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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist gewiß überzeugt gewesen, unsere Rettung dann sicherer bewerkstelligen zu können.“
    „Ich habe nicht mehr daran gedacht, sondern gab auch ihn verloren“, bemerkte der Yerbatero. „Dieser Deutsche aber ist wie die Katze, welche stets auf die Beine zu stehen kommt. Wir sind von ihm gerettet, aber auch ganz entsetzlich blamiert worden. Kaum betritt er die Insel, so schlägt er die Roten nieder, und wir, die wir so zahlreich und so lange da waren, haben uns gefürchtet, eine Hand gegen sie zu heben.“
    „Ja, er wagte sein Leben, während wir um das unsere höchst besorgt waren. Ich wette, daß sich am Abend des heutigen Tages unsere Lage vollständig verkehrt hat, daß die Mbocovis unsere Gefangenen sind, anstatt wir die ihren.“
    „Das ist sicher!“ stimmte Horn bei. „Wenn der Desierto mit hier ist, so hat er gewiß genug Tobakrieger bei sich, um die wenigen Mbocovis zu bezwingen.“
    „Ich bin neugierig, ihn kennenzulernen.“
    „Das glaube ich. Er ist nicht nur ein höchst interessanter, sondern sogar ein für die hiesigen Verhältnisse außerordentlicher Mann, und ich – – –“
    Er kam nicht weiter, denn der Desierto hatte ihn an der Stimme erkannt. Er sprang hinter seinem Baum hervor, hinaus und rief:
    „Horn, Señor Adolf! Sie sind es? Mein Himmel, wie kommen Sie hierher? Wer hat Sie denn – – –“
    Seine weiteren Worte konnte man nicht deutlich hören, denn rechts von ihm war auch Pena aus seinem Versteck getreten und rief ebenso erstaunt:
    „Der Bruder und der Yerbatero! Welch eine Überraschung! Wir wollen Sie befreien, und Sie sind schon frei! Da ist es nichts mit dem Ruhm, den wir dadurch verdienen sollten.“
    „Nicht so laut, Señores!“ mußte ich warnen. „Dämpfen Sie Ihre Stimmen, denn wenn Sie so schreien, so hört man es im Dorf.“
    Jetzt gab es nun freilich ein Durcheinander von Fragen und Antworten. Und nun erst die Betroffenheit Penas und des Desierto, als beide erfuhren, daß ich, während sie schliefen, abwesend gewesen war und meinen Vorsatz ausgeführt hatte. Da der Streich so gut gelungen war, durften sie mich nicht tadeln. Sie mußten sogar gestehen, daß die drei gefangenen Wächter uns von großem Nutzen sein wurden.
    Nun wurde erzählt, in aller Eile. Über das, was unsere Freunde erlebt hatten, ist nicht viel zu sagen. Sie waren gebunden hierher geschafft und auf der Insel interniert worden. Sie hatten gesehen, daß ihre Waffen nach der Casa de nuestro Señor geschafft worden waren, wodurch es sich bestätigte, daß dieses Haus nicht nur als Wohnung des Sendador, sondern auch als Aufbewahrungsort für die geraubten Gegenstände diente. Speise und Trank hatten sie nicht erhalten. Die wilden Kürbisse und jungen Bambusschößlinge waren ihre einzige Nahrung gewesen, wozu sie das verpestete Wasser der Laguna hatten trinken müssen.
    Im übrigen hatten sie nicht zu klagen gehabt, besonders da man ihnen die Kleidung nicht genommen hatte. Dennoch erschraken wir später, als es heller geworden war, über ihr Aussehen. Sie alle ohne Ausnahme glichen Leuten, welche lange Zeit krank gewesen sind. Über den Sendador gab es nur eine Stimme. Er sollte bestraft und demnach verfolgt werden, selbst wenn er sich in den entferntesten Winkeln der Anden verkriechen sollte.
    Indessen verging die Zeit, das Licht des Mondes wurde bleicher und bleicher, und wir mußten daran denken, an das Werk zu gehen. Wir mußten auch den Hirten einige Aufmerksamkeit schenken. Es waren ihrer sechs, wie ich durch das Fernrohr gezählt hatte. Also genügten sechs von unseren Reitern, sie festzuhalten.
    Übrigens waren unsere Streitkräfte zahlreicher geworden, denn die Befreiten hegten ganz natürlich das Verlangen, sich an der Ausführung unseres Plans zu beteiligen. Wir gaben ihnen, soweit möglich, von unseren Waffen ab, und da wir Pferde für sie mitgebracht hatten, so besaßen sie nun alles, was sie brauchten, um sich uns anzuschließen. Gerade der Umstand, daß wir uns im Besitz von Pferden befanden, war von größtem Vorteil für uns. Die Mbocovis hatten keine, und infolge dessen waren wir ihnen weit überlegen. Wir besaßen eine größere Beweglichkeit, und es war vorauszusehen, daß uns kein einziger von ihnen entkommen werde.
    Wir stiegen in den Sattel, um das Dorf zu umstellen. Zwei von den Tobas blieben zurück, um die Reservepferde und die drei gefangenen Roten zu bewachen; auch der Irre wurde ihnen anvertraut. Sechs Tobas erhielten den Auftrag, die Herden und die bei

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