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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf dem Rückweg aufzuklauben.“
    „Das ist ganz dasselbe.“
    „Nein, denn wir besiegen ihnen ja!“
    „Ob sie als Sieger oder als Besiegte zurückkehren, das ist gleich; sie werden sie mitnehmen. Ich bin überzeugt davon.“
    „Wenn Sie so sagen, dann muß ick Ihnen allerdings recht jeben. Aber es ist nicht zu ändern.“
    „O doch.“
    „Wie?“
    „Wenn wir beide zurückritten, um die Knochen zu holen.“
    „Dat jeht nicht.“
    „Warum?“
    „Weil wir den Feinden in die Hände fallen würden.“
    „Gewiß nicht! Der Vater Jaguar sagte ja, daß sie nicht eher als in vier Tagen hier sein würden. So lange hätten wir also Zeit.“
    „Jut; aber es jeht doch nicht, denn der Vater Jaguar würde es nicht erlauben.“
    „Das ist gar nicht nötig. Ich werde mich hüten, ihn um Erlaubnis zu fragen.“
    „Also nicht? Ja, dat wäre eine andere Sache.“
    „Fritze, würdest du mitreiten?“
    „Hm! Es kommt mich doch ein wenig unheimlich vor.“
    „Ich denke, du bist mir treu!“
    „Herr, treu bin ick; darauf können Sie Ihnen verlassen!“
    „Aber keinen Mut hast du?“
    „Keinen Mut? Wat? Ich als Stralauer Kind am Rummelsburger See soll keinen Mut haben? Dat hat noch kein Mensch zu mich zu sagen jewagt!“
    „Warum ist es dir da mit einemmal so unheimlich geworden?“
    „Nicht aus Furcht, sondern wejen des bösen Jewissens. Es kommt mich wie ein Unrecht vor, so etwas zu unternehmen, ohne vorher den Vater Jaguar zu fragen.“
    „Sind wir an ihn gebunden? Ist er unser Vorgesetzter?“
    „Nein. Aber unter die jejenwärtige Verhältnisse halte ick es für sehr richtig, nichts ohne sein Vorwissen zu unternehmen.“
    „Auch wenn ich darum bitte?“
    „Bitte? Herr Doktor, wenn Sie mich befehlen, so jehorche ick; wenn Sie mir aber bitten, so muß ick Ihnen erst recht den Willen tun. Es würde mich jeradezu unmöglich sein, Ihnen eine Bitte abzuschlagen.“
    „So ist's recht! Das nenne ich Treue, lateinisch Fidelitas geheißen! Also ich kann mich auf dich verlassen?“
    „Ja. Ick jehöre zu Sie und weiche nicht von Ihre Seite. Aber ist's denn wirklich jewiß, daß Sie zurück wollen?“
    „Noch nicht ganz. Ich muß erst abwarten, ob die Verhältnisse meinem Vorhaben günstig sind.“
    „So sagen Sie mich wenigstens, wie wir die Knochens fortbringen wollen?“
    „Wie soll ich das wissen? Ich möchte mich da auf deinen Scharfsinn verlassen.“
    „Ja, wenn mein Scharfsinn ein Roll- oder Frachtwagen wäre, so könnten wir sie darauf verladen. Hier jibt's überhaupt keine Wagens. Man kann sich höchstens der Lastpferde bedienen.“
    „Und da haben wir leider keine!“
    „Nicht? Wat, wir hätten keine? Haben wir nicht über achtzig Pferde erbeutet?“
    „Aber die gehören uns doch nicht!“
    „Nicht? Wer hat dat behauptet? Wir waren dabei, als die erbeutet worden sind. Sie sind eijentlich Jemeingut und müssen verteilt werden. Da kämen wenigstens vier Stück auf uns beide. Ick mache mir jar kein Jewissen, einige Pferde wegzunehmen. Dat ist kein Diebstahl, denn wir bringen sie doch wieder. Und Packsattels sind auch vorhanden. Wir haben also allens, wat wir brauchen.“
    „Und würdest du den richtigen Weg finden, damit wir uns nicht etwa verirren?“
    „Glauben Sie nicht, daß ich mir verirren würde! Wo ick einmal jewesen bin, da bin ick zu Hause wie in meine Tasche. Dat ist der jeringste Kummer, den Sie Ihnen zu machen brauchen. Wenn ick ein Bedenken habe, so ist's ein janz anderes.“
    „Welches?“
    „Von wejen die Krokodilers. Wenn es sich um Knochen handelt, so jehen Sie zu forsch ins Zeug, und da können Sie leicht wieder an so 'ne Bestie jeraten, ohne daß ick Ihnen dann so schnell helfen kann.“
    „Ich nehme mich in acht. Ich verspreche es dir.“
    „Jut! Dann ist die Sache abjemacht. Sagen Sie es mir nur, wenn es losjehen soll! Ick bin dabei.“
    Während dieses Gespräches war man eine tüchtige Strecke weitergekommen. Der Campo wurde zuweilen von kleinen Wäldchen unterbrochen, denen man es ansah, daß sie von Menschenhänden angelegt worden seien. In der Ferne bemerkte man Ackerland, hinter dem einzelne Hütten erschienen. Man ritt zwischen kleineren Ansiedelungen der Cambas hindurch. Gegen Abend kam man dann durch einen lichten Wald, welcher nicht sehr groß war. Als man ihn zurückgelegt hatte, sah man eine Lagune glänzen, an welcher mehrere langgestreckte Reihen von Hütten lagen. Sie waren zu beiden Seiten eines Baches erbaut, welcher aus dem Wald kam. Dieser Bach war der Arroyo

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