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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schach gehalten. Was das Landen betrifft, so fahren wir nicht nach der Stelle, an welcher Sie das Boot gefunden haben. Ich weiß eine andere, welche frei von Gebüsch und vollständig trocken ist. Ich werde Sie auf die Richtung aufmerksam machen. Man kann sie am Tag von hier aus sehen.“
    Jetzt wurde aufgebrochen. Ich hätte auf der Insel zurückbleiben können, wollte aber mit bei der Landung sein. Als das Boot voll war, ergriff der Steuermann, als der kräftigste, das Ruder, und das Fahrzeug flog trotz seiner Last mit einer Schnelligkeit über das Wasser, welche mehrfach größer war wie diejenige, mit welcher ich vorhin gerudert hatte.
    Der Bruder gab die Richtung an, und bald erreichten wir das Ufer. Wie atmeten die Leute auf, als sie es betraten und nun ihrer Freiheit gewiß sein konnten! Ich bat sie, sich möglichst ruhig zu verhalten und auf die Yerbateros zu warten, und kehrte nach der Insel zurück, wo ich an derselben Stelle anlegte.
    Die Yerbateros standen dort, zum Einsteigen bereit. Die Hälfte von ihnen befand sich schon im Boot, als mein Blick auf das Feuer fiel und ich bemerkte, daß einer der Roten aufstand und sich von demselben entfernte.
    „Er macht die Runde“, erklärte mir Monteso, den ich auf den Mann aufmerksam machte. „Wollen eilen, damit wir fort sind, wenn er kommt!“
    „Hm! Ich denke, wir bleiben doch lieber noch da.“
    „Sind Sie des Teufels! Er hält uns mit seinen Pfeilen in Schach. Wir müssen ihm gehorchen.“
    „Pah! Auch ich habe allen Respekt vor diesem Gift; aber vielleicht sind Sie doch ein wenig zu sehr in Angst gewesen. Ich habe Lust, den Mann mitzunehmen.“
    „Das werden Sie bleiben lassen!“
    „Wollen sehen. Ich kann ihn sehr gut als Parlamentär brauchen. Warten Sie hier. Legen Sie sich auf die Erde, damit er Sie nicht stehen sieht.“
    „Sie wollen fort? Wohin?“
    Er ergriff meinen Arm, um mich festzuhalten.
    „Ihm entgegen. Sie müssen wissen, daß es unbedingt notwendig ist, den Mann unschädlich zu machen. Jedenfalls ist zwischen der Insel und dem Dorf irgendein Zeichen verabredet worden. Bemerkt er Ihre Flucht, so gibt er dieses Signal, und wir werden sofort verfolgt. Ein lauter Ruf dringt von hier aus bis in das Dorf, und die Bewohner desselben erwachen und eilen an das Ufer, ehe wir dasselbe erreicht haben. Warten Sie hier! Sie dürfen auf keinen Fall eher fort, als bis ich wieder da bin.“
    Ich riß mich los und schlich mich fort. Das Inselchen schien einen Durchmesser von nicht viel über zweihundert Schritte zu haben. Nur das Ufer war mit Bambus bestanden; im Inneren wuchsen Gras und zahlreiche wilde Kürbisse, wie ich später hörte. Der Rote war nicht mehr zu sehen. Er kam vom Feuer her nicht direkt auf die Stelle zu, an welcher die Weißen gelagert hatten, sondern er ging rund im Kreis. Da er sich infolgedessen nicht mehr zwischen mir und dem Feuer befand, so konnte ich ihn nicht sehen.
    Ich legte mich also auf die Erde nieder und kroch ihm auf Händen und Füßen entgegen, mich immer so hart an das Dickicht haltend, daß er gegen das Feuer an mir vorüber mußte.
    Nach kurzer Zeit schon hörte ich ihn kommen. Er gab sich keine Mühe, seine Schritte zu dämpfen. Ich hatte den Lagerplatz passiert, und er schritt auf denselben zu, jedenfalls in der sicheren Überzeugung, die Gefangenen dort schlafend zu treffen.
    Jetzt ging er an mir vorüber, höchstens sechs Schritte entfernt. Ich bekam ihn nur einen kurzen Augenblick zwischen mich und das Feuer, aber das genügte mir, seine Bewaffnung zu sehen. Er hatte keinen Bogen zum Schießen, hielt aber in jeder Hand einen Pfeil, zum sofortigen Stich bereit.
    Ich durfte ihn nicht bis an den verlassenen Lagerplatz kommen lassen; darum richtete ich mich schnell auf, vier, fünf leise Schritte hinter ihm her – ein Hieb mit dem Gewehrkolben, und er stürzte nieder. Ich trat zuerst zurück, um ihn zu beobachten. Er lag ausgestreckt und regte sich nicht. Nun wagte ich es, mich ihm zu nähern. Die Pfeile waren seinen Händen entsunken; er selbst war entweder tot oder ohnmächtig. Ich hob ihn auf und trug ihn nach dem Ufer.
    „Hier ist der Mann, Señor Monteso“, sagte ich dem Yerbatero. „Reißen Sie sein Gewand in Streifen, um ihn zu binden, und sorgen Sie dafür, daß er, wenn er erwacht, nicht rufen kann! Ich muß zu den beiden anderen.“
    „Bleiben Sie! Sie gehen dem sicheren Tod entgegen! Es sind nun zwei!“
    „Mögen sie es sein! Ich muß auch sie still machen. Wenn er nicht zurückkehrt, suchen

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