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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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muß gelingen. Du brauchst dich nicht zu sorgen. Komm!“
    Sie begaben sich nach der anderen Seite und näherten sich dem Eingang so weit, daß sie ihre Opfer sitzen sehen konnten.
    „Ich nehme die beiden Arrieros und du den Peon“, flüsterte der Gambusino seinem Mordgenossen zu. „Wir schießen sie durch die Köpfe; das ist das allersicherste. Wenn ich ‚drei‘ sage, drückst du ab. Bist du bereit?“
    „Ja“, antwortete Perillo, indem er sein Gewehr anlegte.
    „So ziel gut! Also – eins – zwei – drei!“
    Er rief das letzte Wort mit lauter Stimme und drückte dann schnell hintereinander seine beiden Läufe ab. Die drei armen, nichts ahnenden Menschen stürzten, durch die Köpfe getroffen, nieder. Zu gleicher Zeit erhoben die Indianer ein markdurchdringendes Geheul und drangen in die Höhle ein. Das geschah alles in der Zeit von einigen Augenblicken, so daß die Deutschen niedergerissen und gebunden waren, ehe sie nur den Gedanken an eine Gegenwehr zu fassen vermochten. Dann machten sich die Roten über die Erschossenen her, um ihnen alles abzunehmen, was bei ihnen zu finden war. Darauf schafften sie die vollständig entkleideten Leichen hinaus ins Freie, um selbst auch dort zu bleiben und zu warten, welche Befehle der Gambusino ferner noch erteilen werde. Auch der Häuptling begab sich wieder hinaus, wohl ohne dazu einen anderen, besonderen Grund zu haben als den Respekt, den er vor dem Gambusino hegte.
    Dieser schürte das Feuer heller und stellte sich dann mit Perillo so vor die Gefangenen, daß diese, die sich von ihrem Schrecken noch nicht erholt hatten, ihre Feinde deutlich sehen konnten.
    „Willkommen hier oben in den Bergen, Señores!“ redete er sie in höhnischem Ton an. „Ich bin ganz entzückt, Sie hier zu sehen. Es scheint mir beschieden zu sein, mich immer wieder an Ihrem Anblick erquicken zu dürfen. Wie geht es Ihnen?“
    „Sehr gut, Señor“, antwortete Fritze, der sich zuerst gefaßt hatte und nun in dieser Weise antwortete, um dem Gambusino die Freude zu verderben, ihn kleinlaut und erschreckt zu sehen.
    „Gut? Sogar sehr gut? Sie befinden sich also wohl?“
    „Ja. Wenn es Ihnen so ums Herz wäre wie mir, könnte man Sie beneiden.“
    „Ihr Herz geht mich weniger an als Ihr Geldbeutel. Wie steht es mit diesem? Sind Sie reich?“
    „Sehr.“
    „So können Sie ein Lösegeld zahlen?“
    „Ja.“
    „Aber Sie haben kein Geld mit?“
    „Leider ist es so. Es liegt bei meinem Bankier.“
    „Das tut nichts. Sie werden mir eine Anweisung geben. Wie steht es mit Ihrem Gefährten?“
    Damit war Doktor Morgenstern gemeint, welchem vor Schreck die Sprache abhanden gekommen zu sein schien. Er schwieg; aber Fritze antwortete für ihn: „Der arme Teufel hat weiter nichts, als was in seiner Tasche steckt, eine Handvoll Bolivianos; das ist alles.“
    „So muß er sterben. Ich könnte ihn nur gegen ein Lösegeld freigeben.“
    „Fällt ihm nicht ein, zu sterben, da er weiß, daß ich oft und manchmal für ihn bezahle.“
    „Auch dieses Mal?“
    „Ja. Wie hoch soll die Summe sein?“
    „Zehntausend Bolivianos für beide; das ist die geringste Summe, die ich fordern darf.“
    „Schön! Sollen sie haben! Geben Sie mir Tinte, Feder und gutes, weißes Papier, so soll die Anweisung sofort geschrieben werden!“
    „Nur langsam! Es hat keine so große Eile. Ich muß doch auch mit diesem Señor sprechen.“
    Er pflanzte sich breitspurig vor Engelhardt auf und fragte ihn: „Kennen Sie mich vielleicht, Señor Engelhardt?“
    „Nein“, antwortete der Gefragte, welcher sein Herz erleichtert fühlte, da es sich nicht um sein Leben, sondern nur um ein Lösegeld zu handeln schien.
    „Nicht? Nun, das schadet nichts, denn Sie werden mich kennenlernen, und wenn Sie sich bereitwillig zeigen wie dieser kleine Señor, welcher keinen einzigen von den zehntausend Bolivianos abgehandelt hat, so wird unsere Bekanntschaft eine für beide Teile sehr angenehme sein.“
    „Wieviel verlangen Sie für meine Freiheit?“
    „Das wird sich finden, nachdem ich erfahren habe, wie hoch sich Ihr Besitz beläuft. Ich pflege nämlich nach Prozenten desselben zu rechnen und –“
    Er wurde unterbrochen, und zwar von dem Häuptling, welcher hastig hereintrat und ihm einen Wink gab, auf die Seite zu kommen. Als er diesem Wink gefolgt war, flüsterte ihm das ‚Spitze Messer‘ zu: „Wir sind nicht sicher; wir werden belauscht. Einer meiner Leute hatte eine Gestalt gesehen, welche an der Erde herbeigekrochen

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