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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Boden Schritt um Schritt weicher und schließlich so sumpfig, daß ich bis an die Knie einsank; doch machte mich das nicht bang. Größer war die Gefahr, welche mir seitens der Krokodile drohte. Befand sich so ein Tier am Ufer, so konnte es leicht um mich geschehen sein. Ich verließ mich dabei auf den Geruchssinn, dem die moschusartige Ausdünstung gewiß auffallen mußte.
    Endlich hatte ich die beiden Gruppen und stocherte mit dem Gewehrlauf im Schilf herum, bis ich die Spitze des Bootes fühlte. Es war mit einem Baststrick an das Ufer befestigt. Das Einsteigen ging nur unter Anwendung der größten Vorsicht vonstatten. Dann untersuchte ich das Boot. Es war groß genug, um sieben oder acht Mann zu fassen, und aus Baumrinde gebaut, also sehr leicht zu regieren. Zwei lange Riemen lagen auf dem Boden. Wegen des Schilfes mußten sie diese Länge haben, damit man sich in das freie Wasser staken konnte. Ich band das Fahrzeug los, setzte mich nieder und stieß mich durch das Schilf, bis ich mich im klaren Wasser befand.
    Das Feuer diente mir als Wegweiser; die Insel selbst konnte ich noch nicht erkennen. Ich wußte, daß sie klein und kreisrund sei, daher ihr Name, und mußte mich nach der dem Feuer entgegengesetzten Seite halten.
    Jetzt konnte ich die Ruder kräftig in Bewegung setzen, hütete mich aber, mit denselben zu plätschern oder laut in das Wasser zu schlagen. Da ich rückwärts saß, so sah ich bald, daß ich einige Begleiter bekam. Mehrere Krokodile fuhren hinter mir her; ihre Köpfe tauchten auch einigemale mir zur Seite auf, doch wagten die Tiere es glücklicherweise nicht, das Boot anzugreifen.
    Je näher ich der Insel kam, desto vorsichtiger mußte ich sein. Es war ja möglich, daß die drei Wächter sich auf der Runde um die Insel befanden und mich kommen sahen. Als ich mich nun der dunklen Seite des Eilands gegenüber befand, wendete ich und ruderte, indem ich die Riemen von mir abstieß. Auf diese Weise saß ich nun mit dem Gesicht der Insel zugekehrt und durfte hoffen, die Nähe einer Gefahr leichter bemerken zu können.
    Nun ging es leise dem Ufer zu. Einige Ellen von demselben entfernt hielt ich an, um zu lauschen und auch die Augen scharf auf dasselbe zu richten. Es war nichts zu hören und zu sehen; darum landete ich. Das Wasser war hier so tief, daß ich mit dem eingesenkten Ruder den Boden nicht erreichte. Der Bambus, welcher auch auf der Insel stand, war nicht dicht; er ließ kahle Stellen zwischen sich, und so war das Landen leicht. Ich legte an, band das Boot fest und stieg aus, hütete mich aber, mich dabei voll aufzurichten. Ich blieb vielmehr noch eine Minute lang in gebückter Stellung halten, um abermals zu lauschen. Erst als ich nichts Verdächtiges zu entdecken vermochte, ging ich vorwärts, aber nicht aufrecht, sondern tief gebückt.
    Als ich ungefähr acht oder neun kleine Schritte getan hatte, raschelte es hinter mir. Ich fuhr schnell herum und sah einen großen, dunklen Körper, welcher sich auf mich warf. Der Anprall war so kräftig, daß ich niederstürzte. Zwei Hände krallten sich mir um den Hals. Ich war auf den Rücken zu liegen gekommen und fühlte ein Knie, welches sich gegen meine Brust stemmte.
    Der Kerl, welcher mich da überrumpelt hatte, besaß eine ungewöhnliche Körperkraft. Er drückte mir die Gurgel so zusammen, daß ich keinen Laut ausstoßen konnte; in einigen Sekunden mußte es um meine Besinnung, vielleicht gar um mein Leben geschehen sein. Ich schlug also mit Aufwendung aller Kraft meine Fäuste von unten herauf gegen seine Unterarme; seine Finger glitten für einen Augenblick von meinem Hals; das genügte, ihn nun meinerseits bei der Kehle zu packen. Jetzt hatte ich Luft zum Atmen. Er umschlang mich mit den Armen und drückte mich an sich, daß ich glaubte, er werde mir die Rippen zerbrechen; darum nahm ich alle Kraft zu einem letzten Druck zusammen; ich fühlte förmlich, daß sein Hals unter meinen Händen nachgab; seine um mich geschlungenen Arme lockerten sich; er ließ los, streckte das noch auf mir liegende Knie und rollte schwer zur Seite.
    Jetzt ließ ich seinen Hals los, um mich durch den Tastsinn zu informieren, mit wem ich es zu tun gehabt hatte. Es konnte ein Roter sein. Aber der Mann hatte eine kerngesunde Lunge. Kaum war sein Hals frei, so holte er tief und schnaubend Atem und griff wieder nach mir. Bis jetzt war kein Wort gefallen. Es lag im beiderseitigen Interesse, den Kampf so still wie möglich zu Ende zu führen. Nun aber hatte ihn das

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