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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich auch die Aripones nicht schonen, so würden bei einem Kampf, wie Sie ihn wollen, viele von uns zugrunde gehen. Wenn es aber so kommt, wie ich es wünsche, so fließt kein Tropfen Blut.“
    „Nur auf unserer Seite natürlich!“
    „Wie wäre das möglich? Ein einziger Blick oder auch nur eine kurze Überlegung wird den Feinden sagen, daß sie verloren sind, falls sie zur Gegenwehr greifen. Ich werde zu ihnen sprechen und ihnen menschliche Bedingungen stellen. Daraufhin werden wir einen ehrlichen Frieden mit ihnen schließen.“
    „Einen Frieden? Sie sind des Teufels, geradezu des Teufels, Señor! Es darf kein Friede geschlossen werden. Man muß diese Kerls niederschießen. Je mehr von ihnen zugrunde gehen, desto besser ist es für uns.“
    „Ich weiß allerdings, daß dies Ihre Meinung ist; ich aber denke anders. Sie machen es gerade so, wie diejenigen es machen, mit denen wir es zu tun haben, nämlich Antonio Perillo und Konsorten. Es ist entsetzlich, den Roten auf den Roten zu hetzen, um dabei im Trüben fischen zu können. Solange ich da bin, wird dies verhütet werden.“
    „Werden Sie es verantworten können?“
    „Ich möchte den sehen, der es unternehmen wollte, mich darüber zur Verantwortung zu ziehen.“
    „Der General, der Präsident!“
    „Pah! Wir befinden uns nicht in Buenos Aires, sondern im Gran Chaco. Die Stelle, an welcher Sie sitzen, gehört dem Volk der Cambas; da hat der Präsident nichts zu sagen. Übrigens können die Cambas aus Ihren Worten ersehen, was sie von den Weißen zu erwarten haben.“
    „Sie mögen Frieden halten, dann geschieht ihnen nichts.“
    „Wer kann solchen Freunden gegenüber Frieden halten! Ihr wißt es schon so einzurichten, daß es möglichst bald zum Bruch kommt.“
    „Sprechen wir nicht darüber. Sagen Sie mir lieber, ob es wirklich Ihr Ernst ist, die Roten zu schonen.“
    „Es ist mein vollster Ernst. Warum sollte ich scherzen?“
    „Nun, so mögen Sie wissen, daß ich mich dagegen sträuben werde.“
    „Versuchen Sie es.“
    „Ich werde es nicht nur versuchen, sondern wirklich tun.“
    „Das heißt, Sie werden unter Umständen gegen meinen Willen, gegen meine Anordnungen handeln?“
    „Ja. Ich kenne hier keinen, dessen Anordnungen ich zu befolgen habe.“
    „So vergessen Sie, daß Sie durch uns von dem schmählichen Tod des Ersäufens errettet worden sind, und ich will Ihnen folgendes sagen. Hören Sie wohl darauf! Was ich verspreche oder drohe, das führe ich auch aus. Wenn durch Sie ein einziger Tropfen Blut gegen meinen Willen vergossen wird, gebe ich Ihnen eine Kugel in den Kopf.“
    „Sie sprechen wie toll, Señor!“ fuhr der Offizier auf. „Wissen Sie, wer und was ich bin?“
    „Ein einfacher Leutnant sind Sie, weiter nichts, und nebenbei ein gewalttätiger und blutdürstiger Mensch. Ich aber bin der Vater Jaguar, dem ein braver Indianer mehr gilt als ein gewissenloser Weißer. Was ich gesagt habe, das gilt. Wollen Sie partout Blut sehen, nun, so wird das Ihrige fließen; das schwöre ich Ihnen zu!“
    Er stand von seinem Platz auf und entfernte sich, um den Zorn zu bekämpfen, welcher ihn ergriffen hatte. Der Leutnant stieß hinter ihm her noch einige großsprecherische Worte aus; da aber zog Geronimo, der Liebling des Anführers, sein Messer und sagte zu ihm: „Señor, schweigen Sie! Höre ich noch ein einziges unehrerbietiges Wort gegen unseren Freund, so stoße ich Ihnen diese Klinge in den Leib, daß Ihnen das Reden sofort vergeht! Wenn Sie etwa stolz darauf sind, daß Sie sich Leutnant nennen dürfen, so gehen Sie in das Vaterland des Vater Jaguar, und lernen Sie dort erkennen, daß allerdings ein dortiger Leutnant zehnmal mehr wert ist als bei Ihnen ein General! Mit Ihrer Charge imponieren Sie ihm nicht!“
    Damit hatte die Beratung ein ganz anderes Ende gefunden, als man hätte vermuten können.
    Hammer war zwischen zwei Hütten hindurch und an mehreren Gärtchen entlang gegangen. Er machte diesen Spaziergang nur, um sich zu beruhigen. Der Neumond war seit einigen Tagen vorüber, und am Horizont stand die dünne Mondsichel, um ein halbes, ungewisses Licht über den Weideplatz zu werfen, den der Vater Jaguar nun erreicht hatte. Er sah die Pferde und die Rinder, und da fiel ihm die Stellung auf, welche diese Tiere einnahmen. Die Pferde standen in Gruppen zusammen, und zwar mit den Hinterbeinen nach außen. Die Rinder bildeten ihre Kreise in der entgegengesetzten Weise, nämlich mit den Köpfen nach außen. Dies erklärt sich

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