfen. Wir hatten ihn zwar noch nie gesehen, aber doch so viel von ihm gehört, daß wir annehmen konnten, bei seinen Roten sicher zu sein.“
„Welch ein Tor sind Sie!“ lachte der Yerno. „Sie meinen, weil er als fromm bekannt ist?“
„Ja.“
„Das sind die Schlimmsten! Doch erzählen Sie weiter!“
„Meine Erzählung wird nicht lang sein. Die Tobas nahmen uns mit nach hier. Der Alte empfing uns sehr freundlich; als er aber hörte, daß wir Gold gefunden hatten, ließ er uns überfallen und einsperren. Er hat uns alles abgenommen, sogar unsere Anzüge.“
„Das ist schändlich! Auch das Gold?“
„Natürlich. Er wollte uns zwingen, ihm zu sagen, wo wir die Ader entdeckt haben.“
„Das taten Sie doch nicht etwa?“
„Ist uns nicht eingefallen! Wie lange wir eingesperrt waren, wissen wir nicht, denn da es stets dunkel in dem Loch war, konnten wir den Tag nicht von der Nacht unterscheiden. Ein altes Weib war zuweilen bei uns. Von dieser erfuhren wir, was geschah. So wissen wir, daß die Tobas gegen die Chiriguanos gezogen, aber von diesen besiegt und beinahe aufgerieben worden sind. Heute kam ein Bote, dem es gelungen ist, zu entfliehen. Er meldete, daß die Chiriguanos nach der Laguna unterwegs seien, und der Alte ließ sofort das Dorf räumen und alles auf die Inseln schaffen.“
„Das stimmt; ich habe es gesehen. Wie aber kommt es, daß er Sie freigelassen hat?“
„Das fragen wir uns auch. Für ihn war es doch sicherer, uns umzubringen! Vielleicht ist es gerade eine sehr feine List von ihm.“
„Inwiefern?“
„Wir haben ihm die Goldader nicht verraten. Um den Ort zu erfahren, kann er uns freigelassen haben und einen Mann nachschicken, der uns folgen und heimlich beobachten muß.“
Der Yerno sah sich unwillkürlich um, um nachzuschauen, ob jemand hinter uns herkomme. Dann meinte er:
„Das wird er wohl bleiben lassen, denn er kann keinen Menschen entbehren, da er seine wenigen Leute zur Verteidigung der Insel braucht. Haben Sie ihm gesagt, woher Sie sind und wohin Sie wollen?“
„Ja.“
„So ist es eher möglich, daß er sich vorgenommen hat, einen Mann später dorthin zu senden. Aber dazu soll er nicht kommen, da es
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