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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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allgemeinen Jubel hervor. Der Leutnant Verano machte dann zwar eine Bemerkung darüber, daß niemand ein Recht besitze, die erbeuteten Pferde, an denen er eigentlich auch einen Anteil habe, oder gar die Gewehre zu verteilen; Hammer achtete aber gar nicht darauf.
    Jetzt begann es dunkel zu werden. Man entlastete die Pferde, ließ sie im ‚klaren Bach‘ trinken und trieb sie dann nach dem Weideplan, wo sie sich erholen sollten. Von dort brachte man einige Rinder mit, welche den Gästen zu Ehren geschlachtet und verschmaust werden sollten. Feuer wurde angezündet, und beim Schein derselben entwickelte sich ein eigenartiges Leben, welches selbst denen, die dergleichen schon oft erlebt hatten, von großem Interesse war.
    Die Cambas schienen zunächst gar nicht an die Gefahr, welche ihnen von den Aripones drohte, zu denken. Sie hatten gehört, daß dieselben noch fern waren, und wußten den Vater Jaguar bei sich. Die Anwesenheit dieses Mannes ließ keine Sorge bei ihnen aufkommen.
    Das Fleisch wurde ganz wie bei den Gauchos bereitet und verzehrt. Man trank dazu ein gegorenes Getränk, welches aus den Früchten des Chañar bereitet wird. Dazu genoß man Kuchen, welchen die Frauen aus Mais- und anderem Mehl in der heißen Asche buken.
    Nach diesem Essen wurde eine Beratung gehalten, an welcher alle Weißen und auch der Häuptling teilnahmen. Wohl nur den Leutnant Verano ausgenommen, hielten alle es für ganz selbstverständlich, daß dem Vater Jaguar die erste Stimme und auch die Entscheidung zustehe. Er wurde aufgefordert und gab seinen Plan bekannt.
    Morgen früh sollten die Gewehre verteilt und die Cambas im Gebrauch derselben unterwiesen werden. Zur geeigneten Zeit sollte man nach dem Tal des ausgetrockneten Sees ziehen, hundert Cambas sollten durch den Eingang desselben marschieren, um sich dann seitwärts im Wald zu verstecken. Diese Leute mußten natürlich die Aripones kommen sehen; sie hatten zu warten, bis diese vorüber und im Tal verschwunden sein würden. Dann sollten sie aus ihrem Versteck hervorkommen und den Eingang besetzen, damit die Aripones nicht zurück könnten.
    Die anderen Cambas sollten sich im Tal selbst verstecken, und zwar hinter den Bäumen, um im gegebenen Augenblick aus dieser sicheren Deckung heraus den Kampf zu beginnen. Die Einzelheiten konnten natürlich nicht genau vorherbestimmt werden. Darum sollten die Cambas so nahe beieinander stehen, daß der eine dem anderen die von dem Vater Jaguar ausgehenden Befehle leise zurufen könne. Nach diesen sollte dann ganz genau gehandelt werden.
    Alle waren mit diesem Plan einverstanden, nur der Leutnant nicht. Er hatte geschwiegen, bis alle ihre Zustimmung erteilten; dann aber sagte er, gegen den Vater Jaguar gewendet: „Ihr Plan, Señor, ist ganz gut, nämlich wenn er gelingt. Nur zweifle ich, daß dies der Fall sein wird.“
    „Das muß abgewartet werden“, antwortete Hammer in gleichmütigem Ton.
    „Warum abwarten! Die Stärke eines tüchtigen Soldaten besteht im Angriff, nicht aber im Zaudern. Der Angreifer ist stets im Vorteil, was Sie aber nicht zu wissen scheinen.“
    „Ich weiß es wenigstens ebenso gut wie Sie, Señor!“
    „Nun, warum wollen Sie denn da nicht angreifen?“
    „Ich will es ja; aber freilich erst dann, wenn ich den Feind in der Falle habe.“
    „Das ist falsch. Sie dürfen ihn gar nicht so weit heranlassen. Sie müssen ihm entgegengehen, um ihn zu schlagen, wo Sie ihn treffen. Oder getrauen Sie sich das nicht? Dann brauchen Sie nur mir die Führung zu übergeben; ich weiß, wie man solche Siege erkämpft.“
    „Mit Blut natürlich, mit sehr viel Blut! Das kann ich auch, Señor, den Aripones entgegengehen und sie schlagen.“
    „Auch wenn sie Ihnen an Zahl überlegen sind?“
    „Auch dann. Aber es würden ihrer viele untergehen, und auch auf unserer Seite würde viel Blut fließen, und das ist es, was ich vermeiden will.“
    „Was! Sie wollen sie schonen?“
    „Ja, sie und uns.“
    „Das ist falsch, grundfalsch. Das kann ich nicht zugeben; dagegen protestiere ich. Diese Hunde müssen niedergeworfen werden, vom ersten bis zum letzten. Es dürfen ihrer sowenig wie möglich entkommen!“
    „Warum, Señor?“
    „Das fragen Sie noch? Sind sie nicht gegen uns? Bestehlen sie uns nicht?“
    „Was tun denn Sie? Gehört Ihnen ein Fußbreit von dem Land, in welchem Sie sich befinden? Haben Sie oder Ihre Vorfahren den Indianern ehrlich bezahlt, was Sie ihnen genommen haben? Doch, streiten wir uns nicht darüber! Wollte

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